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Lexikos

versão On-line ISSN 2224-0039
versão impressa ISSN 1684-4904

Lexikos vol.32  Stellenbosch  2022

http://dx.doi.org/10.5788/32-1-1717 

ARTICLES

 

Die Behandlung der Wortarten in Wörterbüchern zur Lexikographie

 

The Treatment of Parts of Speech in Dictionaries of Lexicography

 

 

Monika Bielinska

Uniwersytet Slqski w Katowicach, Polen, (monika.bielinska@us.edu.pl)

 

 


ZUSAMMENFASSUNG

Ziel des Beitrags ist es, zu beschreiben und zu analysieren, wie drei Wörterbücher zur Lexikographie, nämlich Lexicography. A Dictionary of Basic Terminology (1998) von Igor Burkhanov, Dictionary of Lexicography (2001) von Reinhard R.K. Hartmann und Gregory James und Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung/Dictionary of Lexicography and Dictionary Research (2010-2020) von Herbert Ernst Wiegand et al., Wortarten behandeln. Es wird untersucht, ob die entsprechenden Einträge nur grammatische oder auch lexikographische Informationen enthalten, und ob sie mit anderen Artikeln mit lexikographiebezogenem Inhalt vernetzt sind. WortartArtikel mit Informationen zur Lexikographie werden anschließend unter qualitativem Aspekt erörtert. Der Artikel schließt mit einigen allgemeinen Bemerkungen zur Beschreibung von lexikographieexternen Begriffen in Wörterbüchern zur Lexikographie. Der Autor postuliert, dass sowohl die Wortart-Artikel als auch alle anderen Einträge zu Termini von außerhalb der Lexikographie, z.B. aus dem Bereich der Lingusitik, lexikographische Informationen enthalten. Es ist nämlich nicht die Funktion dieser Artikel, analoge Artikel aus Fachwörterbüchern zu betreffenden Disziplinen zu ersetzen und den gleichen Inhalt zu bieten. In Wörterbüchern zur Lexikographie sollte stets die Lexikographie im Mittelpunkt stehen und die Beschreibungsperspektive prägen.

Schlüsselwörter: Lexikographie, Linguistik, Linguistische Terminologie, Lexikographische Terminologie, Grammatik, Wortarten, Fachwörterbuch, Wörterbuch Zur Lexikographie, Wörterbuchevaluation


ABSTRACT

The aim of the article is to present and analyse how three dictionaries of lexicography, i.e. Lexicography. A Dictionary of Basic Terminology (1998) by Igor Burkhanov, Dictionary of Lexicography (2001) by Reinhard R.K. Hartmann and Gregory James and Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung/Dictionary of Lexicography and Dictionary Research (2010-2020) by Herbert Ernst Wiegand et al, treat parts of speech. It is examined whether the entries contain only grammatical or also lexicography-related information. Then, the interconnectedness of the articles on parts of speech and other lexicographic content is scrutinised. Subsequently, entries with lexicography-related information are examined qualitatively. The article concludes with some general remarks on the description of lexicography-external terms in dictionaries of lexicography. The author postulates that both the part-of-speech articles and all other entries on terms from outside lexicography, e.g. from the field of linguistics, contain lexicographic information. It is not the function of these articles to replace analogous articles from specialised dictionaries on the disciplines concerned, and to offer the same content. In dictionaries on lexicography, lexicography should always be the focus and shape the descriptive perspective.

Keywords: Lexicography, Linguistics, Linguistic Terminology, Lexicographical Terminology, Grammar, Part Of Speech, Specialised Dictionary, Dictionary Of Lexicography, Dictionary Evaluation


 

 

1. Einleitendes

Die Lexikographie ist eine Geber- und Nehmerdisziplin, die auf vielerlei Art und Weise mit anderen vernetzt ist. Einen höchst interdisziplinären Charakter weisen sowohl die lexikographische Praxis - in Wörterbüchern und Enzyklopädien werden zahlreiche Wissensbereiche und Betätigungsfelder des Menschen dargestellt - als auch die Metalexikograhie auf. Die Lexikographie ist nicht nur von Disziplinen abhängig, die ihren Gegenstandsbereich bilden, wie z.B. Sprachwissenschaft, Biologie, Geschichte oder Physik, sondern auch von Wissenschaftszweigen, deren Forschungsmethoden und -ergebnisse sie nutzt, wie etwa Informatik und Soziologie. Da Sprachwörterbücher einen zentralen Platz in der Lexikographie einnehmen, verbindet die Lexikographie mit der Sprachwissenschaft ein besonders enges Verhältnis (vgl. einen Überblick in Bielinska 2019: 115-126). Lexikographische Beschreibung in Sprachwörterbüchern basiert auf linguistischem Wissen, in Wörterbüchern und metalexikographischen Arbeiten wird oft linguistische Terminologie verwendet.

Der hier geschilderte Umstand hat zur Folge, dass Spezialwörterbücher zur Lexikographie außer lexikographiespezifischen Termini solche verzeichnen können, die aus anderen Disziplinen stammen und dass dabei linguistische Terminologie einen beträchtlichen Teil der Stichwörter ausmachen kann. Die Entscheidung über die Aufnahme linguistischer Termini in den Lemmabestand der Wörterbücher zur Lexikographie, die keinesfalls als selbstverständlich gilt (es können auch "nur rein lexikographische Termini" (Bergenholtz 1994: 323) als Lemmata angesetzt werden), zieht weitere konzeptionelle Entscheidungen nach sich. Was die Selektion von linguistischen Termini betrifft, nennt Bergenholtz (1994) im Zusammenhang mit der Erarbeitung von "Nordisk leksikografisk ordbook" folgende nach diversen Kriterien zusammengestellte Gruppen von Termini als Lemmakandidaten:

(1) "lexikographische Termini und andere linguistische Termini, die in der Lexikographie anders als in der Linguistik sonst üblich gebraucht werden"

(2) "lexikograpische Termini und andere linguistische Termini, die besonders wichtig für die Lexikographie sind"

(3) "Wörter, von denen anzunehmen ist, daß sie besonders regelmäßig in lexikographischen Texten vorkommen" und

(4) "alle Wörter oder Wörter, die mit einer gegebenen Mindestfrequenz in lexikographischen Texten auftreten" (Bergenholtz 1994: 323).

