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Fundamina

versión On-line ISSN 2411-7870
versión impresa ISSN 1021-545X

Fundamina (Pretoria) vol.20 no.1 Pretoria ene. 2014

 

Funktionen der Etymologie in der juristischen Literatur

 

 

Ulrike Babusiaux*

Professor, Lehrstuhl für Römisches Recht, Privatrecht und Rechtsvergleichung, Rechtswissenschaftliches Institut, Universität Zürich

 

 


ABSTRACT

Etymologies tended to be neglected by Romanists. In recent philological research they have been proven to be a characteristic of scientific works (Fachtexte"). In order to clarify their significance it is important not only to analyse their structure, but also the context in which the etymology serves as an argument. In doing this research, one may distinguish etymologies as historical arguments (in Gaius' commentary on the Twelve Tables and Pomponius' enchiridion), etymologies as a didactical means (in Institutiones and introductions to monographs) and finally as a means of presentation (in edictal commentaries). The aetiological aspects of etymologies make them comprehend both - the teleological and the historical argument - depending on the author's intentions. This is why we need to take them, for what they are, namely neither proof of historical development, nor a weakness of juristic thought, but an argument.


 

 

1. Einleitung

Etymologische Ableitungen und Argumente sind in allen Literaturgattungen der Antike anzutreffen1. Gerade in antiken Fachtexten kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu2. Schon die antike Sprachwissenschaft hebt dabei hervor, dass die Etymologie ganz unterschiedliche Zwecksetzungen verfolgen könne. So differenziert das für Rom grundlegende Werk des Varro vier Grade der Etymologie: Während die Etymologie des ersten Grades als evident sichtbare auch dem Volk offenstehe, also keine erkenntnistheoretische Bedeutung aufweist, diene die Etymologie des zweiten Grades dem Grammatiker zur Ermittlung der richtigen Ableitungen poetischer Sprachschöpfung. Die Etymologie des dritten Grades verfolge den Zweck, dem Philosophen Einsicht in das Wesen des Bezeichneten zu vermitteln, während die Etymologie des vierten Grades darauf abziele, die Intention und Einsicht des historischen Wortschöpfers zu rekonstruieren3. Der dritte und vierte Grad sind damit im eigentlichen Sinne ätiologische Etymologien4, wenngleich mit unterschiedlicher Zwecksetzung: Mittels der Etymologie des dritten Grades soll die Bezeichnung Aufschluss über die - nicht zwingend historisch fundierte - Natur der bezeichneten Sache geben, während die Etymologie des vierten Grades versucht, die eigentliche, im historischen Sinne ursprüngliche Bezeichnung bzw. ihre Bedeutung zur ermitteln.

Erst recht keine einheitliche Funktion hat die Verwendung der Etymologie in der Rhetorik. So erkennt ihr etwa Quintilian drei verschiedene Funktionen zu: Sie diene vorrangig dazu, im dialektischen Gespräch oder in der Rede zu den Beweisen aus der Definition einer strittigen Sache beizutragen, sodann (seltener) der Ermittlung der sprachlich-korrekten Form und letztlich der Rekonstruktion von Sachwissen, vorzugsweise antiquarischen Wissens aus der römischen Frühzeit5. Obgleich diese Zwecksetzungen das varronische Vorbild des zweiten bis vierten Grades noch deutlich erkennen lassen, offenbaren Quintilians Darlegungen, dass die Etymologie dem rednerischen Zweck untergeordnet wird, das heisst allein dem Sachargument dient6.

Angesichts der Sprachgebundenheit der Rechtswissenschaft bedeutet es keine Überraschung, dass auch die Schriften der römischen Juristen eine grosse Zahl an Etymologien aufweisen. Diese Etymologien sind bisher zwar gesammelt7 und im allgemeinen Kontext der antiken Sprachwissenschaft eingeordnet worden8. Die Verwendung im Einzelnen sowie die Funktion dieser juristischen Etymologien und ihr Verhältnis zum rechtlichen Argument bedürfen aber der weiteren Klärung9, zu der hier ein erster Schritt unternommen werden soll.

Zu diesem Zweck soll von den Etymologien ausgegangen werden, deren Funktion sich eindeutig aus der Werkgattung, in der sie verwendet sind, ableiten lässt. Dies gilt vor allem für die historisch-antiquarischen Etymologien in Gaius' Zwölftafelkommentar und Pomponius' liber singularis enchiridii (I). Sodann sind die Etymologien in den Lehrwerken, das heisst vor allem in Gaius' Institutiones, aber auch in Paulus' monographischen Werken zu würdigen (II), bevor in einem letzten Teil versucht werden soll, die etymologischen Bezugnahmen in Ulpians und Paulus' Ediktskommentaren einer Deutung zuzuführen (III).

 

2. Etymologie als historisches Argument

Die historisch-antiquarische Funktion der Etymologie ist vor allem in rechtshistorischen Werken zu erwarten. Schon Labeos etymologische Studien könnten diesen Zweck verfolgt haben10. Der Zustand der Überlieferung erlaubt aber nur wenig sichere Zuweisungen labeonischer Etymologien an einzelne seiner Werke11. Daher sind hier nur Etymologien in zwei erklärtermassen historischen Zwecken dienenden Werken12, das heisst im gaianischen Zwölftafelkommentar sowie im enchiridion des Pomponius, in den Blick zu nehmen.

2.1 Gaius' Zwölftafelkommentar

Das berühmte Einleitungsfragment zu Gaius' Zwölftafelkommentar D. 1.2.1 (Gai. 1 ad leg. duod. tab.)13 offenbart und legitimiert die Kommentierung der Zwölftafeln durch einen sechshundert Jahre später tätigen hochklassischen Juristen. Soweit hier von Interesse zieht Gaius in dieser Rechtfertigung zunächst verschiedene Topoi zum prooemium heran14, indem er einerseits die Bedeutung des exordium für die Rede, andererseits die das Opfer vorbereitenden Handlungen, insbesondere die rituelle Handwaschung15, als Grund seines Vorhabens erwähnt. Als sachlichen Zweck der Rückkehr zu den Ursprüngen Roms nennt er sein Bedürfnis nach Vollständigkeit, das heisst die Aufnahme aller Teile eines Ganzen in die Darstellung, wobei er die Einleitung als den wichtigsten Teil bezeichnet. Zu beachten ist freilich, dass die Einleitung nicht allgemein den Zweck des Zwölftafelkommentars erläutert, sondern die Notwendigkeit, zu den Ursprüngen der Stadt zurückzukehren, um die Auslegung der alten Gesetze zu erläutern. Angesichts der fehlenden Teile des Kommentars muss mithin offen bleiben, ob hiermit die Zwölftafeln selbst als leges vetustates gemeint sind oder alle Gesetze und interpretationes, die Gaius als im Zusammenhang mit den Zwölftafeln stehend und damit als alt ansieht16. Sicher ist aufgrund dieser Einleitung lediglich, dass Gaius sein Vorhaben als historische Grundlegung für das zu seiner Zeit geltende Recht ansieht. Entsprechend dienen die in diesem Werk häufig belegten Etymologien einerseits dazu, bestehende Rechtseinrichtungen auf den Text der Zwölftafeln zurückzuführen17, andererseits zur Klärung von Rechtsworten aus dem Zwölftafelgesetz, die in der Rechtssprache der klassischen Zeit nicht mehr ohne weiteres verständlich sind oder abweichend gebraucht werden.

Das einfachste Beispiel einer rückführenden Etymologie bildet die Kommentierung der Gesetzesworte si calvitur18:

D. 50.16.233pr., Gai. 1 ad leg. duod. tab: "Si calvitur": et moretur et frustretur. inde et calumniatores appellati sunt, quia per fraudem et frustrationem alios vexarent litibus: inde et cavillatio dicta est.

Danach ist die Bedingung si calvitur sprachlicher Vorläufer der Worte calumniatores (missbräuchliche Ankläger) und cavillatio (Spitzfindigkeit, Sophisterei). Diese Ableitung beruht auf der Annahme einer Lautveränderung: calv- bzw. calu wird verändert zu cavil. Legitimation dieser Annahme ist der sachliche Zusammenhang, nämlich der Kernpunkt der Tätigkeit von calumniatores bzw. das Wesen der cavillatio (Synekdoche)19. Durch die Etymologie führt Gaius mithin den in vielen Bereichen wichtigen Rechtsbegriff der calumnia bis auf die Zwölftafeln zurück20.

Ein Beispiel für eine Etymologie zur Klärung nicht mehr gebräuchlicher Worte bildet21:

D. 50.16.234pr., Gai. 2 ad leg. duod. tab: Quos nos hostes appellamus, eos veteres perduelles" appellabant, per eam adiectionem indicantes cum quibus bellum esset.

Den gängigen Rekonstruktionen zufolge findet sich der Begriff hostes in Tab. II, 222, wobei Gaius offenbar von einer Bedeutungsverschiebung ausgeht, die er durch die etymologische Deutung des Wortes perduelles (Feinde) mittels cum quo bellum est23 erläutert. Durch diesen Vergleich von hostes und perduelles wird einsichtig, warum hostes in den Zwölftafeln weitergehend auf jeden Fremden zu beziehen ist.

Eine interessante Doppelfunktion weisen die Etymologien auf, die ein Rechtswort aus den Zwölftafeln mit Blick auf die zeitgenössische Bedeutung zu klären versuchen. Dies zeigt zunächst der einfache Fall des pignus24:

D. 50.16.238.2, Gai. 6 ad leg. duod. tab.: Pignus" appellatum a pugno, quia res, quae pignori dantur, manu traduntur. unde etiam videri potest verum esse, quod quidam putant, pignus proprie rei mobilis constitui.

Nach Gaius soll sich das in den Zwölftafeln belegte Wort pignus (Pfand) von pugnus (Faust) ableiten (Paronymie), weil die Pfandsache mit der Hand übergeben werde. Die durch die Lautverschiebung ermittelte Verwandtschaft für Faust dient mithin als Synonym für das den Inhalt kennzeichnende Wort Hand". Gleichzeitig ergeben sich auch für Gaius' Gegenwart beachtliche rechtliche Folgerungen aus der Etymologie, indem Gaius darauf hinweist, dass nach Meinung der quidam nur bewegliche Sachen, das heisst Sachen, die mit der Hand übergeben werden, als Gegenstand des Pfandes taugen. Da im klassischen Recht auch das besitzlose Pfand, die hypotheca, anerkannt ist, führt mithin auch diese Etymologie den Gaius auf eine frühere Entwicklungsstufe des Rechts zurück25.

Die hier beobachtete Funktion der etymologischen Ableitung, einen Begriff des Zwölftafelgesetzes für das klassische Recht zu aktualisieren26 erklärt auch die ausführlichste Etymologie in Gaius' Werk:

D. 50.16.233.2, Gai. 1 ad leg. duod. tab.27: Telum" volgo quidem id appellatur, quod ab arcu mittitur: sed non minus omne significatur, quod mittitur manu: ita sequitur, ut et lapis et lignum et ferrum hoc nomine contineatur: dictumque ab eo, quod in longinquum mittitur, Graeca voce figuratum άπό του τηλου. et hanc significationem invenire possumus et in Graeco nomine: nam quod nos telum appellamus, illi βέλος appellant άπό του βάλλεσθαι. admonet nos Xenophon, nam ita scribit: καί τα βέλη όµόσε έφέρετο, λόγχαι τοξεύµατα σφενδόναι, πλεΐστοι δέ καί λίθοι. et id, quod ab arcu mittitur, apud Graecos quidem proprio nomine τόξευµα vocatur, apud nos autem communi nomine telum appellatur.

