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Verbum et Ecclesia

versión On-line ISSN 2074-7705
versión impresa ISSN 1609-9982

Verbum Eccles. (Online) vol.35 no.1 Pretoria ene. 2014

http://dx.doi.org/10.4102/ve.v35i1.1374 

BOOK REVIEW

 

The forms and significance of the Eucharist in the Letters of the New Testament and in the book of Revelation

 

 

Christoph StenschkeI, II

IForum Wiedenest, Bergneustadt, Germany
IIDepartment of Biblical and Ancient Studies, University of South Africa, South Africa

Correspondence

 

 

 

Book Title: Frühchristliche Mahlfeiern: Ihre Gestalt und Bedeutung nach der neutestamentlichen Briefliteratur und der Johannesoffenbarung
Author: Hans J. Stein
ISBN: 978-3-16-149816-9
Publisher:Tübingen: Mohr Siebeck, 2008, €74*

 

 

Die vorliegende Untersuchung geht auf eine Dissertation an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal zurück (2008, unter Professor Martin Karrer). Sie fragt nach dem Wesen der urchristlichen Mahlgemeinschaften. Welche äußeren Gestaltungen lassen sich erkennen? Wie sind diese Gestaltungen innerhalb ihres antiken kulturgeschichtlichen Umfelds einzuordnen? Welche Hinweise bieten sie auf die durchführenden Gemeinden? Und:

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der äußeren Gestalt der frühchristlichen Gemeinschaftsmähler und dem inneren Selbstverständnis der feiernden Mahlgemeinschaften? Welche impliziten und expliziten Aussagen machen diese allein dadurch über ihre Identität, dass sie gemeinsam essen und trinken, und zwar in einer bestimmten Weise? (S. 4)

Stein beginnt mit einem soliden Forschungsüberblick und schließt, daß methodisch nur eine gleichberechtigte Zusammenschau von soziologischer Teilnehmerorientierung, liturgiewissenschaftlicher Ablaufordnung und theologischer Deutungsorientierung der Komplexität der frühchristlichen Gemeinschaftsmähler gerecht wird. Lineare Entwicklungsmodelle werden der komplexen Entstehungsgeschichte der frühchristlichen Mähler nicht gerecht. Daher ist - von der äußeren Gestaltung frühchristlicher Mahlfeiern ausgehend - danach zu fragen, welcher Bedeutungsgehalt diesen Formen zugrunde liegt, wo Schwerpunkte gesetzt werden, wo zentrale Anliegen der feiernden Gemeinschaft zum Ausdruck kommen, wo das religiöse Selbstverständnis der Teilnehmer verankert ist (S. 20f.).

Stein untersucht die Mähler jeweils auf der Organisationsebene (etwa:

Wo trifft sich die Mahlgemeinschaft? Wer ist zugelassen? Wie sieht die Teilnehmerstruktur aus? Wer sorgt für das Essen und Trinken? Zu welchen Anlässen und in welchen Abständen versammelt man sich zum Mahl?, S. 21),

der Verlaufsebene

(Wie läuft eine Mahlversammlung ab? Wie beginnt sie? Wie wird sie beendet? Was wird gegessen und getrunken? Wer hat die Leitung inne? Welche Riten, Gesten, Worte spielen eine Rolle im Mahlverlauf?, S. 21)

und der Deutungsebene

(Von welchen Mahlgemeinschaften grenzt man sich ab? An welche Mahlgemeinschaften lehnt man sich an? Welche Mahlkonflikte treten zutage? Wie versteht die Feiergemeinschaft das Mahl? Wie versteht sie sich selbst? Was ist ihr wichtig, was tritt zurück?, S. 21).

Anhand dieser drei Fragenkreise werden die unterschiedlichen neutestamentlichen Hinweise analysiert.