Diesbezügliche Entscheidungen sowie alle weiteren Entscheidungen im Hinblick auf die Behandlung von linguistischen Begriffen sind mit anderen Grundelementen der Konzeption des jeweiligen Nachschlagewerks verbunden, d.h. mit dem geplanten Umfang, der Beschreibungstiefe, den Funktionen des Wörterbüches und den Situationen, in denen es benutzt wird, der Wörterbuchbasis sowie mit dem Profil der anvisierten Benutzer, also mit deren Wissen, Kompetenzen und Bedürfnissen.

Eine dem Komplexitätsgrad und dem Stellenwert des Problems gebührende Erforschung der Behandlung von sprachwissenschaftlichen Phänomenen in Wörterbüchern zur Lexikographie ist noch ein Desiderat. Sie kann jedoch nur im Rahmen eines größer angelegten Vorhabens erfolgen. Für die Zwecke dieses Beitrags muss eine Eingrenzung vorgenommen werden. Zum Untersuchungsgegenstand wird die lexikographische Behandlung eines Teils der Grammatik gewählt, und zwar der Wortarten. Die Einteilung des Wortschatzes in Wortarten spielt in der Lexikographie eine wichtige Rolle, weil die Wortartzugehörigkeit der Lexeme deren Beschreibung in Wörterbüchern determiniert. Im Folgenden werden also ausgewählte Nachschlagewerke unter dem genannten Aspekt analysiert, wobei der Schwerpunkt auf lexikographischen1 Informationen liegt und der grammatische bzw. linguistische Teil der Beschreibung von Wortarten weitgehend ausgeklammert bleibt.

 

2. Allgemeines zur Linguistik/Grammatik in ausgewählten Wörterbüchern zur Lexikographie

2.1 Wörterbücher zur Lexikographie bilden eine relativ kleine Gruppe. Außer einigen Glossaren und einem bezogen auf den Umfang sehr bescheidenen schwedischen Wörterbuch En liten ordbok om ordböcker" (1990) von Lillemor Swedenborg sind hier folgende Nachschlagewerke zu nennen: Cishuxue cidian" (1992) von Zuxi Yang und Qingkai Xu, Diccionario de lexicografía práctica" (1995) von José Martínez de Sousa, Nordisk leksikografisk ordbok" (1997) von Henning Bergenholtz et al., Dictionary of Lexicography" (1998, 2001) von Reinhard R.K. Hartmann und Gregory James, Lexicography. A Dictionary of Basic Terminology" (1998, 2010) von Igor Burkhanov, Leksykografia. Slownik specjalistyczny" (2020) hg. von Monika Bieliñska und Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung / Dictionary of Lexicography and Dictionary Research" (2010-2020) von Herbert Ernst Wiegand et al.

Aus sprachlichen Gründen werden in der Untersuchung nur Wörterbücher mit Einträgen auf Englisch berücksichtigt, d.h. Lexicography. A Dictionary of Basic Terminology" (1998) (weiter: LDBT), Dictionary of Lexicography" (2001) (DoL), und das mehrsprachige Wörterbuch zur Lexikographie ..." (WLWF), das - abgesehen von Äquivalenten in sieben bzw. acht Sprachen2 - deutschund englischsprachige Lemma- und Definiensangaben enthält3.

2.2 Die gewählten Wörterbücher unterscheiden sich voneinander in so gut wie allen Aspekten der lexikographischen Konzeption, darunter sehr beträchtlich in ihrem Umfang, was sie jedoch in Hinsicht auf die bereits erwähnte Zielsetzung nicht unvergleichbar macht. Das LDBT umfasst 400 autonome Artikel und 103 Verweisartikel, das DoL - entsprechend 1225 und 709 (Angaben nach Mann 2013: 446) und das fünfbändige WLWF - über 5500 bzw. etwa 7000. Alle drei Lexika verzeichnen linguistischen Fachwortschatz, wobei auch diesbezüglich die zahlenmäßigen Differenzen zwischen ihnen sehr gravierend sind. Selbst wenn man nur die grammatische Terminologie in Betracht zieht, lassen sich erhebliche Unterschiede feststellen. Einer vorläufigen Schätzung zufolge werden in den analysierten Wörterbüchern insgesamt über 120 grammatische Termini als Lemmata angesetzt. Sie sind allerdings nicht gleichmäßig auf die drei Wörterbücher verteilt. Nur über 20 Termini treten gleichzeitig in allen drei Werken auf, ebenfalls über 20 Termini kommen lediglich in zwei Lexika vor, und über 80 Termini, also etwa zwei Drittel, werden nur in einem der Wörterbücher lexikographisch erfasst. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich die genannten Zahlen nur auf die selbständigen Artikel beziehen und wegen unterschiedlicher Datenverteilung keine zuverlässigen Rückschlüsse auf das in den einzelnen Wörterbüchern dargestellte Fachwissen erlauben. So werden beispielsweise das Präfix und das Suffix in zwei Wörterbüchern in separaten Einträgen beschrieben und im DoL zusammen im Artikel zu affix.

Anders verhält es sich, wenn es um die lexikographische Behandlung der Wortarten geht. Zwar werden in Grammatiken abhängig vom Modell verschiedene Klassifikationen erstellt, in den meisten Sprachwörterbüchern für ein breites Publikum wird aber eine traditionelle Einteilung samt traditionellen Bezeichnungen für Wortarten bevorzugt, was sich in den Wörterverzeichnissen der Wörterbücher zur Lexikographie widerspiegelt. Trotz beachtlicher Unterschiede in der Lemmaanzahl sind das LDBT, das DoL und das WLWF in Bezug auf die Aufnahme dieses Teils der grammatischen Terminologie ähnlich. Obwohl der gemeinsame Teil der registrierten linguistischen und auch nur der grammatischen Terminologie prozentual gering ist, decken sich die Listen der aufgenommenen Wortartbezeichnungen in hohem Grade. Darüber hinaus wird jede Wortart in einem separaten Eintrag behandelt, sodass hier - abgesehen von den Einträgen zu den einzelnen Partikeltypen - keine durch unterschiedliche Parzellierung der Daten verursachten Probleme auftreten. Die genannten Faktoren bilden einen geeigneten Ausgangspunkt für die geplante Analyse.