Ausgangspunkt der Kommentierung ist der auf den Diebstahl bezogene Satz: si se telo defendit28, wobei sich Gaius gegen die übliche (volgo) Bedeutung von telum: was mit dem Bogen geschossen werde" wendet. Die anschliessende Etymologie dient Gaius mithin dazu, eine abweichende Deutung des Wortes zu etablieren, wobei er sich auf die lautliche Nähe des poetischen griechischen Ausdrucks άπό του τηλου (Ferne) zu telu-m stützt (Antonomasie29). Mithilfe dieser lautlichen Rückführung auf ein griechisches Vorbild gelangt Gaius zur griechischen Parallele βέλος, das jedes geworfene Geschoss bezeichne, mithin die Bedeutung aufweist, die Gaius auch für telum favorisiert30. Diese Deutung des Wortes βέλος wird ihrerseits durch eine Etymologie, nämlich unter Rückführung auf das Verb βάλλεσθαι, erläutert. Dass das Wort βάλλεσθαι die favorisierte breite Bedeutung hat, belegt Gaius weiter durch Verweis auf ein Xenophon-Zitat, in dem ganz verschiedene Gegenstände als Waffen geschleudert werden31. Abgeschlossen wird diese kunstvolle Herleitung des Gehaltes von telum bzw. βέλος dadurch, dass Gaius das griechische Wort τόξευµα als Beleg für das, was mit dem Bogen geschossen wird", einführt. Auf diese Weise beweist der Jurist, dass das lateinische telum zwei Worten im Griechischen entspricht: Die gängige (volgo) Deutung weist auf das lautlich nicht verwandte τόξευµα, die von ihm favorisierte Entsprechung dagegen auf das lautlich nahe βέλος, das heisst den weiteren Begriff.

Die etymologisch-historische Ableitung dient Gaius somit zur lexikalischen Fixierung eines über den Zwölftafeltext hinaus wirkenden Rechtswortes. Besonderes Gewicht bei dieser Deutung dürfte die Bezugnahme auf Xenophon haben, da zum einen der beschriebene Zug der Zehntausend in zeitlicher Nähe zum (legendären) Erlass der Zwölftafeln liegt32. Zum andem fügt sich die Rückführung auf ein griechisches Vorbild nicht nur zur antiken Ableitung des Lateinischen aus dem äolischen Griechisch33, sondern ebenfalls zu der auch bei römischen Historikern vertretenen Annahme, die Zwölftafeln seien durch die Gesetze des Solon beeinflusst34.

2.2 Pomponius' enchiridion

Auch die Etymologien im liber singularis enchiridii des Pomponius, das heisst im Rahmen eines historischen Abrisses über die Geschichte der römischen Jurisprudenz35, verfolgen einen historisch-antiquarischen Zweck36, der - wie bei Gaius' Zwölftafelkommentar -der Legitimierungsfunktion für die Gegenwart nicht entgegensteht37. Euphemistisch-rechtfertigende Funktion hat:

D. 50.16.239.1, Pomp. l. sing. ench.38: servorum" appellatio ex eo fluxit, quod imperatores nostri captivos vendere ac per hoc servare nec occidere solent.

Pomponius leitet den Begriff servi (Sklaven) nicht von servire (dienen) ab, sondern führt ihn auf servare (erhalten) zurück, womit sich die Erläuterung aufdrängt, derzufolge die Sklaverei als milderes Mittel gegenüber der Tötung von Gefangenen anzusehen sei, da diese am Leben erhalten (servare) blieben39. Die Etymologie ist Rechtfertigung und historische Schilderung zugleich, da sie den Blick auf den von Pomponius favorisierten historischen Ursprung der auch zu seiner Zeit gültigen Institution der Sklaverei lenkt40.

Stärker in die historische Erzählung eingebettet sind die etymologischen Begriffsdeutungen in41:

D. 1.2.2.16, Pomp. l. sing. ench.42: Exactis deinde regibus consules constituti sunt duo: penes quos summum ius uti esset, lege rogatum est: dicti sunt ab eo, quod plurimum rei publicae consulerent.

So berichtet Pomponius, nach der Vertreibung der Könige seien zwei Konsuln bestellt worden, die die höchste Staatsgewalt innehaben sollten. Konsuln (consules) seien sie deshalb genannt worden, weil sie vor allem für das Wohl des Gemeinwesens sorgten (consulere). Die Ableitung des Wortes dient Pomponius mithin als Argument im Rahmen der historischen Erzählung43. Darüber hinaus weist es den Konsuln eine schmeichelhafte Rolle zu, welche die Fehler der Königsherrschaft überwindet44.

Vergleichbar ist:

D. 50.16.239.5, Pomp. l. sing. ench.: Decuriones" quidam dictos aiunt ex eo, quod initio, cum coloniae deducerentur, decima pars eorum qui ducerentur consilii publici gratia conscribi solita sit.

Manche (quidam) hätten die Bezeichnung Dekurionen (decuriones) darauf zurückgeführt45, dass bei älteren Koloniegründungen, der Zehntteil (decima pars), das heisst der Vormann einer Zehnerschaft, von denjenigen, die überführt worden seien (ducerentur) in den Rat entsandt worden sei. Die Etymologie erlaubt hier einen Rückschluss auf das historische Geschehen, insbesondere eine genauere Beschreibung der Umstände der Koloniegründung, der noch Mommsen gefolgt ist46.

Eine allgemeiner gehaltene historische Rückbesinnung enthalten die etymologischen Deutungen der Worte urbs und oppidum47:

D. 50.16.239.6, Pomp. l. sing. ench.: Urbs" ab urbo appellata est: urbare est aratro definire. et Varus ait urbum appellari curvaturam aratri, quod in urbe condenda adhiberi solet.

D. 50.16.239.7, Pomp. l. sing. ench.: Oppidum" ab ope dicitur, quod eius rei causa moenia sint constituta.

Das Wort urbs sei von urbum (Krümmung des Pfluges) abgeleitet, denn urbare bedeute mit dem Pflug begrenzen". Alfenus Varus habe als urvum den Pflug bezeichnet, welcher bei der Gründung der Stadt angewendet werde48. Das Wort oppidum führt Pomponius dagegen auf die Wurzel ops (Hilfe) zurück, weil zum Zweck von Schutz und Hilfe die Mauern der Stadt errichtet würden49. In diesen, nur im 50. Buch der Digesten überlieferten Etymologien50, fehlt die bisher beobachtete historische Einrahmung, was auf den Eingriff der Kompilatoren weisen könnte, wobei freilich nicht auszuschliessen ist, dass schon Pomponius' Werk in dem hier zitierten Teil nur eine Reihung von Etymologien ohne erläuternde historische Erzählung enthielt. Da auch in Varros lingua latina Etymologien nach Sachgebieten geordnet aneinandergereiht werden51, wäre nämlich auch vorstellbar, dass es Pomponius an dieser Stelle um eine lexikalische Grundlegung ging, bei der die historische Schilderung hinter die Wortdeutung zurücktritt.

Vergleichbar und aufgrund der religiös-sakralen Konnotation bemerkenswert ist52:

D. 50.16.27.1, Ulp. 17 ad ed.: Stipendium" a stipe appellatum est, quod per stipes, id est modica aera, colligatur. idem hoc etiam tributum" appellari Pomponius ait.

Nach Ulpian ist stipendium (Sold) von stips (Geldbeitrag) abgeleitet, was das bezeichne, das durch den stipes (Stock, Pfahl, Stange), das bedeute zu einem reichhaltigen Betrag, zusammengebunden werde. Wie Pomponius sage, werde es deshalb auch als tributum" (Abgabe, Steuer, Geschenk) bezeichnet53. Nach der religionswissenschaftlichen Forschung zu der bei Varro gleichsinnig, aber ausführlicher überlieferten Etymologie54 bezeichnet stips, -is das sakrale Geldopfer, das meist in einen Opferstock (stipes,-itis) eingesteckt wird. Indem Pomponius auf den sakralen Ursprung der Opfersteuer weist55, rechtfertigt er die staatliche Steuereintreibungen (intributio), da diese als Nachfolger der sakralen Opfergaben erscheinen. Die Rückführung des stipendium auf seinen religiösen Hintergrund hat damit nicht nur historische, sondern auch legitimierende Funktion.

Die schon in Gaius' Zwölftafelkommentar zu beobachtende Verbindung von historischer Forschung und aktueller Begriffsprägung lässt sich damit auch für Pomponius nachweisen. Beide verwenden die Etymologie mit ätiologischer Zwecksetzung, nämlich sowohl zur historischen Rekonstruktion als auch zur Wesensschau.

Weniger offensichtlich sind die Funktionen der Etymologie in der isagogischen Literatur.

 

3. Isagogische Sprachwissenschaft

Als Lehrwerke sind im Folgenden nur systematische Darstellungen, das heisst einerseits allgemeine Einführungswerke, andererseits monographische Behandlungen einzelner Rechtsinstitute zu betrachten56. Diese Beschränkung ergibt sich schon aus dem untersuchten Material selbst, da die kasuistisch oder problematisch orientierten Werke keine etymologischen Ableitungen enthalten. Es liegt nahe, die unterschiedliche Streuung der Etymologien in den verschiedenen Werktypen aus der jeweiligen Anlage und jeweils gepflegten Argumentationsweise zu erklären: Während das systematische Lehrbuch auf die Einteilung, Definition und darstellende Charakterisierung von Rechtserscheinungen angelegt ist, kreisen die kasuistischen und problematischen Schriften um die Lösung eines Einzelfalls57, die auf einleitende Floskeln und umfassende Begriffsklärungen in der Regel verzichten kann.

Schon aufgrund der Überlieferungslage finden sich die meisten Etymologien in den Institutiones des Gaius58. Die Beobachtungen zu diesem Werk sind durch einen Blick auf die etymologischen Argumente in den für Paulus typischen Monographien zu ergänzen.

3.1 Etymologien in Gaius' Institutiones

Für die Institutiones des Gaius ergibt sich die hohe Dichte an Etymologien schon aus der - in allen vier Kommentaren zu Anfang fast redundant gebrauchten - begrifflichen Einführungen59. Der verfolgte Belehrungszweck erklärt auch das häufige Vorkommen von Etymologien des ersten Grades, das heisst derjenigen, die nach Varro auch dem Volk bekannt, mithin offensichtlich sind und damit an sich keiner Erörterung bedürfen60.

Aber auch die in den Institutiones belegten Etymologien des dritten Grades verfolgen die Belehrung und Aufklärung des Lernenden über grundlegende Rechtsbegriffe, wie im Folgenden an wenigen Beispielen vorzuführen ist61. Dies gilt zunächst für die häufigen und schon in der Antike belächelten Zerlegungsetymologien62. Als Beispiel sei die des mutuum genannt:

Gai. 3, 9063: Unde etiam mutuum" appellatum est, quia quod ita tibi a me datum est, ex meo tuum" fiat.