Zunächst schildert Stein ausführlich den kulturgeschichtlichen Hintergrund antiker Mahlgemeinschaften (S. 27-95, griechisch-römische Gastmähler als Paradigma antiker Mahlpraxis, die Besonderheiten der antiken Vereinsmähler und jüdischen Gemeinschaftsmähler). Kapitel drei untersucht die Mahlfeier im Kontext der Paulusbriefe (S. 96-162), das heißt, in Antiochien und Rom, aber vor allem in Korinth, nämlich das Verhältnis von Herrenmahl und Götzenmahl (Grundzüge der Argumentation in 1 Korinther 8-10, Mahlfeier und Warnung vor Identitätsverlust in 10:1-6 und Mahnung zur Identitätssicherung in 10,14-22), sowie Verhältnis von Herrenmahl und Privatmahl. Kapitel drei schildert Mahlfeiern in 2 Thessalonicher 3:10, Kolosser 2:16f. (mit knappem Seitenblick auf den Epheserbrief) und 1 Timotheus 4:3-5; 5:17, 23 (S. 163-213, sie lassen sich als "Weiterentwicklungen und Nachwirkungen paulinischer Grundentscheidungen verstehen", S. 23). Weitere Kapitel gelten den Mahlfeiern im Kontext des Judasbriefs (S. 214-239, Judas 12 als Zeugnis für gemeindliche Agapemähler) und der Johannesoffenbarung (S. 240-327, Mahlanspielungen sieht Stein in 2:14f., 20; 3:20f.; 22:17, 20, die ausgefeilte Mahlbildersprache deutet auf die symbolische Mahlkonfliktbewältigung hin, Gestaltung und Deutung des Gemeinschaftsmahls). Beide Mahlfeiern weisen ein jüdisch-apokalyptisches Gepräge auf.

Im Schlussteil (S. 328-356) finden daneben auch die Evangelien und die Apostelgeschichte sowie eine Reihe nachneutestamentlicher Schriften knappe Berücksichtigung (Didache, Ignatius, Justin, apokryphe Apostelakten). Nach Stein gingen die urchristlichen Mähler bei aller Partizipation an den Vorgaben ihrer Umwelt nicht einfach in diesen Rahmenbedingungen auf. Die Gemeinden suchten eigene Akzente zu setzen, um die zentralen Werte und Überzeugungen ihrer Gemeinschaft auszudrücken:

Die äußere Gestalt der Mahlfeier ist demnach Spiegel des Selbstverständnisses der feiernden Mahlgemeinschaft. Im Ritus des Mahls manifestierte sich nicht einfach nur die allgemein antike Mahlkultur, sondern die Identität einer konkreten Gemeinschaft. Die Organisation und äußere Gestalt des Mahls ist demnach durchsichtig für ein inneres Selbstverständnis, das sich sowohl soziologisch als auch theologisch beschreiben läßt. (S. 238)

Auch wenn die verbalen und rituellen Vollzüge im Einzelnen vielfältig waren, bestand Einheit in der dahinterliegenden Absicht der theologischen Selbstdarstellung:

Die frühchristliche Mahlpraxis steht für einen argumentativ und rituell geführten Diskurs, der zum einen die kulturgeschichtliche Frage nach Integration und Abgrenzung, die dem Christentum jüdisch vorgegeben war, und zum anderen die theologische Frage nach dem Stellenwert der Christologie für das gemeindliche Selbstverständnis und Handeln beinhaltete. (S. 329)

Stein fasst jeweils Mahlorganisation (Räume, Rhythmus, Teilnehmerfrage, Zulassungskriterien, Bereitstellung von Speisen und Getränken; "Während Paulus die Ungleichheit im Mahlvollzug kritisiert, so der Verfasser des 1 Petrusbriefs die Ungleichheit in der Verantwortung für die Gastgeberschaft", S. 334), Mahlverlauf (Ablaufstruktur, Vorsitz und Leitung der Mahlfeier, Speisen und Getränke sowie die das Mahl begleitenden Worte und Gesten) und Mahldeutung zusammen. Stein beobachtet, dass explizite Mahldeutungen nur selten dargelegt werden. Sie stecken aber in den Mahlbezeichnungen, kommen in den Mahlkonflikten und ihren Lösungsstrategien zum Ausdruck, beziehen sich auf die Gruppe und die eingenommene Mahlzeit und verorten die christlichen Mähler anlehnend oder eingrenzend im kulturellen Umfeld jüdischer und paganer Mahlfeiern (S. 342):