2.3 Die Metatexte im LDBT, im DoL und im WLWF vermitteln einige Informationen, die im Hinblick auf die Analyse von Belang sind. Zum Adressatenkreis und zur Benutzung des Wörterbuchs steht im LDBT Folgendes:

This dictionary is primarily intended for undergraduate and postgraduate students of Linguistics Departments at Philological Faculties and provides an overview of lexicography and its correlation with relevant linguistic disciplines. It may be particularly useful in the seminars and special courses on lexicography, lexicology and linguistic semantics4 (S. 9).

Etwas verwunderlich ist dabei, dass von Adressaten, d.h. von Linguistikstudenten, kein linguistisches (Vor)wissen erwartet wird (No prior knowledge of linguistics or lexicography is required." (ebd.)). Im Vorwort werden auch Funktionen des Wörterbuchs genannt. Eine davon ist to specify the concepts which have been borrowed from other linguistic and non linguistic academic and applied disciplines and note the modifications which these notions have undergone within the framework of lexicographic description"5 (S. 8). Der Verfasser geht explizit auf die Zusammenhänge zwischen der Lexikographie und der Sprachbeschreibung ein und begründet damit die Darstellung linguistischer Begriffe im Wörterbuch. Er betont jedoch, dass diese vom Standpunkt der lexikographischen Theorie und Praxis aus betrachtet werden (vgl. S. 8f.).

Weniger informativ in Bezug auf die Zielsetzung des Beitrags sind die Metatexte des DoL. In den Benutzunghinweisen werden beiläufig Wörterbuchadressaten genannt: a practising lexicographer, a dictionary researcher, an expert in a neighbouring discipline or a student"6 (S. xvii). Einer Passage zur äußeren Selektion ist zu entnehmen, welche Schritte bei der Auswahl unternommen, darunter auch nach welchen Kriterien bestimmte Termini ausgeklammert worden sind. Nicht berücksichtigt werden demnach u.a. terms with no immediate direct relevance to the general theme, for example from descriptive linguistics (e.g. aphesis, double-headed nominal group) or printing (e.g. bullet, font), or names of languages and regionalisms"7 (S. xv). Die Behandlung aufgenommener linguistischer Termini wird nicht thematisiert.

Das WLWF teilt seine Adressaten in zwei Gruppen auf. Zur ersten zählt es Lexikographen, Wörterbuchforscher und Hersteller lexikographischer Produkte aller Typen und zur zweiten alle, die das Wissen und Kompetenzen der Mitglieder der ersten Gruppe erlernen (möchten) oder lehren sowie Übersetzer metalexikographischer Texte (WLWF, Bd. 1, S. IX-X). Der Vorspann des ersten Bandes enthält ein alphabetisches Verzeichnis der Lemmazeichen aus anderen Fachgebieten" (S. LXV-LXIX). Es zeigt sehr deutlich, dass die Lexikographie mit vielen anderen Disziplinen - die Linguistik nimmt hier einen wichtigen Platz ein - verbunden ist, und informiert zugleich die Benutzer, in welchem Ausmaß das WLWF diesen Verbindungen Rechnung trägt.

 

3. Analyse der Behandlung von Wortarten in Wörterbüchern LDBT, DoL und WLWF

3.1 Das zu analysierende Material wurde direkt den Wörterverzeichnissen entnommen. Im Falle des mehrbändigen, monumentalen WLWF lag es nahe, sich auf den Umtext Alphabetisches Verzeichnis der Lemmazeichen aus anderen Fachgebieten" zu verlassen, dies hat sich aber als unmöglich erwiesen. Einerseits enthält das Verzeichnis Termini, zu denen es im Artikelteil keine Einträge gibt, andererseits fehlen im Verzeichnis mehrere im Artikelteil behandelte Termini. Unter den übergangenen Termini aus dem Bereich der Linguistik kann man zum Beispiel folgende nennen: Allomorph, Norm, Phonem, Phänologie, Semiotik, Signifikat, Stilistik, synchronisch, Tempus, Text sowie zwei Wortartbezeichnungen: Adverb und Interjektion.

3.2 Den Gegenstand der Analyse bildet die lexikographische Beschreibung von dreizehn Wortarten: Adjektiv, Adverb, Artikel, Artikelwort, Interjektion, Konjunktion, Numerale, Partikel, Postposition, Präposition, Pronomen, Substantiv und Verb sowie die Einträge zum Lemma Wortart/part of speech.

Der Status der genannten Klassen von Wörtern ist allerdings unterschiedlich. Neben den Substantiven und den Verben, die in den Grammatiken relativ einheitlich als Wortarten aufgefasst werden, gibt es hier z.B. Pronomina, die wegen ihrer unterschiedlichen syntaktischen Eigenschaften verschieden zugeordnet und beschrieben werden, oder Präpositionen und Interjektionen, die entweder separat oder als Subklasse der Partikeln behandelt werden. Noch anders verhält es sich z.B. im Falle der Numeralia und Artikelwörter. Numeralia gelten traditionell als eine Wortart, aber sie stellen im morphosyntaktischen Sinne keine Wortart dar, was sich auch in ihrer lexikographischen Beschreibung widerspiegelt. Neben lexikalischen Einheiten, die mit der Wortartangabe Zahlwort versehen sind, kommen als Lemmata in Sprachwörterbüchern viele Numeralia vor, die den Adjektiven, Adverbien, Substantiven oder Pronomina (Indefinitpronomina) zugeordnet werden. Zu den Artikelwörtern dagegen gehören die Artikel im engeren Sinne, d.h. lexikalische Einheiten, die traditionell zur Wortart Artikel zusammengefasst werden, sowie verschiedene Pronomina. Da aber in Sprachwörterbüchern auch diese Sammelbezeichnung als Wortartangabe verwendet wird8, werden in der folgenden Untersuchung ebenfalls die Einträge zu Artikelwort / determiner9 berücksichtigt.