Gaius schliesst diese Deutung des Vertrages an die Erläuterungen zum Entstehen des Darlehens aus der Eigentumsübertragung (contractus re) an, nutzt also die Bezeichnung zur Einsicht in die rechtlichen Eigenschaften64.

Aber auch Lehnwortetymologien können weniger historische, als didaktische Zwecke verfolgen, wie die Etymologie zu spurii belegt:

Gai. 1, 6465: (...) nam et hi patrem habere non intelleguntur, cum is et incertus sit, unde solent spurii" filii appellari vel a Graeca voce quasi sporaden" concepti vel quasi sine patre" filii.

Die Etymologie steht im Zusammenhang mit Gaius' Erläuterung des matrimonium iustum als Voraussetzung rechtlicher Vaterschaft: Bestehe zwischen den Eltern keine, weil frevelhafte oder inzestuöse Ehe, so hätten die aus der Verbindung hervorgehenden Kinder zwar eine Mutter, nicht aber einen Vater. Sie stünden damit den nichtehelich geborenen Kindern gleich, weshalb sie als spurii bezeichnet würden. Diese Bezeichnung führt Gaius auf das griechische Wort ό/ή σποράς (verstreut) zurück, so dass er spurii als verstreut empfangene" deutet oder als sine patre filii (vaterlose Kinder)66.

Selbst Etymologien mit historisch-antiquarischem Kontext können vorrangig der Aufklärung über existierende Rechtsinstitute dienen, wie das Beispiel der confarreatio belegt67:

Gai. 1, 112: Farreo in manum conveniunt per quoddam genus sacrificii, quod Iovi Farreo fit, in quo farreus panis adhibetur, unde etiam confarreatio" dicitur;

Gaius führt die Bezeichnung durch Zerlegung in ihre Bestandteile con - farreus zurück, wobei vor allem die Bezeichnung farreus weiterer Erläuterung bedarf. Gaius verweist zu diesem Zweck auf die alte religiöse Praxis, das Opfer dem Iuppiter Farreus darzubringen68. Diese Einbettung und Erläuterung der etymologischen Ableitung legt nahe, dass der Jurist an dieser Stelle nicht historische Sachforschung betreibt, sondern Aufklärung des Rechtsstudenten über das nach wie vor gültige Rechtswort.

Diese Zwecksetzung belegt auch die eponyme Rückführung der actio Rutiliana in:

Gai. 4, 35: Quae species actionis appellatur Rutiliana", quia a praetore Publio Rutilio, qui et bonorum uenditionem introduxisse dicitur, conparata est.

Hier stehen weder die historische Person des Publius Rutilius noch die Umstände der Einführung der nach ihm benannten Klage im Vordergrund69. Vielmehr hat die Etymologie allein den Zweck, die Benennung der Klage zu erklären, ist also nur eine Begleiterscheinung der dogmatischen Erläuterung der actio Rutiliana. Es handelt sich - wie Gaius weiter ausführt - um eine Klage, mittels derer die Verurteilung auf den Vermögenskäufer umgestellt wird, das heisst auf denjenigen, der in der venditio bonorum das Vermögen des insolventen Schuldners erworben hat70.

Die bei Gaius überwiegende didaktisch-belehrende Funktion der Etymologie lässt sich auch in den Monographien des Iulius Paulus nachweisen.

3.2 Einleitungsetymologien in monographischen Schriften des Paulus

Von diesem Spätklassiker sind nicht weniger als vierzig monographisch angelegte Werke bekannt71, von vielen freilich nicht mehr als der Titel. Soweit Fragmente vorhanden und Strukturen erkennbar sind, erweist sich die Etymologie als typisches Element der Einleitung. Regelmässig kommt der etymologischen Ableitung dabei die Funktion zu, die eigentliche Definition vorzubereiten.

Dies gilt zunächst für die auch in anderen Schriften belegte Etymologie der cognatio72, die Paulus in der Einleitung seines liber singularis de gradibus et adfinibus zitiert:

D. 38.10.10.1-2, Paulus l. sing. de grad. et adfin:

1 Nomen cognationis a Graeca voce dictum videtur: συγγενείς enim illi vocant, quos nos cognatos appellamus.

2 Cognati sunt et quos adgnatos lex duodecim tabularum appellat, sed hi sunt per patrem cognati ex eadem familia: qui autem per feminas coniunguntur, cognati tantum nominantur.

Anstatt der sonst belegten Zerlegungsetymologie commune nati führt Paulus die cognatio auf ein griechisches Wort zurück, das allerdings analog komponiert ist73. Die etymologische Rückführung dient einerseits darstellerisch-systematischen Zwecken, da sie die in § 2 folgende Unterscheidung von agnatischer und cognatischer Verwandtschaft vorbereitet74. Andererseits rechtfertigt die etymologische Rückführung die Verwendung des Wortes cognatio als gleichsam untechnischer Oberbegriff der Verwandtschaft, der -wie Paulus später ausführt - sowohl die väterliche als auch die mütterliche Abstammung erfasst75.

Ein einleitender und gleichzeitig evokatorischer Zweck ergibt sich für die Lehnwortetymologie in:

D. 39.6.35.1, Paul. 6 ad leg. Iul. et Pap.: Donatio dicta est a dono quasi dono datum, rapta a Graeco: nam hi dicunt δωρον καί δωρεΐσθαι.

Diese Ableitung der donatio steht zu Beginn der Erörterung eines Senatsbeschlusses, der den Erwerb aus donationes mortis causa durch Personen, denen der Erbschaftserwerb gesetzlich verboten ist, ausschliesst76. Paulus führt das dort genannte und damit erörterungswürdige Wort (donatio) auf seinen Stamm donum (Opfergeschenk) zurück, der seinerseits durch das griechische Pendant δωρον και δωρεΐσθαι (Geschenk und schenken) erläutert wird. Diese Herleitung scheint auf den ersten Blick ähnlich banal wie die Zerlegung der cognatio in ihre Bestandteile. Allerdings spricht einiges dafür, dass der Jurist die donatio durch die Rückführung auf griechischen Ursprung sowie durch die Anspielung auf das Opfergeschenk besonders zu würdigen gedenkt77. Wie nämlich die spätere Heraushebung der vera et absoluta donatio (§ 2) zeigt, soll gerade diese Abgrenzung zur donatio mortis causa78, die als unvollständige und vorläufige Schenkung gebrandmarkt wird, das Verbot legitimieren.

Die damit erkennbare Vorbereitungsfunktion der Etymologie in Paulus' Monographien geht einher mit den Kennzeichen dieser Textgattung: Sofern es ein Jurist unternimmt, einem einzelnen Rechtserscheinung ein eigenes Werk zu widmen, bedarf dies einerseits besonderer Rechtfertigung, andererseits genauer Vorbereitung des Lesers79. Die Etymologie, die am Anfang des Werkes steht, bildet in der weiteren gedanklichen Entfaltung des Themas mithin geradezu einen Subtext, dessen eindringliche, weil lautlich gestützte Lektion im gesamten weiteren Verlauf zur sicheren Orientierung dient80.

Mit den bisher gewonnenen Erkenntnissen zur historisch-antiquarisch, didaktischunterweisenden und vorbereitenden Funktion der Etymologien in der römischen Jurisprudenz ist nun das weitaus umfangreichste Material der Kommentarliteratur einer Prüfung zu unterziehen.

 

4. Etymologien in Kommentierungen

Schon durch ihren Anteil am Digestentext bilden die Ediktskommentare des Paulus und des Ulpian die Hauptquelle der in den Digesten anzutreffenden Etymologien81. Als Etymologien im eigentlichen Sinn sind freilich nur die Begründungen anzusehen, die eine Wortbedeutung aufgrund klanglicher Nähe unter Beachtung der Änderungstopoi auf ein ursprüngliches Wort zurückführen82. Beachtet man diesen Unterschied zur (etymologischen oder etymologisierenden) Definition, treten die Charakteristika der ulpianischen und paulinischen Etymologien deutlich hervor.

4.1 Paulus' libri ad edictum

In Paulus' Korpus finden sich zum einen didaktisch-unterweisende Etymologien, die an Gaius' Institutiones erinnern und teilweise auch direkt dort geschöpft sind83, zum andern Einleitungsetymologien, wie sie auch in seinen Monographien beobachtet worden sind.

Ein typisches Beispiel einer didaktisch-erläuternden Etymologie bildet diejenige in:

D. 39.2.3, Paul. 47 ad ed.84: Damnum et damnatio ab ademptione et quasi deminutione patrimonii dicta sunt.

Paulus führt die Bezeichnung damnum (Schaden) aufgrund lautlicher Ähnlichkeit zurück auf ademptio (Wegnahme, Entzug)85. Sodann zerlegt Paulus das (angebliche) Synonym in die erläuternden Bestandteile demin(utio) patrimon(ii)86, so dass sich der Schaden schon begrifflich auf die Vermögenseinbusse beschränkt, was im Kontext der cautio damni infecti eine uferlose Haftungsausweitung verhindert87.

Einen vergleichbaren Zweck verfolgt die Etymologie des Begriffs magister:

D. 50.16.57, Paul. 59 ad ed.: Cui praecipua cura rerum incumbit et qui magis quam ceteri diligentiam et sollicitudinem rebus quibus praesunt debent, hi magistri" appellantur.

Paulus zerlegt magistri (Meister) in die sie qualifizierende Worte magis quam ceteri, die er als Aussage über die Fähigkeiten und die Kompetenz der Benannten im Vergleich zu anderen, Nichtinhabern dieser Ämter, konzipiert88. Durch die etymologische Ableitung wird mithin die Leitungsfunktion des magister im Rahmen der societas publicanorum legitimiert89.

Ebenfalls eine Aufgabenbeschreibung folgt aus der Etymologie von tutores (Vormünder):

D. 26.1.1.1, Paul. 28 ad ed.: Tutores autem sunt qui eam vim ac potestatem habent, exque re ipsa nomen ceperunt: itaque appellantur tutores quasi tuitores atque defensores, sicut aeditui dicuntur qui aedes tuentur.

Die auf der lautlichen Nähe von tutores und tuitores beruhende Etymologie führt zur Ausdeutung von tuitores durch ein Synonym (defensores), das die Tätigkeit und Aufgabe der Tutoren kennzeichnet90. Aus dieser Schutzwirkung der Tutel folgt ohne weiteres, dass bestimmte Personen von der Tutel ausgeschlossen sind, wie Paulus für Stumme und Taube im Anschluss dieser Etymologie festhält (§§ 2-3).

Eine einleitende Funktion kommt hingegen zwei ausführlichen Lehnwortetymologien des Paulus zu. So der Etymologie des furtum91:

D. 47.2.1pr., Paul. 39 ad ed.92: Furtum a furvo, id est nigro dictum Labeo ait, quod clam et obscuro fiat et plerumque nocte: vel a fraude, ut Sabinus ait: vel a ferendo et auferendo: vel a Graeco sermone, qui φωρας appellant fures: immo et Graeci άπό του φέρειν φωρας dixerunt.