Die Mahlgemeinschaft vergewisserte sich jeweils neu des mit der Christwerdung vollzogenen Übertritts aus der Mahlkultur der Völker in die neue und exklusiv verstandene Mahlkultur der Christen hinein und erklärte auf rituelle Weise, wer dazu gehört, was die Gruppe zusammenbindet und wovon die Gruppe lebt. (S. 348)

Abschließend stellt Stein hermeneutische Überlegungen an, die anregende Hinweise für die gegenwärtige kirchliche Mahlpraxis beinhalten. Abendmahl und Eucharistie sind als Zeichenhandlungen zu verstehen, die christliche Identität wahrnehmbar machen sollen. Aus neutestamentlicher Perspektive ist eine Profilierung der eigenen Mahlpraxis geboten: "In welcher Weise feiern wir unser gemeindliches Mahl? Für welches Selbstverständnis wird unsere eigene Feiergestalt durchsichtig?" (S. 349). Bei einer uneingeschränkten Öffnung der Teilnahme am Mahl droht die ekklesiale Identität in einer humanen Identität zu verschwinden. Wenn das Mahl Ausdruck ekklesialen Selbstverständnisses ist, stellen die unterschiedlichen Ekklesiologien der Kirchen das dringendste ökumenische Hindernis dar. Doch muss man nicht erst eine einheitliche Ekklesiologie entwickeln, "sondern einander als Kirche im Vollsinn und als vollgültige Repräsentationsform des einen Leibes Christi begreifen, um gemeinsam das Mahl des Herrn zu feiern" (S. 356). Solange dies nicht der Fall ist, sollte man wegen des Darstellungscharakters darauf verzichten.

Stein hat wesentliche Teile der neutestamentlichen Vorkommen unter neuen Perspektiven gründlich und systematisch erarbeitet. Er bietet frische Perspektiven für die Exegese und inspirierende Einsichten für die kirchliche Praxis. Die unterschiedlichen urchristlichen Mahlgemeinschaften gilt es neu und über die Gestaltung des Abendmahls hinaus zu entdecken. Hier liegt Potential für die Gemeinde selbst, aber auch für ihren missionarischen Auftrag in der Postmoderne, wie etwa der Ablauf von Alpha-Kursen zeigt, in dem das gemeinsam eingenommene Mahl vor der jeweiligen Einführung in den christlichen Glauben eine große Rolle spielt.

Das Verhältnis der von Stein beschriebenen Mahlfeiern sowohl zu den offenen Tischgemeinschaften Jesu als auch zum letzten Abendmahl im Jüngerkreis wird allerdings nicht hinreichend berücksichtigt. Nach Stein werden lineare Entwicklungsmodelle der komplexen Entstehungsgeschichte der frühchristlichen Mahlfeiern nicht gerecht. Dies gilt für ihn auch für die theologische Herleitung aus der Mahlpraxis Jesu (S. 19). Dass diese Verbindung konstitutiv war, zeigt der Verweis auf die Praxis Jesu in 1 Korinther 11:23 ("Der Herr Jesus, in der Nacht, als er verraten wurde ..."). Hier dürfte die Antwort liegen, wie sich innerhalb der allgemeinen Vorgaben antiker Gastmähler eine spezifisch christliche Mahlidentität ausbilden konnte. Auch hier liegen Herausforderung und Potential für die Kirche bis sie mit ihrem Herrn in der Vollendung der Herrschaft Gottes das Mahl feiern wird.

 

Referenzen

Zu beiden konstitutiven vorösterlichen Mählern vergleiche die hervorragenden Beiträge von:

Blomberg, C.L., 2009, 'The authenticity and significance of Jesus' table fellowship with sinners', in D.L. Bock & R.L. Webb (eds.), Key events in the life of the historical Jesus: A collaborative exploration of context and coherence, pp. 215-250, Mohr Siebeck, Tübingen. (WUNT, 247).         [ Links ]

Marshall, I.H., 2009, 'The Last Supper', in D.L. Bock & R.L. Webb (eds.), Key events in the life of the historical Jesus: A collaborative exploration of context and coherence, pp. 481-588, Mohr Siebeck, Tübingen. (WUNT, 247).         [ Links ]

 

 

Correspondence:
Christoph Stenschke
PO Box 392, Pretoria 0003
South Africa
Email: stenschke@wiedenest.de

 

 

* Book price at time of review

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