Die unten stehende Tabelle enthält Termini, die in den zu analysierenden Lexika als Lemmata angesetzt werden. Das Fehlen eines Terminus (sowie des entsprechenden Artikels) in einem Wörterbuch wird mit einem Minuszeichen markiert. Termini, die als Verweislemmata fungieren, z.B. Nomen (- Substantiv), Zahlwort (- Numerale), Zeitwort (- Verb) (WLWF); word class (- part of speech) (DoL), werden in die Tabelle nicht aufgenommen. Als Verweislemma wird auch grammatical class (Bdt. 1) (LDBT) betrachtet, obwohl es im Artikel außer der Information, dass die Bezeichnung als synonymisch zu part of speech gilt, wenige zusätzliche Angaben gibt. Ausgeklammert bleiben auch Bezeichnungen für Verbtypen: Hilfsverb/auxiliary verb, Modalverb/modal verb, phrasal verb und Partikelverb/particle verb sowie für (nur im WLWF genannte) Partikeltypen: Gradpartikel/quantifying particle, Modalpartikel/modal particle und Gesprächswort /conversation word (darauf wird vom Artikel zu Gesprächspartikel verwiesen).

 

 

Die Wortart allgemein sowie acht einzelne Wortarten werden in allen drei Wörterbüchern beschrieben. Vier weiteren Wortarten werden nur in zwei Nachschlagewerken eigene Einträge gewidmet, und eine Wortart - die Post-position - wird lediglich in einem der Lexika behandelt.

In Bezug auf die untersuchten Wörterbücher gestaltet sich dies folgendermaßen: Im WLWF fehlt nur ein Eintrag zu Postposition/postposition. Im LDBT fehlt außer einem Eintrag zu postposition einer zu determiner, was angesichts des bescheidenen Umfangs des Wörterbuchs, eines etwas anderen Status dieser Klasse sowie der Aufnahme des Terminus article nachvollziehbar ist. Im DoL fehlen drei Einträge, und zwar zu interjection, numeral und particle. Das ist schwer zu begründen, denn das Wörterbuch enthält dreimal so viele autonome Artikel wie das LDBT. Der übergangene Terminus particle wird selbst im DoL verwendet (vgl. den Eintrag zu phrasal verb). Hinzu kommt, dass das DoL als einziges von den untersuchten Wörterbüchern einen Eintrag zu postposition enthält, also einer viel selteneren Wortartbezeichnung.

3.3 Artikel, die Wortarten beschreiben, fallen hinsichtlich ihres Umfangs in keinem der untersuchten Wörterbücher auf. Im LDBT sind zwar viele Einträge zu lexikographischen Begriffen länger als Wortart-Artikel, aber es kommen auch kürzere vor, z.B. die Einträge zu bilingual lexicography, dictionary criticism und dictionary definition. Im DoL, das viel kürzere Einträge als die übrigen Wörterbücher11 enthält, gehören die uns interessierenden Artikel zu den kürzesten. Das ist aber nichts Spezifisches für diese Artikelgruppe. Unter den Artikeln zu lexikographischen Begriffen finden sich nämlich auch viele mit vergleichbarem Umfang (hier jeweils ohne bibliograpische Angaben):

verb - A part of speech which serves to express an action or state."

noun - A part of speech which serves to name or designate entities."

adverb - A part of speech which serves primarily to modify a verb, adjective or other adverb."

numerical information - An information category based on figures and statistics."

place-names dictionary - A reference work which provides information on toponyms."

valency dictionary - A specialised grammar dictionary devoted to information on valency relations."12

Auch im WLWF unterscheiden sich die Wortart-Artikel nicht in signifikanter Weise von den übrigen. Ähnlich wie im Falle der Artikel aus anderen lexikographisch erfassten Bereichen variiert der Umfang der untersuchten Einträge beachtlich. So umfasst z.B. der Eintrag zu Verb/verb etwa eine halbe Spalte13, Einträge zu Adjektiv/adjectiv, Artikel /article und Interjektion /interjection - ca. eine Spalte, Einträge zu Artikelwort /determiner, Konjunktion /conjunction, Präposition / preposition und Substantiv/noun - ca. 1,5 Spalten und der Artikel zu Wortart/part of speech - fast drei Spalten.

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass die Wortart-Artikel im Hinblick auf den Umfang den übrigen Artikeln gleichrangig sind. Obwohl sie nicht zu den lexikographische Begriffe beschreibenden Artikeln gehören, heben sie sich von diesen umfangsmäßig nicht ab. Ihr Umfang deutet nicht darauf hin, dass sie in den genannten Lexika eine marginale Rolle spielen und lediglich eine ergänzende (Hilfs-)Funktion haben.

3.4 Nun gilt es also in weiteren Analyseschritten zu untersuchen, ob die Wortarten nur aus linguistischer oder auch - und falls ja, in welchem Grade - aus lexikographischer Sicht beschrieben werden. Ferner wird auch herauszufinden sein, ob die Artikel mediostrukturell in einen lexikographischen Kontext eingebettet sind, d.h. ob sie durch Verweise mit lexikographischem Inhalt in anderen Artikeln verbunden sind. Von besonderer Relevanz ist das im Falle von Wortart-Artikeln mit ausschließlich linguistischer Beschreibung, weil sie nur dank ihrer Vernetzung einen teilweise lexikographischen Charakter annehmen können, was wiederum ihre Funktion im Wörterbuch beeinflusst.

Unter zwölf Artikeln im LDBT findet sich nur einer, der einen grammatischen Begriff auch von lexikographischer Seite beleuchtet. Im ca. anderthalb Seiten langen Eintrag zu part of speech wird etwa die Hälfte Informationen zur lexikographischen Behandlung der Wortarten gewidmet. Ähnlich wird im DoL verfahren. Der einzige Eintrag mit lexikographischen Informationen ist ebenfalls der zu part of speech. Allerdings fällt der betreffende Teil dürftig aus, denn der gesamte DoL-Artikel ist sehr kurz. Die Konzeption des WLWF ist das Gegenteil des bereits Geschilderten. Alle Wortart-Artikel enthalten Informationen zur Lexikographie. Dabei variiert ihr Anteil am gesamten Artikeltext erheblich. In vier Einträgen (Adverb/adverb, Artikel1 /article, Artikelwort/determiner, Partikel /particle) nehmen die lexikographischen Informationen einen Bruchteil des gesamten Textes ein, in vier weiteren (Adjektiv/adjective, Konjunktion/conjunction, Substantiv/noun, Pronomen/pronoun) - etwa je ein Drittel. Zwei Einträge (Numerale/ numeral, Wortart/part of speech) bestehen zu über 50% aus lexikographischen Informationen und in drei (Interjektion / interjection, Präposition/preposition, Verb/ verb) machen diese Informationen den überwiegenden Teil des Artikels aus.