In entstehungsgeschichtlicher Abfolge beginnt Paulus mit der Etymologie des Labeo, die sich auf furvus (dunkel) stützt, das heisst mittels des Tropus der Antonomasie die Umstände der Tat evoziert (heimlich und im Dunkeln und meist bei Nacht")93. Sabinus dagegen leite furtum von fraus (Frevel) ab, unterstellt also eine weitergehende Lautveränderung bei der Wortprägung94, die Paulus freilich nicht weiter ausführt. Paulus selbst führt furtum auf ferre oder auferre (wegtragen) zurück oder alternativ auf das griechische Wort (Gleichklang) φωρας für fures (Diebe), wobei er auf die Abstammung des Wortes φωρας von φέρειν verweist. Auf diese Weise stützt das zunächst als Alternative angegebene griechische Lehnwort die favorisierte Ursprungsdeutung von ferre95. Die ausführliche und gelehrte Etymologie verfolgt - wie § 1 zeigt - den Zweck, die rechtlichen Konturen des Institutes einzuprägen: Da sich furtum von ferre ableitet, zumindest also eine contrectatio voraussetzt, scheidet ein psychischer Diebstahl aus: Inde sola cogitatio furti faciendi non facit furem.

Dennoch ist der Vorstellung zu widersprechen, derzufolge Paulus nur eine Etymologie als zutreffend anerkenne. Wie nämlich der weitere Verlauf der Kommentierung zeigt, sind auch die in Labeos und Sabinus' Etymologien zum Ausdruck kommenden Aspekte des furtum immer wieder von Bedeutung96. Genauso wie in seinen Monographien nutzt Paulus mithin die Etymologie als Markierung und Richtschnur, die in der Einleitung gegeben und sodann immer wieder aktiviert werden kann97.

Vergleichbares gilt auch für die Etymologie zur possessio:

D. 41.2.1pr., Paul. 54 ad ed.: Possessio appellata est, ut et Labeo ait, a sedibus98 quasi positio, quia naturaliter tenetur ab eo qui ei insistit, quam Graeci κατοχήν dicunt.

Die von Labeo stammende Etymologie, mit der die possessio als Innehabung beschrieben wird, wird von Paulus als Einleitung des Titels de possessione herangezogen. Dieser Titel erinnert an die paulinischen Monographien, indem er das wesentliche Merkmal -die possessio - verschiedener ediktaler Rechtsbehelfe (Interdikte) als Einheit behandelt, während noch Paulus' jüngerer Zeitgenosse Ulpian seinen Ediktskommentar nach den einzelnen Rechtsbehelfen gliedert99. Die Etymologie folgt dem schon bekannten Schema, in dem das zu klärende Wort possessio auf ein lautlich verwandtes Wort sedes zurückgeführt wird100, wobei die Rückführung durch ein mit beiden Worten lautlich bzw. inhaltlich verbundenes Wort positio plausibel gemacht wird. Dieses Verbindungswort, das die inhaltliche Erläuterung des Ausgangswortes erst ermöglicht, wird seinerseits auf ein griechisches Vorbild zurückgeführt: κατοχήν (Innehabung)101.

Diese Begriffsbestimmung, die gleichzeitig eine Aussage über das Wesen der possessio trifft, bereitet gedanklich die Eigenschaften vor, die Paulus der possessio zuschreibt: So den natürlichen Eigentumserwerb durch possessio naturalis (§ 1), den Besitzerwerb durch Sklaven (§ 2) und durch pupilli (§ 3)102. Erneut ist die Etymologie also die Wegmarke, die den Gedankengang vorzeichnet und dadurch für den Leser strukturiert und einsichtig macht.

Während bei Paulus somit erläuternde und einleitende Etymologien überwiegen, sind die Definitionen das Hauptanwendungsgebiet der Etymologien des Ulpian.

4.2 Ulpians Ediktskommentar

Diese Definitionen bildet Ulpian einerseits mithilfe von Etymologien, die er in der Rechtsliteratur, vor allem bei Labeo, vorgefunden hat, andererseits durch eigenständige etymologische Ableitungen103.

Ein Beispiel für die Verwendung labeonischer Etymologien bildet:

D. 3.2.4.4, Ulp. 6 ad ed.104: praevaricator autem est quasi varicator, qui diversam partem adiuvat prodita causa sua: quod nomen Labeo a varia certatione tractum ait, nam qui praevaricatur, ex utraque parte constitit, quin immo ex adversa.

In seinem Ediktskommentar zur Infamie (Pal. 281) zitiert Ulpian Labeos Etymologie zum praevaricator, dem verräterischen Sachwalter105. Ihre Grundlage ist die teilweise Deckungsgleichheit von prae-varicator und varicator, das heisst die Zerlegung des zu klärenden Wortes in (scheinbare) Bestandteile. Varicare bedeutet Beinegrätschen", kennzeichnet also in körperlich sichtbarer Form das schwankende Verhalten des praevaricator106. Diese Metapher führt zur weiteren Wortklärung, indem Labeo das Wort varicator aufgrund des Gleichklangs in die (scheinbaren) Bestandteile varia certatio (wechselhafte Streitunterstützung) zerlegt107. Bei Ulpian wird diese Ableitung zur Definition: praevaricator est108.

Als originelle etymologische Schöpfungen des Ulpian sei verwiesen auf:

D. 50.16.49, Ulp. 59 ad ed.109: Bonorum" appellatio aut naturalis aut civilis est. naturaliter bona ex eo dicuntur, quod beant, hoc est beatos faciunt: beare est prodesse. in bonis autem nostris computari sciendum est non solum, quae dominii nostri sunt, sed et si bona fide a nobis possideantur vel superficiaria sint. aeque bonis adnumerabitur etiam, si quid est in actionibus petitionibus persecutionibus: nam haec omnia in bonis esse videntur.

Über beare (profitieren) führt er bona zurück auf diejenigen, die dadurch dass sie profitieren glücklich gemacht werden (beatos faciunt). Diese Erläuterung dient sodann zur Ausweitung des Begriffs der bona: Sie erfassen nicht nur das Eigentum, sondern auch den gutgläubigen Besitz110. Letzteres belegt, dass die Etymologie hier der rechtlichen Ausdeutung, insbesondere der Ausweitung des bona-Begriffes dient: Anstelle einer auf das Eigentum beschränkten Deutung, sollen nach Ulpians funktionaler Betrachtung auch die Besitzrechte erfasst sein.111

Ebenfalls der Verbesserung einer vorgefundenen Definition dient die Etymologie in112:

D. 47.10.15.4, Ulp. 77 ad ed.113: Convicium autem dicitur vel a concitatione vel a conventu, hoc est a collatione vocum. cum enim in unum complures voces conferuntur, convicium appellatur quasi convocium.

Ausgehend von der labeonischen Definition des convicium als iniuria (§ 3) führt Ulpian con-vicium aufgrund der Lautähnlichkeit auf con-citatio oder conventus zurück114. Conventus dient ihm sodann als Ausgangspunkt der zerlegenden Deutung in v(oces) conf/v(eruntur). Der für diese Deutung benutzte Tropus ist die Metonymie, indem Ulpian nicht den Inhalt der Beschimpfung, sondern die dabei entstehenden Unruhe zugrunde legt115.

Noch häufiger bedient sich Ulpian - wie schon Gaius und Paulus -Zerlegungsetymologien, um Rechtsbegriffe zu definieren116. Hierzu nur ein Beispiel aus der Kommentierung zum edictum triplex:

D. 14.3.3, Ulp. 28 ad ed.117: Institor appellatus est ex eo, quod negotio gerendo instet: nec multum facit, tabernae sit praepositus an cuilibet alii negotiationi, (...)

Nach Vorstellung des Ediktstextes und nach dem Ediktslob klärt der Spätklassiker den Begriff des institor mittels Etymologie. Diese beruht auf der lautlich begründeten Rückführung auf instare (vorstehen), welches durch das Synonym praeponere (voranstellen) noch weitergehend erläutert wird118. Auf diese Weise ist die Definition inhaltlich und lautlich kongruent, was ihre Überzeugungskraft erhöht.

Stärker suggestiv sind Ulpians Etymologien zu pactum und peculium:

D. 2.14.1.1, Ulp. 4 ad ed.119: Pactum autem a pactione dicitur (inde etiam pacis nomen appellatum est) (...)

D. 15.1.5.3, Ulp. 29 ad ed.: Peculium dictum est quasi pusilla pecunia sive patrimonium pusillum.

So leitet der Jurist pactum (Vereinbarung) aufgrund des Gleichklangs von pactio ab, spielt mithin - wie die Überleitung zu pax (Frieden) zeigt - mit der abgeleiteten Bedeutung vonpactio, welche nicht nur Vereinbarung, sondern spezifischer Kapitulation (Friedensvertrag) bedeutet120. In vergleichbarer Weise beruht die Etymologie zu peculium zunächst auf der Wortähnlichkeit von peculium und pecunia, wobei Ulpian peculium in zwei Elemente (pusillum = klein und pecunia = Vermögen) zerlegt, was es ihm erlaubt, von der pecunia abstrahierend auch das patrimonium zur Erläuterung (patrimonium pusillum) heranzuziehen121.

In diesem Kontext ist auch Ulpians berühmteste Etymologie, nämlich die des ius zu lesen, die er sodann überleitet in die nicht minder berühmte Definition des ius durch Celsus:

D. 1.1.1pr., Ulp. 1 inst.122: Iuri operam daturum prius nosse oportet, unde nomen iuris descendat. est autem a iustitia appellatum: nam, ut eleganter Celsus definit, ius est ars boni et aequi.

In ihrer Struktur entspricht diese definierende Etymologie den bisher betrachteten: Da der Jurist ius von iustitia ableitet, und iustitia (Gerechtigkeit) schon bei Aristoteles die gerechte Verteilung (iustitia distributiva) und den Ausgleich (iustitia commutativa) bezeichnet123, muss das Recht als Tätigkeit des Juristen als aus der iustitia abgeleitete Bezeichnung ebenfalls die Kunst des Guten und Gerechten bezeichnen124. Die Suggestivkraft dieser Etymologie entfaltet sich erst in der Konsequenz, die Juristen als Priester der Gerechtigkeit zu bezeichnen (§ 1). Auch diese evokatorische Wirkung der Etymologie in die weitere Kommentierung hinein ist aber keine Besonderheit der ulpianischen ius-Definition, sondern schon für die Einleitungsetymologien des Paulus beobachtet worden.

Die bisher genannten Etymologien sind in die Kommentierung eingeflochten; sie dienen der vorbereitenden Klärung der Edikts- und sonstiger Rechtsworte und sind damit vorrangig didaktisch-unterweisende Etymologien. Eine Sonderstellung hat freilich ein Fragment, in welchem Ulpian verschiedene alternative Etymologien diskutiert und auch mit griechischen Lehnwörtern arbeitet:

D. 29.1.1.1, Ulp. 45 ad ed.125: Miles autem appellatur vel a militia, id est duritia, quam pro nobis sustinent, aut a multitudine, aut a malo, quod arcere milites solent, aut a numero mille hominum, ductum a Graeco verbo, tractum a tagmate: nam Graeci mille hominum multitudinem τάγµα appellant, quasi millensimum quemque dictum: unde ipsum ducem χιλίαρχον appellant. exercitus autem nomen ab exercitatione traxit.