Bei der Analyse der mediostrukturellen Vernetzung der Wortart-Artikel werden nicht nur Verweise auf Artikel zu lexikographischen Begriffen berücksichtigt, sondern auch auf solche zu linguistischen Begriffen, die aber u.a. lexikographische Probleme ansprechen.

Unter den untersuchten Artikeln im LDBT gibt es nur einen, der mit lexikographischem Inhalt stark vernetzt ist. Der Eintrag zu part of speech enthält Verweise auf Artikel zu part of speech label, lexicographic indicator, lemmata, word list, lexicography, general dictionary, specialized dictionary, dictionary user, lexicographer, intended user sowie auf einen Artikel zu grammatical description, der auch Informationen zur Lexikographie enthält. In den sonstigen Einträgen gibt es nur Verweise auf die Artikel zu part of speech label und zu part of speech.

Auch im DoL ist der Artikel zu part of speech derjenige mit den meisten Verweisen auf Artikel mit lexikographischem Inhalt. Es wird hier auf Einträge zu general dictionary, grammar dictionary, usage guide, grammatical code, grammatical information und grammatical label verwiesen. Artikel zu adjective, adverb, conjunction, postposition, preposition und pronoun enthalten Verweise auf die Artikel zu part of speech und zu grammatical information. Die Einträge zu verb und zu noun enthalten darüber hinaus Verweise auf (entsprechend) conjugation und declension. Vom Eintrag zu article wird nur auf grammatical information verwiesen, und der Eintrag zu determiner enthält keine Verweise auf Artikel, die lexikographische Informationen enthalten.

Die Wortart-Artikel des WLWF sind wesentlich besser sowohl mit Artikeln zu lexikographischen Begriffen vernetzt (s. unter 1 im folgenden Verzeichnis) als auch mit solchen, die aus lexikographischer Perspektive linguistische Begriffe beschreiben (s. unter 2):

Adjektiv/adjective - 1. Adjektivartikel, Adjektivlemma, Adjektivvalenzwörterbuch 2. Wortart

Adverb/adverb - 1. Adverbartikel 2. Adjektiv, Partikel, Wortart

ArtikelVarticle - 1. Artikelangabe, Morphologieangabe bei Substantiven142. Wortart

Artikelwort/determiner - 1. Artikel1, Wortartangabe 2. Wortart

Interjektion/interjection - 1. Onomatopöienwörterbuch 2. Gesprächswort, Onomatopöie, Partikel

Konjunktion/conjunction - 1. - 2. Partikel, Wortart

Numerale/numeral - 1. - 2. Wortart

Partikel/particle - 1. Partikelwörterbuch 2. Gesprächswort, Gradpartikel, Konjunktion, Modalpartikel, Präposition, Pronomen, Synsemantikon, Wortart

Präposition/preposition - 1. Präpositionsangabe, Präpositionswörterbuch, Präposition-Teilartikel 2. Partikel, Rektion

Pronomen/pronoun - 1. Pronomenangabe, Pronomenklassenangabe, Pronomen-Teilartikel 2. Partikel, Wortart

Substantiv/noun - 1. Angabe der Substantivklasse, framebasierter Wörterbuchartikel 2. Artikel1, Deklination, Flexion, Genus, Kasus, Kompositum, Numerus, Pluraletantum, Singularetantum, Substantivvalenz, usueller Benennungskontext, Wortart, Wortbildung

Verb/verb - 1. Angabe der Aktionsart, Angabe des Aspekts 2. Aktionsart, Hilfsverb, Infinitiv, Konjugation, Modalverb, Partikelverb, Perfekt, Präteritum, Verbvalenz

Wortart/part of speech - 1. Schulwörterbuch, Wörterbucheinleitung 2. Gesprächswort, Gradpartikel, Interjektion, Konjunktion, Modalpartikel, Modalverb, Numerale, Partikel, Präposition, Pronomen, Substantiv

In den Wortart-Artikeln und folglich in der obigen Zusammenstellung fehlen Angaben zu vielen Artikeln, auf die verwiesen werden könnte. Zum Beispiel im Artikel zu Adjektiv/adjective könnten Verweise auf Einträge zu solchen Termini wie erweiterter Adjektiv-Adverb-Artikel, erweiterter Adjektiv-Präposition-Artikel und erweiterter Adjektiv-Pronomen-Artikel platziert werden. Es leuchtet ein, dass es im Falle eines so umfangreichen Wörterbuchs nicht immer möglich ist, in der Verweisposition eines Artikels alle mit ihm zusammenhängenden Artikel zu nennen. Dennoch sind manche Unterschiede15 zwischen den Verweisangaben einzelner Artikel nicht nachvollziehbar und als fehlende Kohärenz in der medio-strukturellen Vernetzung zu beanstanden. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Wortart-Artikel im WLWF sehr stark im lexikographischen Kontext verankert sind.

Nach dieser Etappe der Analyse lässt sich Folgendes festhalten: In den Wörterbüchern LDBT und DoL wird nur der Begriff der Wortart aus lexikographischer Perspektive dargestellt, wohingegen im WLWF alle untersuchten Artikel lexikographische Informationen enthalten. Mehrere Verweise auf Einträge zu lexikographischen Begriffen sowie auf Einträge, die linguistische Begriffe auch unter lexikographischem Aspekt beschreiben, gibt es im WLWF fast in jedem Artikel (nur die Artikel zu Konjunktion und Numerale sind nicht so gut vernetzt wie die anderen) und im Falle der zwei übrigen Lexika lediglich in den Einträgen zu part of speech. Sonst verweisen alle Wortart-Artikel im LDBT nur auf part of speech und part of speech label, und die Mehrheit der DoL-Wortart-Artikel verweist ausschließlich auf part of speech und grammatical information.