Den Kontext dieser besonders aufwändigen etymologischen Ableitung bildet das Soldatentestament, das heisst, das in seinen Förmlichkeiten stark reduzierte Testament der (meist nichtrömischen) Soldaten126. Ulpian beginnt seine Kommentierung mit dem Begriff miles, den er auf militia zurückführt (lautliche Ähnlichkeit), die er wiederum durch ein Synonym (duritia = Härte) erläutert. Die duritia wird dann durch die Tätigkeit der Soldaten erläutert (Metonymie). Als Alternativen verweist Ulpian auf multitudo (lautliche Ähnlichkeit nur durch starke Veränderungen durchführbar), malum (ebenso) oder χίλιοι (Tausende, milia)127. Im Griechischen erfolgt dann erneut eine Deutung durch Synonym (τάγµα = tausend).

Diese etymologischen Deutungen bleiben nebeneinander stehen; eine definitive Zuweisung eines Begriffsinhaltes erfolgt nicht. Ulpian scheint also eher Assoziationen, die mit dem Begriff miles zusammenhängen, wecken zu wollen, nicht aber eine eindeutige begriffliche Deutung des an sich geläufigen Wortes anzustreben. Aus diesem Grund erinnert die etymologische Ableitung an die einleitenden Etymologien der paulinischen Monographien, die Konnotationen eines Rechtswortes in Vorbereitung der nachfolgenden dogmatischen Erörterung etablieren. Diese Funktion liegt im Zusammenhang mit dem Soldatentestament auch besonders nahe, handelt es sich doch um einen Rechtsbereich, der erst durch das Kaiserrecht begründet und erst in hochklassischer Zeit vollausgebildet wurde. Die etymologische Suche des Ulpian dürfte mithin den Zweck verfolgen, miles als Rechtsbegriff zu prägen. Damit wird einerseits das Soldatentestament als ius singulare auf seinen eigentlichen Anwendungsbereich beschränkt128, andererseits die Sonderbehandlung der Soldaten gerechtfertigt.

Die Durchsicht der Etymologien in Paulus' und Ulpians Ediktskommentaren belegt mithin, dass beide Spätklassiker das etymologische Argument mit durchaus abweichender Akzentuierung verwenden: Während bei Paulus Einleitungen und erläuternde Etymologien vorherrschen, ist Ulpians Etymologie vorrangig definitorisch. Gerade letzteres mag angesichts der quantitativen Dominanz des ulpianischen Materials in den Digesten auch der Grund für die in der Literatur vorherrschende Gleichsetzung von Etymologie und Definition sein, obwohl diese - wie schon die ulpianische Ausdrucksweise selbst belegt - zu trennen sind.

 

5. Fazit

Insgesamt ist damit ein differenziertes Bild vom Gebrauch der Etymologien in den römischen Juristenschriften zu zeichnen: Zunächst sind nicht alle Etymologien dem dritten und vierten Grad zuzuordnen, sondern stellen oftmals auch offensichtliche Etymologien des ersten Grades dar. Aber auch die hier vorrangig untersuchten ätiologischen Etymologien der römischen Juristen sind nicht einem einheitlichen Zweck verpflichtet. Bekannt war die historisch-antiquarische Funktion der Etymologien, wie sie vorrangig in Pomponius' enchiridion, aber auch in Gaius' Zwölftafelkommentar zu Tage tritt. Wie die Einzelanalyse gezeigt hat, ist aber auch diese historische Betrachtung kein Selbstzweck, sondern dient der Aktualisierung und dem vertieften Verständnis der alten, aber noch verwendeten Rechtsbegriffe. Diese Teleologie wohnt auch den zur Unterweisung und Erläuterung formulierten Etymologien inne, wie sie meist zu Beginn einer Erörterung eines Rechtsinstitutes vorgestellt werden. Indem sie die wesentlichen Charakteristika des Rechtsbegriffes evozieren, dienen sie als Wegmarken der weiteren juristischen Erörterung und werden im Fortgang als unterstützendes Argument herangezogen, wobei die historisch-antiquarische Dimension dieser Etymologien unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Selbst in den überwiegend definitorischen Etymologien des Ulpians, die die historische Rückführung ganz in den Dienst der begrifflichen Prägung stellen, ist sie noch dadurch erkennbar, dass der Spätklassiker auf Labeos Etymologien zurückgreift und damit früheres Sprachwissen in den Dienst seiner Kommentierung stellt.

Wenngleich es auch angesichts der Überlieferungslage schwierig erscheint, ein abschliessendes Gesamturteil zu den Funktionen von Etymologien in den Juristenschriften zu fällen, so ist mit den bisherigen Überlegungen zunächst denjenigen zu widersprechen, welche die Etymologien als Schwäche der Jurisprudenz abgetan haben129. Umgekehrt dürfte die Vorstellung, dass die juristischen Etymologien einen verlässlichen Rückgriff auf die Entstehungsgeschichte eines römischrechtlichen Institutes erlauben, wie es vor allem von Niederländer zum furtum vertreten worden ist130, schon den Intentionen der Verwender der Etymologie nicht entsprechen: Genau wie in anderen Fachtexten dienen die juristischen Etymologien als Argument. Nur dies erklärt ihre Schwächen, ihre Angreifbarkeit, aber auch ihren Nutzen als Überzeugungs- und Darstellungsmittel in der juristischen Literatur.

 

 

* Wesentliche Anregungen erhielt die Verf. durch ein an der Universität Zürich im Herbstsemester 2011 gemeinsam mit Laurens Winkel abgehaltenes Seminar zum Thema: Fachsprache im Recht - griechische Synonyme in römischen Rechtstexten" sowie die daran anschliessende Diskussion mit dem Geehrten. Die folgenden Ausführungen seien ihm daher in Dankbarkeit und Freundschaft gewidmet.
1 Beispiele aus der Geschichtsschreibung bei A. Baudou, Les noces de philologie et de propagande: l'étymologie dans le corpus annalistique romain, Revue belge de philologie et d'histoire 83 (2005) 131-148.         [ Links ] Zur Poesie vgl. F. Grewing, Etymologien und etymologische Wortspiele in den Epigrammen Martials, in ders. (Hrsg.), Toto notus in orbem 1998, 315-355.
2 Th. Fögen, Wissen, Kommunikation und Selbstdarstellung, 2009, 65f.         [ Links ] und passim zur Prägung der Fachlexik. Zum allgemeinen Ringen um sprachliche Standards vgl. R. Müller, Sprachbewußtsein und Sprachvariation im lateinischen Schrifttum der Antike, 2001, bes. 249-258, 287-311. Zum Einfluss Varros auf die Fachliteratur vgl. bereits M. Fuhrmann, Geschichte der römischen Literatur, 1999, 184f.         [ Links ]
3 Varro, LL V, 7-9, dazu R. Schröter, Studien zur varronischen Etymologie I, 1960; ders., Die varronische Etymologie, in: Entretiens sur l'Antiquité Classique IX (1962) 79-100; F. Cavazzo, Studio su Varrone etimologo e grammatico, 1981, bes. 72-87;         [ Links ] R. Coleman, Varro as an etymologist, in: G. Calboli, Papers on Grammar VI, 2001, 61-96;         [ Links ] Zum umstrittenen vierten Grad vgl. Schröter, Die varronische Etymologie (l.c.) 95f. ihm zustimmend A. Michel, Le philosophe, le roi et le poète dans le
de lingua latina", RPh 39 (1965) 69-79; weiterführend W. Pfaffel, Quartus gradus etymologiae, 1981, 240f.
4 Zum Verhältnis vgl. I. Opelt, s.v. Etymologie, in: Reallexicon für Antike und Christentum VI, 1966, 797. A. Bendlin / J. Rüpke,
Aitiologie [II. Römische Literatur]", in: DNP 12,2, 2002, 885-887. Zur stoischen Etymologie vgl. K. Barwick, Probleme der stoischen Sprachlehre und Rhetorik, 1957, bes. 58-69 und passim; J. Allen, The Stoics on the Origin of Language and the Foundations of Etymoloy, in: D. Frede / B. Inwood (Hrsg.), Language and Learning, 2005, 14-35; auch C. de Jonge, Between Grammar and Rhetoric, 2008, bes. 65-70.
5 Quint. 1,6,29-31, dazu grundlegend W. Ax, Quintilians Grammatik (Inst. Orat. 1,4-8), 2011, 273-282 mwN.
6 Zur
etymological intention" vgl. H. Peiraki-Kyriakidou, Aspects of Ancient Etymologizing, Class. Quart. 52 (2002), 478-493, 489-492.
7 Sie sind gesammelt bei L. Ceci, Le etimologie die giureconsulti romani, 1966; B. Schlerath, Bemerkungen zu den Etymologien der römischen Juristen, Münchener Studien zur Sprachwissenschaft 1956, 58-73, bes. 70-72.
8 Vgl. (noch immer unverzichtbar) L. Lersch, Die Sprachphilosophie der Alten, Teil 3, 1840, bes. 184192. Eine gewisse Revision zugunsten der antiken Etymologie bei Cl.-P. Herbermann, Moderne und antike Etymologie, Zeitschrift für vergleichende Sprachwissenschaft 95 (1981) 22-48; ders., Antike Etymologie, in: P. Schmitter (Hrsg.), Sprachtheorien der abendländischen Antike, 1996, 353-376.
9 Zu knapp die Behauptung juristischer Zwecksetzung bei B. Biondi, Valore delle etimologie dei giuristi romani, in: Synteleia Arangio-Ruiz, 1964, 749-742; ohne Bezug auf die konkreten Etymologien auch die Überlegungen zur juristischen Funktion dieser Argumentation bei Ceci (o. Anm. 7) bes. 50-62; als blosses Gelegenheits-produkt sieht die Etymologien B. Schmidlin, Die römischen Rechtsregeln, 1970, 196f.
10 Zu den Etymologien des Labeo vgl. A. Pernice, Labeo, 1873, 22-31; Zur Bedeutung der Etymologie im Werk des Gellius vgl. F. Cavazza, Gellius the Etymologist, in: L. Holford-Stevens/A. Vardi (Hrsg.), The World of Aulus Gellius, 2005, 65-104.
11 Die meisten Etymologien des Labeo sind nur indirekt über die spätklassischen Ediktskommentare überliefert, vgl. Überblick bei Ceci (o. Anm. 7) 97-105. Zu Labeos XII-Tafel-Kommentar vgl. zuletzt O. Diliberto, Materiali per la palingenesia delle XII tavole, 1992, 29-47 mwN.
12 Zur Frage vgl. v.a. C.A. Maschi, Il diritto romano I: La prospettiva storica della giurisprudenza classica, 21966, bes. 85-116. Die angebliche Identität der beiden Juristen (so D. Pugsley, Gaius or Sextus Pomponius, RIDA 61 [1994] 353-367) bestätigt sich im hier untersuchten Material nicht.
13 Zu D. 1.2.1 (Gai. 1 ad leg. duod. tab.) vgl. T. Honoré, Gaius, 1962, 106-109; F. Casavola, Cultura e scienza giuridica nel secondo secolo d. C.: il senso del passato, in: ANRW II.15, 1976, 131-176, 174; S. Morgese, Appunti su Gaio ad legem duodecim tabularum, in: Il modello di Gaio nella formazione del giurista. Atti S. Romano, 1981, 109-127, 117-127. Ein guter Überblick bei Diliberto (o. Anm. 11) 52-59 mwN.
14 Zu diesen topoi des prooemium im Text, vgl. G. Ries, Prolog und Epilog in Gesetzen des Altertums, 1983, 212-223; L. Lantella, Potissima pars est principium, in: Studi Sanfilippo IV, 1983, 283-338 mwN; abweichend S. Schipani, Principia iuris. Potissima pars principium est. Principi generali del diritto, in Ricerche Gallo III, 1997, 631-665, bes. 649-658.
15 Vgl. Plaut. Poen. 316, dazu A. Otto, Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer, 1890, 211f. Zum Opfer vgl. J. Scheid, Sacrifices for Gods and Ancestors, in: J. Rüpke (Hrsg.), A Companion to Roman Religion, 2007.
16 Vgl. G.G. Archi, Interpretatio iuris - interpretatio legis - interpretatio legum, SZ 87 (1970) 1-49, 12- (auch im Vergleich zu Pomponius); zuletzt R. Quadrato, Gaio e la legum interpretatio, in: Studi Labruna VII, 2007, 4557-4604.
17 Zur Bedeutung der Zwölftafeln im klassischen Recht, vgl. G. Santucci, Spuren des Zwölftafelgesetzes im Ediktskommentar Ulpians, in: M. Avenarius (Hrsg.), Hermeneutik der Quellentexte des römischen Rechts, 2008, 30-43; allgemein (wenngleich unbefriedigend) A. Flach, Fortgeltung des Zwölftafelrechts, 2003.
18 Dies dürfte sich auf den nicht stellenden Beklagten beziehen, vgl. bereits M. Lauria, Ius romanum I.1, 1968, 34 mwN; Zur Rekonstruktion vgl. A.D.E. Lewis / M. Crawford, Twelve Tables, in: M. Crawford (Hrsg.), Roman Statutes, II, 1996, 555-721, 578 (tab. I, 2), 586-588.
19 Zur Tropenlehre vgl. Barwick (o. Anm. 4) 91.
20 Zum Element des falsum vgl. M. Giomaro, Per lo studio della calumnia, 2003, 159f. (zur Stelle) mwN.
21 In ähnlicher Weise führt Gaius den Begriff detestatum auf seine (scheinbaren) Bestandteile de-nuntiatum (angezeigt) und testa-tione (Zeugenaussage) zurück, woraus sich auch die Bedeutung
mit Anrufung von Zeugen ankündigen" ergibt, vgl. D. 50.16.238.1, Gai. 6 ad leg. duod. tab., dazu Lauria (o. Anm. 18) 45f.
22 Kontext ist de die diffindendo (Pal. 428), vgl. bereits Lauria (o. Anm. 18) 37. Allgemein vgl. Lewis / Crawford (o. Anm. 18) 578, 622-624, dort auch zur Frage, warum der status dies cum hoste anders behandelt wird als der Verhandlungstag mit einem römischem Bürger.
23 Vgl. Varro, LL V, 3 a. E. (...) et multa verba aliud nunc ostendunt, aliud ante significabant, ut hostis nam tum eo verbo dicebantperegrinum qui suis legibus uteretur, nunc dicunt eum quem tum dicebant perduellem.
24 Vgl. Lauria (o. Anm. 18) 47; zur Rekonstruktion vgl. Lewis / Crawford (o. Anm. 18) 582, 715f. In der Sache vgl. G. Krämer, Das besitzlose Pfand, 2007, 23f., 33-37.
25 Einzelheiten zur Entwicklung bei Krämer (o. Anm. 24) bes. 209-299, 353-359.
26 Gleichsinnig Diliberto (o. Anm. 11) 63.
27 A. Völkl, Die Verfolgung der Körperverletzung im frühen römischen Recht, 1984, 83-96 mwN. Zum Fortleben in den Institutiones Justinians 4, 18, 5 vgl. Quadrato (o. Anm. 16) 4558-4570.
28 Diliberto (
ο. Anm. 11) 357-360 mwN; ders., Una palingenesia aperta", in: M. Humbert (Hrsg.), Le dodici tavole. Dai Decemviri agli Umanisti, 2005, 217-238, 225; anders wohl Völkl (o. Anm. 27) 83, 87f., der die Frage im Zusammenhang mit dem Satz si telum manu fugit magis quam iecit" setzt. Vgl. zur Rekonstruktion auch Lewis / Crawford (o. Anm. 18) 578, 609-612 zu tab. I, 18.
29 Ziel des Geschosses = die Ferne.
30 Vgl. auch D. 47.2.55.2, Gai. 13 ad ed. prov.
31 Xenophon, Anabasis 5.2 (Übersetzung aus: M. Oberbreyer, Xenophon's Anabasis oder Der Zug der Zehntausend, 1892):
und mit einander flogen [Geschosse aller Arten (τα βέλη):] Pfeile (τοξεύµατα), Wurfspieße und Steine, theils mit den Schleudern, größtentheils auch mit bloßen Händen geworfen", dazu O. Lendle, Kommentar zu Xenophons Anabasis (Bücher 1-7), 1995, 300f. Zur Bedeutung für die Militärgeschichte vgl. J.W.I. Lee, A Greek Army on the March, 2007, bes. 13f. passim.
32 Das in der Anabasis geschilderte Geschehen lässt sich auf das 4. Jahrh. v. Chr. datieren, vgl. Einzelheiten bei M. Reichel, Antike Autobiographien, 2005, 54 mwN.
33 Zu dieser verbreiteten Meinung vgl. Ax, Quintilians Grammatik (o. Anm. 5) 208. Als Beispiel vgl. Quint. 1,4,8; 1,4,16; 1,5,58; und 1,6,31. Weiteres bei T. Fögen, Patrii sermonis egestas, 2000, 49-51 und 184-188; ferner Jonge (o. Anm. 4) 60-65 mwN.
34 Vgl. J. Delz, Der griechische Einfluß auf die Zwölftafelgesetzgebung, Museum Helvet. 23 (1966) 6983; F. Wieacker, Solon und die XII Tafeln, in: Studi Volterra III, 1971, 757-784; R. Martini, XII tavole e diritto greco, Labeo 45 (1999) 20-37; P. Siewert, Die angebliche Übernahme solonischer Gesetze in die Zwölftafeln, Chiron 8 (1978) 331-344.