3.5 Im Folgenden wird denjenigen Artikeln Aufmerksamkeit geschenkt, in denen lexikographische Informationen zu finden sind, d.h. den Artikeln Wortart/part of speech in allen drei Lexika und den Artikeln zu den einzelnen Wortarten im WLWF.

Wenn es um die lexikographische Behandlung der Wortarten geht, ist der DoL-Eintrag zu part of speech lakonisch: Minimal part-of-speech information is given in the general dictionary, usually in abbreviated or coded form. More detail is provided in specialised dictionaries such as grammar dictionaries and usage guides". Dem umfangreicheren Eintrag im LDBT lässt sich dagegen entnehmen, dass die Artikel der meisten europäischen Sprachwörterbücher Wortartangaben enthalten, dass und warum allgemeine Wörterbücher auf einer traditionellen Wortartklassifikation basieren (diesem Problem wird ein ganzer Absatz gewidmet) und welche Wortarten in Sprachwörterbüchern unterschieden werden. Ähnliche Fragen werden auch im WLWF besprochen, hier allerdings ausführlicher, mit entsprechender Exemplifizierung und kritischer Komponente. Darüber hinaus wird im WLWF am Beispiel ausgewählter Wörterbücher des Deutschen dargestellt, wie das Problem der Wortartangaben in Wörterbucheinleitungen behandelt wird.

Die Gestaltung der Wortart-Artikel des WLWF folgt keiner stabilen Vorlage, wenn es sich um die Auswahl und Reihenfolge lexikographischer Informationen handelt. Nicht in jedem Wortart-Artikel kommen Informationen derselben Typen vor, was einerseits an der Spezifik der jeweiligen Wortart liegt, andererseits aber wahrscheinlich auf das Fehlen eines einheitlichen Musters zurückzuführen ist. Bei einer pauschalen Betrachtung der Wortart-Artikel lassen sich vier Informationstypen unterscheiden:

(1) Es wird angegeben, welche Eigenschaften von Einheiten, die zur jeweiligen Wortart gehören, in Wörterbüchern dargestellt werden (sollen); vgl. z.B. die Einträge zu Adjektiv, Substantiv, Verb.

(2) Es werden - manchmal sehr allgemein - Probleme der Identifizierung, Zuordnung und Beschreibung der betreffenden Einheiten besprochen; vgl. z.B. die Einträge zu Artikelwort, Konjunktion, Numerale, Partikel, Präposition.

(3) Es werden Wörterbücher bzw. Wörterbuchtypen genannt, die sich vorwiegend oder ausschließlich mit Wörtern der betreffenden Wortklasse befassen; vgl. z.B. die Einträge zu Adjektiv, Präposition.

(4) Einige Artikel enthalten allgemeine metalexikographische Kommentare über die lexikographische Behandlung von Einheiten der betreffenden Wortklasse, die Rolle der metalexikographischen und/oder linguistischen Forschung, über deren Einfluss auf die lexikographische Praxis etc.; vgl. z.B. die Einträge zu Adverb, Interjektion, Pronomen, Substantiv.

Anders als die übrigen Lexika weist das WLWF eine sehr weitgehende Parzellierung des vermittelten Fachwissens auf. Deren Folge ist u.a., dass lexikographische Informationen über die einzelnen Wortarten hier nicht nur in den untersuchten Wortart-Artikeln untergebracht sind, sondern auch in Einträgen zu den einzelnen Angabe-, Artikel- und Lemmatypen. Um festzustellen, wie Wortarten in diesem Wörterbuch behandelt werden, ist es daher notwendig, auch Artikel zu Adjektivangabe, Adjektivartikel, Adjektivlemma, Verbangabe, Verbartikel, Verblemma etc. in die Analyse mit einzubeziehen. Es ist dabei anzumerken, dass es Einträge dieser Art nicht zu allen Wortarten gibt und dass manche der vorhandenen Einträge keine Angaben außer einer Definition enthalten. Darüber hinaus ist die Verteilung der Informationen auf die Einträge zu Lemmata vom Typ -angäbe", -artikel" und -lemma" nicht einheitlich, es kommen Überlappungen und Wiederholungen vor. So ist z.B. sowohl im Eintrag zu Adjektivartikel, als auch in denen zu Adjektivangabe und Adjektivlemma zu lesen, dass als Lemma die unflektierte Form des Adjektivs fungiert. Der Artikel zu Numeralenangabe enthält dagegen Informationen, die nicht die Angabe als solche, sondern allgemein die Behandlung der Numeralia im Wörterbuch betreffen und daher im Artikel zu Numerale zu platzieren wären.

Unanbhängig von der Distribution der Daten innerhalb dieser Artikelgruppe lassen sich hier einige Haupttypen der Informationen unterscheiden:

(1) Im Falle von flektierbaren Wörtern wird die morphologische Form angegeben, die als Lemma angesetzt wird; vgl. z.B. Einträge zu Adjektivlemma, Substantivlemma, Verblemma (s. Abb. 1 im Anhang).

(2) Es werden Wörterbuchartikel oder deren Teile als Beispiele angeführt und manchmal kurz kommentiert; vgl. z.B. Einträge zu Konjunktionsangabe, Substantivangabe, Numeralenartikel und Präpositionsartikel (s. Abb. 2 im Anhang).

(3) Es werden Wörterbuchtypen genannt, die betreffende Artikel bzw. Lemmata aufweisen; vgl. z.B. Einträge zu Artikellemma, Numeralenartikel, Partikelartikel, Pronomenartikel und Verbartikel (vgl. auch Pkt. 3 weiter oben; s. Abb. 3 im Anhang).

(4) Eine Gruppe von Artikeln enthält einen terminologischen Hinweis zum Gebrauch der Termini -lemma und lemmatische -angabe, die sich auf dieselbe Artikelkonstituente beziehen, aber entweder den makrostrukturellen (z.B. Verblemma, Substantivlemma, Pronomenlemma) oder den mikrostrukturellen Aspekt (z.B. lemmatische Verbangabe, lemmatische Substantivangabe, lemmatische Pronomenangabe) betonen (s. Abb. 1 im Anhang).