35 Grundlegend M. Bretone, Motivi ideologici dell'<enchiridion> di Pomponio, Labeo 11 (1965) 7-35 = ders., Tecniche e ideologie dei giuristi romani, 21982, 209-286. Zu archaisierenden Tendenzen im 2. Jhdt. n. Chr. und den Einfluss auf Pomponius vgl. A. Sicari, Pomponio e Celio Antipatro, in: Studi Sanfilippo II, 1982, 548-577, bes. 570-574. Zur Ätiologie bei Pomponius und Varro vgl. D. Nörr, Pomponius oder
Zum Geschichtsverständnis der römischen Juristen", jetzt in: T.J. Chiusi / W. Kaiser / H.-D. Spengler (Hrsg.), HIA II, 2003, 989f., 994f., 1006-1010.
36 Dies begründet die Ähnlichkeiten zu Varro, vgl. F.D. Sanio, Varroniana in den Schriften der römischen Juristen vornemlich an dem Enchiridion des Pomponius nachzuweisen versucht, 1867; vorsichtiger A. Cenderelli, Varroniana, 1973, bes. 10-14; skeptisch Nörr, Pomponius (o. Anm. 35) bes. 1006-1021.
37 Zu der Betonung des origo und der continuatio iuris vgl. Bretone, Tecniche (o. Anm. 35) 224-232.
38 R. Lambertini, L'etimologia di
servus" secondo i giuristi romani, in: Sodalitas V, 1984, 2385-2394; C.M.A. Rinolfi, Servi e religio, in: Diritto@storia 9 (2010) 1-30.
39 Vgl. auch D. 1.5.4.2, Flor. 9 inst.
40 Vergleichbare Etymologien in D. 1.2.2.20, Pomp. l. sing. ench., dazu Sanio (o. Anm. 36), 7375; D. 1.2.2.2, Pomp. l. sing. enchir., dazu Ceci (o. Anm. 7), 118, Sanio (o. Anm. 36) 49f. mwN; D. 1.2.2.21, Pomp. l. sing. enchir., dazu Ceci (o. Anm. 7), 116f., Sanio (o. Anm. 36) 75f. Keine Etymologie in D. 1.2.2.22/23, Pomp. l. sing. enchir. und D. 50.16.239.2, Pomp. l. sing. enchir., anders Ceci (o. Anm. 7), 119f.
41 Vgl. auch D. 50.16.239.8, Pomp. l. sing. ench. und Varro, LL. V, 21, dazu Nörr, Pomponius (o. Anm. 35) 1007f.
42 Sanio (o. Anm. 36) 58f.
43 Anders Varro, LL V, 80, dazu Nörr, Pomponius (o. Anm. 35) 1008f.
44 Vgl. zuletzt J.H. Richardson, Ancient Political Thought and the Development of the Consulship, Latomus LXVII (2008) 627-633.
45 Vgl. Varro, LL V, 91. Zum Verhältnis beider vgl. Nörr, Pomponius (o. Anm. 35) 1007f.
46 Vgl. Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht, III. 2, Leipzig 1888, 842 mit Fn. 3 zu D. 50.16.239.4, Pomp. l. sing. ench.; differenzierend J. Nicols, On the standard size of the ordo decurionum, SZ 115 (1988) 712-710, mit 713 zum Text.
47 Zu diesen Etymologien vgl. P. Catalano, Aspetti spaziali del sistema giuridico-religioso romano. Mundus, templum, urbs, ager, Latium, Italia, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II.16.1, 1978, 440-553, 479-482; zuletzt F. Sini, Urbs: Concetto e implicazioni normative nella giurisprudenza, Diritto@Storia 10 (2011/2012) 1f.
48 Zur Person des Juristen vgl. H.-J. Roth, Alfeni Digesta, 1999, 17-20; wichtige Ergänzungen bei D. Liebs, P. Alfenus Varus, SZ 127 (2010) 32-52. Zur Definition von urbs vgl. D. 50.16.87, Marcell. 12 dig., dazu F. Casavola, Il concetto di
urbs roma": giuristi e imperatori romani, Labeo 38 (1992) 2029, 20f. Zur Frage, ob Varus" nicht Varro ist vgl. Sanio (o. Anm. 36) 33f.; Nörr, Pomponius (o. Anm. 35) 1008.
49 Zur Unterscheidung von urbs und oppidum aufgrund des pomerium vgl. Catalano (o. Anm. 47) 479.
50 Zu den unterschiedlichen Überlieferungsschichten vgl. Bretone, Tecniche (o. Anm. 35) 211f. mwN.
51 Vgl. z.B. Varro, LL V, 13-30, dazu Pfaffel (o. Anm. 3) 24-31.
52 Zum Verhältnis von Etymologie und Religion vgl. P. Boyancé, Etymologie et théologie chez Varron, REL 53 (1975) 99-115; B. Cardauns, Varro und die römische Religion, in: ANRW 16.1, 1978, 80-103, bes. 83-85.
53 Im Fortgang leitet Ulpian tributum von intributio (Eintreibung) her oder von dem, was den Soldaten zugeteilt werde (tribuatur), vgl. Varro, LL V 181.
54 Varro, LL V, 182, dazu S. Estienne, O. De Cazanove, Offrandes et amendes dans les sanctuaires du monde romain a l'époque républicaine, Archiv für Religionsgeschichte 11 (2009) 5-35, 23-25 mwN.
55 Estienne, De Cazanove (o. Anm. 54) 26f.:
taxe sacrificielle"
56 Zu dieser Gattung vgl. M. Fuhrmann, Das systematische Lehrbuch, 1960. Anders F. Schulz, Geschichte der Römischen Rechtswissenschaft, 1961, 186-209.
57 Zum Lehrbuch vgl. Fuhrmann (o. Anm. 56) 8. Zum Begriff der Kasuistik und der Problemata vgl. Schulz (o. Anm. 56) 281-309, dazu tw. kritisch U. Babusiaux, Papinians Quaestiones, 2011, 16-18 mwN.
58 Z.B. D. 1.8.8.1, Marcian. 4 reg. und die libri pandectarum des Modestinus, vgl. dazu Ceci (o. Anm. 7), 175-177. Zur didaktischen Literatur vgl. M. Villey, Recherches sur la littérature didactique du droit romain, 1945; M. Fuhrmann (o. Anm. 56) 104-121.
59 Vgl. Ceci (o. Anm. 7) 123-144. Zur Bedeutung der begrifflichen Klärung im Werk vgl. Fuhrmann (o. Anm. 56) 116f. Keine Etymologien sind Gai. 1,2; Gai. 1,22; Gai. 1,99; Gai. 1,113; Gai. 1,115; Gai. 1,119; Gai. 1,156; Gai. 1,165; Gai. 1,196; Gai. 2,4; Gai. 2,104; Gai. 2,172/73; Gai. 2,200; Gai. 3,10; Gai. 3,186; Gai. 3,124; Gai. 3,187; Gai. 4,27; Gai 4,139; D. 50.16.11, Gai. 1 ad ed. prov.; D. 2.8.1, Gai. 5 ad ed. prov.; D. 50.16.235.1, Gai. 3 ad leg. duod. tab. Ein Vergleich zu Pomponius bei Bretone, Motivi (o. Anm. 35) 15-17 mwN.
60 Vgl. Gai. 1,3; Gai. 1,4; Gai. 1,119; Gai. 1,121; Gai. 1,153.4; Gai. 1,155; Gai. 1,169; Gai. 1,184; Gai. 2,22; Gai. 2,56; Gai. 2,59; Gai. 2,61; Gai. 2,59; Gai. 2,194; Gai. 2,200; Gai. 2,216-218; Gai. 3,110; Gai. 4,126; Gai. 4,132; Gai. 4,144-5; Gai. 4,160; Gai. 4,170; D. 38.10.1.6, Gai. 8 ad ed. prov.
61 Weitere Etymologien in Gai. 1,14; Gai. 1,121; Gai. 1,122; Gai. 2,164; Gai. 2,172f.; Gai. 3,124; Gai. 3,187; Gai. 4,40-43; Gai. 4,71; Gai. 4,71; Gai. 4,126; Gai. 4,146; Gai. 4,169; Gai. 4,160; D. 39.6.31.2, Gai. 8 ad ed. prov.; D. 50.16.16, Gai. 3 ad ed.; D. 50.16.235.1, Gai. 3 ad leg. duod. tab. Zum historischen Argument in den institutiones vgl. Maschi (o. Anm. 12) 159-424. Die historischen Erörterungen und die etymologischen Ableitungen stehen bei Gaius aber selten in Verbindung.
62 Vgl. den Spott bei Quint. 1, 6, 28-38, dazu Fögen, Patrii sermonis egestas (o. Anm. 33) 187 mit Fn. 25 mwN.
63 Vgl. A. Carcaterra, Le definizioni dei giuristi romani, 1966, 208; R. Martini, Le definizioni dei giuristi romani, 1966, 221f.; O. Stanojevic, La datio mutui du droit romain, Labeo 15 (1969) 311-326, 312, zuletzt H.L.W. Nelson / U. Manthe, Gai Institutiones III 88-181, 1999, 80-84.
64 Vgl. auch D. 12.1.2.2, Paul. 28 ad ed., zu beiden V. Giuffre, Datio mutui, 1989, 30.
65 P. Meyer, Der römische Konkubinat nach den Rechtsquellen und den Inschriften, 1895, 34-39 mwN; zur Frage der definitorischen Bedeutung vgl. Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 209.
66 Die Ableitung setzt eine Zusammenziehung von s-ine p-at r-e fil-ii unter Einfügung von u voraus, vgl. Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 209 mit Fn. 203; zu anderen Ableitungen vgl. L. Peppe, Paelex e spurius, in: M. Humbert / Y. Thomas (Hrsg.), Mélanges Magdelain, 1998, 343-359, 354-358; zuletzt G. Eisenring, Die römische Ehe als Rechtsverhältnis, 2002, 136f.
67 Einzelheiten bei W. W. Fowler, Confarreatio: A Study of Patrician Usage, JRS 6 (1916) 185-195, 187f. und G. Radke, Beobachtungen zur römischen confarreatio, Gymnasium 96 (1989), 209-216, 210-212; zuletzt knapp G. Schiemann, Confarreatio, in: DNP 3 (1997), Spalte 122 mwN.
68 Zum Kultnamen Farreus vgl. Fowler (o. Anm. 67) 191; anders Radke (o. Anm. 67) 214f., der die Bezeichnung allein auf den Verzehr des Speltbrotes zurückführt.
69 Zu eponymen Etymologien vgl. Baudou (o. Anm. 1) 139-148.
70 M. Kaser / K. Hackl, Römisches Zivilprozessrecht, 21996, § 58.II.2, 399 mit Fn. 29 mwN. v.a. L. Di Lella, Formulae fictiae, 1984, 53-57, zuletzt G. Grevesmühl, Die Gläubigeranfechtung nach klassischem römischem Recht, 2003, 21f.
71 Vgl. D. Liebs, Iulius Paulus, in: R. Herzog / PL. Schmidt (Hrsg.), Handbuch der Lateinischen Literatur der Antike 117 bis 284 n. Chr. IV, §423.c.38-78, 162-172; zur Bedeutung vgl. ebd. § 423.C, S. 174.
72 Vgl. D. 38.8.1.1, Ulp. 46 ad ed. (Labeo); D. 38.10.4.1, Mod. 12 pand.
73 Anders A. Guarino,
Pauli de gradibus et adfinibus et nominibus eorum liber singularis" e la compilazione di D. 38.10., SDHI 10 (1944) 267-289, 272, der die sprachwissenschaftliche Unrichtigkeit der Etymologie als Indiz für einen nachklassischen Eingriff ansieht.
74 Vgl. D. 38.10.10.2-4, Paul. l. sing. de grad. et adfin.; vergleichbar: D. 38.10.4.2, Mod. 12 pandect.; zu dieser Funktion vgl. bereits Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 287f., 362.
75 Gleichsinnig H.-D. Spengler, Dogmatik, Systematik, Polemik. Untersuchungen zu Stil und Methode des Iulius Paulus, Habil. München unveröfftl. 2002, 168, dort auch zu Guarino (o. Anm. 73) 272.
76 Vgl. D. 39.6.35pr., Paul. 6 ad l. Iul. et Pap.
77 Vgl. Th.L.L. s.v. donum, Sp. 2017, 33- 2018, 50. Zur Terminologie von donum vgl. N. Zagagi, Amatory Gifts and Payments: A Note on munus, donum, data in Plautus, Glotta 65 (1987) 129-132, 131f.
78 Zur Abgrenzungsfunktion vgl. bereits Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 286. Unter Berücksichtigung der einleitenden Etymologie muss man daher die Motive des Schenkers der donatio mortis causa als Darlegung seiner niederen Gesinnung ansehen. Zur donatio mortis causa vgl. zuletzt D. Rüger, Die donatio mortis causa im klassischen römischen Recht, 2011, 22f.
79 Zur Funktion des Prooemiums vgl. Nachweise bei U. Babusiaux, Zur Funktion der aequitas naturalis in Ulpians Ediktslaudationen, in: D. Mantovani / A. Schiavone (Hrsg.), Testi eproblemi del giusnaturalismo, 2007, 603-644.
80 Vgl. bereits Grewing, (o. Anm. 1) 353f.
81 Vgl. Ceci (o. Anm. 7) 147-156 (Paulus), 157-174 (Ulpian), der den Begriff der Etymologie freilich zu weit fasst.
82 Anzeichen für Etymologien sind Formulierungen wie dictum est ab eo oder appella(n)tur; dagegen sind Definitionen durch est oder vergleichbare Formulierungen angezeigt. Blosse Definitionen in D. 38.16.1.10, Ulp. 12 ad Sab.; D. 1.8.9.3, Ulp. 68 ad ed.; D. 4.2.5, Ulp. 11 ad ed.; D. 11.7.2.6, Ulp. 25 ad ed.; D. 1.1.1.3, Ulp. 2 ad ed.; D. 1.1.1.4, Ulp. 1 inst.; D. 43.21.1.5, Ulp. 70 ad ed.; D. 46.2.1.1, Ulp. 46 ad Sab.; D. 50.16.59, Ulp. 68 ad ed.; D. 23.3.5, Ulp. 31 ad Sab.; D. 50.16.212, Ulp. 1 de adult.; D. 50.16.190, Ulp. 34 ad ed.; D. 39.4.1.1, Ulp. 55 ad ed.; D. 2.14.1.3, Ulp. 4 ad ed.; D. 43.29.3.8, Ulp. 71 ad ed.; D. 50.16.195.4, Ulp. 46 ad ed.; D. 50.16.66, Ulp. 74 ad ed.; D. 50.1.1.1, Ulp. 2 ad ed.; D. 50.16.45, Ulp. 58 ad ed.; D. 47.3.1.1, Ulp. 37 ad ed.; Keine Etymologien in D. 50.16.163, Paul. 2 ad Sab.; D. 38.10.10.15, Paul. l. sing. de grad. et adfin. et nom. eorum; D. 50.16.18, Paul. 9 ad ed.; D. 1.18.3, Paul. 3 ad Sab.; etymologisierende Definition in D. 50.16.64, Paul. 67 ad ed.; D. 41.3.2, Paul. 54 ad ed.; D. 50.16.7, Paul. 2 ad ed.; D. 38.10.10.17, Paul. l. sing. de grad. et adfin. et nom. eorum; D. 41.3.8, Paul. 44 ad ed. Etymologien in der Kommentierung schon bei Gaius, vgl. D. 24.2.2pr., Gai. 11 ad ed. prov., vgl. D. 50.16.191, Paul. 35 ad ed. und D. 50.16.40, Ulp. 56 ad ed. Auf die Definitionslehre beschränkt die Etymologie zu Unrecht B. Schmidlin, (o. Anm. 9) 194-197.
83 Zu Übernahmen des Paulus von Gaius vgl.: D. 50.16.191, Paul. 35 ad ed. (divortium), ähnlich D. 24.2.2pr., Gai. 11 ad ed. prov.; D. 22.4.1, Paul. 2 sent.; D. 12.1.2.2, Paul. 8 ad ed. (mutuum), ähnlich Gai. 3,90.
84 Zur Etymologie von damnum vgl. D. Liebs, Damnum, damnare und damnas. Zur Bedeutungsgeschichte einiger lateinischer Rechtsworte, SZ 85 (1968) 173-252; auch D. Daube, Nocere und noxa, The Cambridge Law Journal 7 (1939) 23-55, 40f.
85 Vgl. Varro, LL V. 176. Damnum a demptione, cum minus re factum quam quanti constat.
86 Liebs, Damnum (o. Anm. 84) 174-179 mwN.
87 P. Jörs / W. Kunkel / L. Wenger, Römisches Privatrecht 41987 (hrsg. v. H. Honsell, Th.Meyer-Maly, W. Selb), 223 Fn. 1. Zur cautio damni infecti vgl. J.M. Rainer, Bau- und nachbarrechtliche Bestimmungen im klassischen römischen Recht, 1987, 129f.
88 Vgl. Varro, LL V, 82.
89 Zur Sache vgl. A. Fleckner, Antike Kapitalvereinigungen, 2010, 265f. mit Fn. 106.
90 Vergleichbar: D. 50.16.184, Paul. 30 ad ed.
91 Eine Übersicht über Etymologien zu furtum in der nichtjuristischen Literatur bei H. Niederländer, Die Entwicklung des furtum und seine etymologischen Ableitungen, SZ 67 (1950) 185-260; SZ 67 (1950), 186f. Zur Bedeutung der Etymologie für die Ediktsauslegung vgl. Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 285.
92 Grundlegend Niederländer (o. Anm. 91) 185-260; B. Albanese, La nozione del furtum da Nerazio a Marciano, AUPA 25 (1957) 5-220, bes. 106-126; aus der neueren Lit.: C. Peloso, Studi sul furtum nell'antichita mediterranea, 2008; M.A. Fenocchio, Sulle tracce del delitto di furtum, 2008.
93 Vgl. auch Varro nach Gell. 1, 18, 3f., dazu (und zu weiteren Nachweisen) Niederländer (o. Anm. 91) 186f.
94 Zur Deutung vgl. Niederländer (o. Anm. 91) 239f. mwN, ihm zustimmend Fenocchio (o. Anm. 92) 369-372.
95 Zur paulinischen Etymologie vgl. ebenfalls Niederländer (o. Anm. 91) 253-256.
96 So bereits Albanese (o. Anm. 92) 112f. Zur Offenheit des Gellius gegenüber abweichenden Etymologien von furtum in NA 1,18,5-6, dazu Fögen, Patrii sermonis egestas (o. Anm. 33) 184f.
97 Zutreffend Carcaterra (o. Anm. 63) 210f. mwN.
98 sedibus oder pedibus vgl. F.C. Savigny, Das Recht des Besitzes, 1803, 67 Anm. 12. Die Florentina hat sedibus. Zu Labeo vgl. Schmidlin, (o. Anm. 9) 195. Carcaterra, Definizioni (o. Anm. 63) 210f. weist das Fragment dem Ulpian zu.
99 Zutreffend Spengler (o. Anm. 75) 178; gleichsinnig schon Pernice (o. Anm. 10) 27f.
100 Ausführlich dazu A. Carcaterra, Possessio, 1967, 6-14 mwN. Zur Unhaltbarkeit der Etymologie aus moderner Sicht vgl. zuletzt P. Lambrini, L'elemento soggettivo nelle situazioni possessorie del diritto romano classico, 1998, 25f.
101 Gegen die Interpolationsvermutungen vgl. bereits G. MacCormack, Naturalis possessio, SZ 84 (1967) 47-69, 52. Als historische Anleihe des Paulus deutet das pr. G. Falcone, Ricerche sull'origine dell'interdetto uti possidetis, in: AUPA 44 (1996), 1-360, 100-102.
102 Einen anderen Zusammenhang konstruiert B. Biondi, Valore delle etimologie dei giuristi romani, in: Synteleia Arangio-Ruiz, 1964, 749-742, 742.
103 Etymologien der ersten Stufe: D. 46.5.1.4, Ulp. 70 ad ed.; D. 29.1.1.1, Ulp. 45 ad ed.; D. 46.5.1.1, Ulp. 70 ad ed.; D. 34.2.25.10, Ulp. 44 ad Sab.
104 Zum Text vgl. Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 148. Zur Infamie in diesem Zusammenhang vgl. J. Garcia Caminas, La lex Remmia de calumniatoribus, 1984, 111.
105 Vgl. auch D. 47.15.1, Ulp. 6 ad ed. praet.; sinngemäss D. 50.16.212, Ulp. 1 de adult.
106 Zum Grätschen als wackligem Stand vgl. D. 50.16.212, Ulp. 1 de adult. Gleichsinnig B. Sitek, Crimen praevaricationis. Remarks about barristers' moral qualifications on the background of the corruptible figure of the barrister in Ancient Rome, Diritto e storia 8 (2009) Nr. 4.
107 Pernice, Labeo (o. Anm. 10) 30 mit Verweis auf Cic. part. or. 126.
108 Zu turba vgl. D. 47.8.4.2, Ulp. 56 ad ed., dazu M. Balzarini, Ricerche in tema di danno violente e rapina nel diritto romano, 10-13; A.D. Manfredini, Responsabilita collettiva e damnum in turba datum, Annal. Univ. Ferrar Sc. Giur. XIV (2000), 51-57, 54 mwN.
109 Zum Text vgl. F. Sturm, Stipulatio Aquiliana, 1972, 171-174 mwN. Als Grundlage volkswirtschaftlicher Erörterungen behandelt bei P. Oertmann, Die Volkswirtschaftslehre des Corpus Iuris civilis (I), 1891, 14-16.
110 Vgl. auch Sturm (o. Anm. 109) 172. Zur Definition vgl. Carcaterra, Definizioni (o. Anm. 63) 209.
111 Vgl. dazu W. Waldstein, Entscheidungsgrundlagen der klassischen römischen Juristen, in: ANRW II.15 (1976) 3-100, 66-68 mit Fn. 225 zum Text.
112 Zur definitorischen Funktion dieser Etymologie vgl. Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 306f.
113 Vgl. R. Wittmann, Die Entwicklungslinien der klassischen Injurienklage, SZ 91 (1974) 285-359, 308f., zuletzt M. Hagemann, Iniuria. Von den XII-Tafeln bis zur Justinianischen Kodifikation, 1998, 68f., der auch auf die abweichende Etymologie bei Festus (Linds. 36) hinweist. Die Etymologie wird von Ceci (o. Anm. 7) 97 zu Unrecht dem Labeo zugeschrieben.
114 Bei Austausch der zwei letzten Silben in convicium ergibt sich weitergehender Gleichklang con-vi-ci.
115 Zur Metonymie vgl. Barwick (o. Anm. 4) 91. Zum Sachargument vgl. Hagemann (o. Anm. 113) 68 mwN.
116 Dem bereits bei Gaius und Paulus begegneten Schema folgen D. 3.6.3.2, Ulp. 10 ad ed.; D. 16.3.1pr., Ulp. 30 ad ed. Vgl. ferner D. 43.8.2.17, Ulp. 68 ad ed.; D. 43.21.1.3, Ulp. 70 ad ed.; D. 23.1.2, Ulp. l. sing. de spons.; D. 43.14.1.4, Ulp. 68 ad ed.; D. 43.12.1.3, Ulp. 68 ad ed.; etymologisierende Definitionen auch in D. 3.6.3.2, Ulp. 10 ad ed.; D. 16.3.1pr., Ulp. 30 ad ed.; D. 47.11.7, Ulp. 9 de off. proc.; D. 50.16.40, Ulp. 56 ad ed.; D. 21.1.21pr., Ulp. 1 ad ed. aed. curul.; D. 43.21.1.2, Ulp. 70 ad ed.; D. 43.20.1.26, Ulp. 70 ad ed.; D. 19.1.17.6, Ulp. 32 ad ed.; D. 50.16.183, Ulp. 27 ad ed.; D. 43.8.2.22, Ulp. 17 ad ed.; D. 50.16.43, Ulp. 48 ad ed.
117 Vgl. auch D. 47.10.1pr., Ulp. 56 ad ed. Iniuria ex eo dicta est, quod non iure fiat omne enim, quod non iure fit, iniuria fieri dicitur. hoc generaliter. (...), ähnlich: Gai. 4,44 zur actio institoria und Gai. 4,43 zur actio exercitoria.
118 Zu den Voraussetzungen vgl. zuletzt M. Miceli, Institor e procurator nelle fonti romane dell'etá preclassica e classica, Iura 53 (2002) 57-176.
119 Vgl. auch dazu Carcaterra, Definizioni (o. Anm. 63) 199f.; Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 299f.
120 Vgl. bereits Gl.
pactum" zu D. 2.14.1,1, dazu G. Otte, Dialektik und Jurisprudenz, 1971, 103f. mwN.
121 Zur Bedeutung der Etymologie für die Definition vgl. Quint. 1,6,29, dazu Ax, (o. Anm. 5) 275-278.
122 Aus der unübersehbaren Lit. vgl. nur Carcaterra, Definizioni (o. Anm. 63) 95-99, 124f., 179-183 mwN; Martini, Definizioni (o. Anm. 63) 182-185.
123 Zum philosophischen Hintergrund vgl. nur W. Waldstein, (o. Anm. 111) 91f.; D. Nörr, Iurisperitus sacerdos, jetzt in T.J. Chiusi / W. Kaiser / H.-D. Spengler (Hrsg.) HIA II, 2003, 851-868.
124 M.J. Schermaier, Ulpian als
wahrer Philosoph", in: ders. / Z. Végh, Festschrift Waldstein, 1993, 303322; W. Waldstein, Zur juristischen Relevanz der Gerechtigkeit bei Aristoteles, Cicero und Ulpian, in: Festschrift Mayer-Maly zum 65. Geburtstag, 1996, 1ff.; ders., Zum Problem der vera Philosophia bei Ulpian, in: Etudes Ankum, 1995, 607-617; L. Winkel, Die stoische οικεωσις-Lehre und Ulpians Definition der Gerechtigkeit, SZ 115 (1998) 669-679.
125 Als Beispiel für ein
sonderbares Ergebnis" bei Schmidlin (o. Anm. 9) 195.
126 Vgl. L. Chevailler, Notes sur le testament militaire dans la doctrine des jurisconsultes classiques et dans la législation impériale, in: Varia II, 1956, 1-54; V. Scarano Ussani, Il
testamentum militis" nell'etä di Nerva e Traiano, in: Sodalitas III, 1984, 1383-1396.
127 Dies ist die bei Varro anzutreffende Etymologie, vgl. Varro LL V, 89.
128 Zum Begriff vgl. grundlegend J.F. Stagl, Favor dotis, 2009, bes. 317-334 mit 318f. zum Soldatentestament.
129 Vgl. Schlerath (o. Anm. 7) 62f.
130 Vgl. Niederländer (o. Anm. 91) 257f. Zu einer vergleichbaren Entwicklungshypothese (des Bartolus) vgl. F. Battaglia, Furtum est contrectatio, 2012, 104-107 mwN.

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