Das WLWF ist das einzige Lexikon unter den untersuchten, das Wortarten auch aus lexikographischer Perspektive darstellt. Trotz einiger Inkonsequenzen und Mängel in der Beschreibung lassen sich diesem Nachschlagewerk die wichtigsten Informationen zur lexikographischen Behandlung von Wörtern der einzelnen Wortarten entnehmen. Die Konsultierung der Wortart-Artikel soll dabei immer durch das Nachschlagen in den entsprechenden -angabe-, -artikel-und -lemma-Artikeln ergänzt werden.

3.6 Die Erkenntnisse aus der obigen Analyse lassen sich zusammenfassend wie folgt darstellen. Umfangsmäßig unterscheiden sich die untersuchten Einträge von den übrigen Artikeln der genannten Lexika nicht.

Die Wortart-Artikel des LDBT enthalten nur grammatische Informationen, obwohl im Vorwort eine lexikographische Perspektive angekündigt wird (vgl. 2.3). Auch die Wortart-Artikel im DoL bieten keine lexikographischen Informationen. Sie vermitteln grammatisches Basiswissen über die einzelnen Wortarten und können m. E. nur jemandem behilflich sein, der nicht in der Lage ist, Wortarten als solche zu identifizieren. Man fragt sich allerdings, ob solche Personen überhaupt zum Benutzerkreis der Wörterbücher zur Lexikographie gehören (zum Adressatenkreis des LDBT16 und des DoL vgl. 2.3, s. dazu auch 4) bzw. warum sie nach einfachen grammatischen Erklärungen zu Wortarten in Wörterbüchern dieses Typs statt in einem Handbuch oder Lexikon zur Grammatik/Linguistik suchen sollten. Die einzigen der untersuchten Einträge im LDBT und im DoL, in denen lexikographische Perspektive eingenommen wird und die durch Verweise besser mit anderem lexikographischen Inhalt dieser Lexika verbunden sind, sind die Einträge zu part of speech.

Alle analysierten Einträge im WLWF beschreiben die Wortarten auch aus lexikographischer Perspektive, wobei der quantitative Anteil von lexikographischen Informationen an den gesamten Artikeln unterschiedlich ist. Zur Beschreibung der Wortarten gehört in diesem Wörterbuch auch eine Gruppe von Einträgen zu -angabe, -artikel und -lemma, die es daher in der Untersuchung zu berücksichtigen gilt. Wegen des mangelnden einheitlichen Beschreibungsschemas variiert und überlappt sich manchmal das Informationsangebot in den Artikeln, es lassen sich jedoch einige Haupttypen von lexikographischen Informationen über die Wortarten erfassen, die in den meisten der untersuchten Einträge repräsentiert werden (vgl. 3.5). Am Rande ist hier anzumerken, obwohl das nicht zum Untersuchungsgegenstand gehört und daher im Vorangehenden nicht thematisiert wurde, dass die WLWF-Artikel viel detailliertere linguistische Informationen über Wortarten bieten als die anderen zwei Lexika. Somit kann das WLWF seinen (grammatisch gut ausgebildeten) Benutzern auch in dieser Hinsicht als Nachschlagewerk dienen. Die Wortart-Artikel des WLWF sind dank zahlreicher Verweise besser als die entsprechenden Artikel im LDBT und im DoL im lexikographischen Kontext eingebettet, was hauptsächlich durch den Umfang dieses Wörterbuchs bedingt ist.

 

4. Abschließende Bemerkungen

Die Analyse hat einige Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Behandlung der Wortarten in den drei Lexika aufgezeigt. Es fällt auf, dass sich gerade im Hinblick auf die grundlegende Entscheidung, wie die lexikographisch erfassten Wortarten zu beschreiben sind, zwei gegensätzliche Konzeptionen erkennen lassen. Im LDBT und im DoL werden die einzelnen Wortarten - von den Einträgen zu part of speech hier mal abgesehen - ausschließlich unter grammatischem Aspekt dargestellt, während das WLWF jede Wortart auch aus lexikographischem Blickwinkel beleuchtet.

Die letztgenannte Verfahrensweise ist unseres Erachtens viel höher zu bewerten als die Beschreibung der Verben, Substantive etc. ohne Berücksichtigung des lexikographischen Kontextes. Es ist anzunehmen, dass die Benutzer der Wörterbücher zur Lexikographie nicht an grammatischen Grundinformationen, sondern vor allem oder gar ausschließlich an lexikographischen Informationen zu Wortarten interessiert sind und dass sie erwarten, in diesen Wörterbüchern eben solche Informationen zu finden und nicht die gleichen wie in Lexika zur Linguistik. Wortart-Artikel, wie sie im LDBT und im DoL vorkommen, verfehlen daher ihren Zweck, entsprechen nicht der Funktion des gesamten Fachwörterbuchs und beeinträchtigen dessen Nutzwert. Die Aufnahme der Wortartbezeichnungen in die Lemmaliste scheint bei einem solchen Inhalt der Einträge nicht ganz begründet zu sein. Die Zusammenhänge zwischen den beschriebenen Wortarten und dem Wörterbuchgegenstand, d.h. Lexikographie, sind nicht erkennbar, und die dürftigen Verweise helfen dem nur in geringem Grade ab.

Da in Wörterbüchern zur Lexikographie nicht nur das Wortartensystem, sondern auch andere Aspekte der Linguistik sowie anderer für die Lexikographie relevanter Disziplinen berücksichtigt werden können, lässt sich die obige Einschätzung verallgemeinern und ihr Geltungsbereich ausweiten. Alle Einträge zu Termini von außerhalb der Lexikographie sollten in Wörterbüchern zur Lexikographie auch lexikographische Informationen enthalten, sonst kann ihr Vorkommen in diesen Nachschlagewerken unberechtigt erscheinen. Sie sollten dem Profil des Fachwörterbuchs entsprechen und Bedürfnissen von lexikographisch interessierten Benutzern entgegenkommen. Es ist nicht die Funktion dieser Artikel, analoge Artikel aus Fachwörterbüchern zu betreffenden Disziplinen zu ersetzen und den gleichen Inhalt zu bieten. In Wörterbüchern zur Lexikographie sollte stets, d.h. auch in den Einträgen zu lexikographieexternen Termini, die Lexikographie im Mittelpunkt stehen und die Beschreibungsperspektive prägen.

 

Endnoten

1 Der Ausdruck lexikographisch" wird im Beitrag in zwei Bedeutungsnuancen verwendet: zum einen in der allgemeinen, gängigen Bedeutung, wie z.B. in lexikographische Beschreibung" (Beschreibung in einem lexikographischen Nachschlagewerk) und lexikographische Konzeption" (Konzeption eines lexikographischen Nachschlagewerks), zum anderen auch als Gegenteil zu linguistisch" bzw. grammatisch". So ist z.B. die lexikographische Perspektive der Beschreibung von Wortarten nicht als eine für Wörterbücher typische Beschreibungsperspektive zu verstehen, sondern als eine nicht grammatische/nicht linguistische Perspektive. Das bedeutet, dass nicht die linguistischen Eigenschaften der betreffenden Wortart behandelt werden, sondern Probleme, die mit der Beschreibung der Wortart in Sprachwörterbüchern zusammenhängen, und manchmal auch metalexikographische Arbeiten über die Wortart. Unter lexikographischem Inhalt oder lexikographischen Informationen sollten hier nicht alle Informationen aus einem Nachschlagewerk, hier: einem Wörterbuch zur Lexikographie, verstanden werden, sondern nur Informationen über Lexikographie, also über das lexikographische Verhalten der Wortarten und nicht über ihre linguistischen Eigenschaften. Die realisierte Bedeutungsvariante von lexikographisch" geht immer aus dem Kontext hervor.
2 Zu den Äquivalentsprachen gehören Afrikaans, Bulgarisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Ungarisch und Russisch (nicht in allen Artikeln).
3 Die gewählten Wörterbücher sind Gegenstand einiger Besprechlungen, vgl. etwa Bielinska (2011), Heliel (2000), Nied Curcio (2012), Nielsen (1999), Pälfi/Kristiansen (2010) und Urdang (2000). Ihre Autoren befassen sich mit diversen Aspekten der rezensierten Nachschlagewerke, aber das hier thematisierte Problem der Wortartenbeschreibung wird von ihnen nicht behandelt. Daher wird im Folgenden auf diese Rezensionen nicht eingegangen.
4
Dieses Wörterbuch richtet sich in erster Linie an Studenten und Doktoranden der sprachissenschaftlichen Abteilungen philologischer Fakultäten und bietet einen Überblick über die Lexikographie und ihre Beziehung zu den einschlägigen linguistischen Disziplinen. Es kann insbesondere in den Seminaren und Spezialkursen über Lexikographie, Lexikologie und linguistische Semantik nützlich sein."
5
die Begriffe zu spezifizieren, die aus anderen linguistischen und nicht-linguistischen akademischen und angewandten Disziplinen entlehnt wurden, und die Modifikationen festzustellen, die diese Begriffe im Rahmen der lexikographischen Beschreibung erfahren haben"
6
ein praktizierender Lexikograph, ein Wörterbuchforscher, ein Experte in einer benachbarten Disziplin oder ein Student"
7
Begriffe ohne unmittelbaren Bezug zum allgemeinen Thema, z. B. aus der deskriptiven Linguistik (z. B. aphesis, double-headed nominal group) oder der Drucktechnik (z. B. bullet, font), oder Namen von Sprachen und Regionalismen"
8 Vgl. den Gebrauch der Wortartangabe determiner in den Artikeln zu this, my, few, which, both etc. in macmillandictionary.com, dictionary.cambridge.org oder oxfordlearnersdictionaries.com.
9 Im WLWF ist der Eintrag zu Artikelwort/determiner im Nachtrag zu finden.
10 Der deutschprachige Terminus Postposition wird hier nicht angegeben, weil der entsprechende Eintrag im WLWF fehlt.
11 Vgl. die Angaben zur durchschnittlichen Artikellänge im DoL, im LDBT und in Bd. 1 des WLWF in Mann (2013: 447, 455).
12 Die Typographie der im Aufsatz angeführten Einträge entspricht nicht der typographischen Gestaltung der Einträge in Lexika.
13 Eine Spalte zählt ungefähr 3000 Zeichen.
14 Eintrag zu Morphologieangabe bei Substantiven ist nur ein Verweisartikel.
15 Beispielsweise wird von den Artikeln zu Adjektiv / adjective und Partikel /particle auf die zu Adjektivvalenzwörterbuch und Partikelwörterbuch verwiesen. In den Artikeln zu Substantiv und Verb fehlen jedoch Verweise auf Substantivvalenzwörterbuch, Verbwörterbuch und Verbvalenzwörterbuch. Ähnliches trifft bei Verweisen auf -angabe, -artikel, -lemma und -Teilartikel im Falle mancher anderen Wortarten zu. So gibt es z.B. im Eintrag zu Adjektiv Verweise auf Adjektivartikel und Adjektivlemma, aber in den Artikeln zu Substantiv, Verb oder Partikel fehlen entsprechende Verweise. Vom Artikel zu Präposition wird auf Präpositionsangabe und Präpositions-Teilartikel verwiesen, von den Artikeln zu Substantiv, Numerale und Verb wird dagegen auf analoge Artikel nicht verwiesen.
16 Von den Adressaten des LDBT wird zwar kein linguistisches Wissen erwartet, dies bezieht sich aber wohl kaum auf die Kenntnis der Wortarten. Es ist anzunehmen, dass jeder Student, also Wörterbuchbenutzer nach dem Abitur, das in der Grundschule zu erwerbende grammatische Wissen bereits besitzt. Vgl. dazu eine Stelle aus dem WLWF-Artikel zu Wortart:
Darüber hinaus gilt gemeinhin die Unfähigkeit, sprachliche Einheiten einer bestimmten Wortart zuordnen zu können, als Ausdruck mangelnder Bildung - berechtigterweise zumindest, was die zentralen Wortarten angeht [...]."

 

Wörterbücher zur Lexikographie

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Anhang

 

 

 

 

 

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