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Old Testament Essays

versão On-line ISSN 2312-3621
versão impressa ISSN 1010-9919

Old testam. essays vol.35 no.2 Pretoria  2022

http://dx.doi.org/10.17159/2312-3621/2022/v35n2a7 

ARTICLES

 

,,Legst Du Ihre Himmelsschrift auf die Erde an?" (Ijob 38,33) - Was Aber Meint ,,Himmelsschrift"?

 

 

Jakob Böckle

Vienna, University of Pretoria

 

 


ABSTRACT

Since the hapax legomenon *מִשְׁטָר of Job 38:33b is understood as a "scripture of heaven, " its meaning can be deduced only from the environment of the Old Near East but in particular from its context, Job 38:31-33 (including Job 9:9). Thus, the separate consideration of the verbs, "link, loosen, lead out, guide" and of the constellations, "Pleiades, Orion, Hyades, Big Bear over its cubs, chambers of the South" (Job 38:31-32; 9:9) - including the parallel "orders of heaven" (Job 38:33a) and altogether by God's rhetorically ironic challenge of Job - proves what can be understood in detail and as a whole under *מִשְׁטָר: as a script written in the sky of the God who treats the aforementioned constellations (representing the entire astronomical cosmic world) and their cosmic orders as their Creator, Lord and Shepherd and makes them work on earth. It can apply in general but also beyond the Book of Job: human (and thus the suffering Job) is able to read this writing for the renewed perception of God and, depending on the circumstances, to apply it on earth (e. g. in agriculture).

Keywords: Scripture of heaven, terrestrial performance, constellations, Pleiades - Orion - Hyades - Big Bear over its cubs - North and South skies, God's Creator, Ruler, Shepherd and Judge Sovereignty and Glory


 

 

A EINLEITUNG

Das Buch Ijob ist bekannt für die Fülle von Hapaxlegomena, die es enthált.1 Ei-nes davon ist *מִשְׁטָר als Begriff der Reden Gottes (Ijob 38,33b), der innerhalb seines textuellen, kulturellen und sprachlichen Umfelds als Himmelsschrift verstanden werden kann. Dabei ist im Kontext von betreffendem Abschnitt (Ijob 38,31-33) im Besonderen und Reden Gottes (einschlierjlich der Erwiderungen Ijobs) im Allgemeinen (Ijob 38,1-42,6) auf die Antwort- und Herausforderungs-situation zu achten, wonach Gott einerseits Ijob nun tatsáchlich antwortet und somit seinem innigsten Verlangen nachkommt. Andererseits fordert Gott Ijob (ausgehend von Ijob 38,3) in metaphorischen Anspielen einer (kosmisch himm-lischen) Gerichtsverhandlung solcherart heraus, dass er (Ijob) mehr schweigt als redet. So scheint Ijob zunáchst einen Vergleich für das Ende des Verfahrens an-zustreben (Ijob 40,3-5). Schlieβlich aber, da Gott in leichter Verlagerung der Herausforderungsgewichtung die Verhandlung fortsetzt, gesteht Ijob (je nach Deutung seiner polysemen zweiten Erwiderung) Gott jegliche Verfügungsall-macht zu und steht von den eigenen Erkenntnisansprüchen und von sich selbst insgesamt ab (Ijob 42,1-6).2 Hierbei geschieht Gottes Antwort an Ijob vornehm-lich rhetorisch ironisch erfragend, darlegend und - in Unterlegung der gesamten Reden - herausfordernd.

Gottes Herausforderung scheint dem zu dienen, Ijobs grundlegend gewan-delte Wahrnehmung Gottes, die (mehr als verstándlich) durch das über ihn ge-kommene unwágbare Leid gewirkt ist, rückzujustieren und gar zu erneuern. So besteht die Herausforderung konkret offenbar darin, Ijob in vielgestaltiger und zugleich wohl schmerzvoller Weise vor das innere Auge zu malen, wer einerseits Gott und wer andererseits Ijob wirklich ist, in welchem Verháltnis einerseits Gott und andererseits Ijob (einschlieMch des unwágbaren Leids) zu Schöpfung, Schöpfungselementen und Schöpfungsordnung stehen. Die Evokation der Her-ausforderung beschránkt sich (im Vergleich zum Umfang von Ijobbuch und Al-tem Testament) textuell auf kleinen Raum (wenn auch die Reden Gottes im Alten Testament die umfangreichste Antwort Gottes an eine Person darstellen). Sie ge-schieht in eindrücklicher Komprimierung nahezu universal gestaltet und reicht von der Erschaffung, Bemessung und Begrenzung der Welt und deren (auch nicht-irdischen) Elementen, Ordnungen und gar Wesenheiten bis hinab ins To-tenreich und bis hinauf in den astronomisch kosmischen Himmel (Ijob 38,4-38). Sie reicht weiter über (je nach Záhlung und Bewertung) zehn in ihrer Einzigar-tigkeit (und in Freiheit und Ordnung) bestehende Tiere (Ijob 38,39-39,30) bis hin zu zwei Überriesenwesenheiten (mit Aspekten gar nicht-irdisch kosmischer Eigenschaften) (Ijob 40,15-41,26). Diese alle werden im unhintergehbaren Ver-háltnis zum sie in Verspieltheit, Liebe und Gerechtigkeit leitenden, hütenden und fürsorgenden Gott in seiner absoluten Schöpfer-, Herrscher- und Richtersouve-ránitát und -herrlichkeit gesehen - eben in der rhetorisch ironischen Befragung, Darlegung und Herausforderung Ijobs (so als wáre er das alles, würde er das alles erfüllen, was Gott ist und erfüllt).3 Und in diesem Kontext ist das Wort von der Himmelsschrift zu lesen.

Das soeben Dargelegte spiegelt eine Leserichtung der Reden Gottes an Ijob, die von Böckle4 abgeleitet ist. Für das umfassende Matë an Thesenformu-lierungen zum Buch Ijob (und den Reden Gottes) in den (mindestens) vergange-nen 60 Jahren und für die dort diskutierten Fragen - etwa ob die Reden Gottes tatsáchlich als Antwort auf Ijobs Anliegen und allgemein auf die Theodizee zu verstehen seien; ob (in religionsgeschichtlicher Perspektive) JHWH in den Reden Gottes als Herr der Tiere begegne und das in potentia absoluta oder potentia personalis sive relationalis (in absoluter Macht oder lediglich in persönlichkeits-und beziehungsorientierterMacht); ob die Reden formal als Rechtsstreit, Ràtsel-rede, Lehrstück der Seelsorge, als skeptische Literatur in gesonderter (auch re-zeptionsásthetischer) Gewichtung von Ironie undAmbiguitàt, in psalmistischer, weisheitlicher, rechtlicher oderprophetischer Form gelesen sein wollen; ob die Reden (nahezu allein) im Vorrang der zahlreichen literarkritischen und redakti-onsgeschichtlichen Modelle erschliefibar sind (indem grotëe Teile der Reden, im Besonderen der zweiten Rede, für nicht ursprünglich erachtet werden), oder ob nicht ganzheitlich synchrone Annáherungen neue (mindestens ergánzende) Horizonte zu eröffnen vermögen u.s.w. - vergleiche überblickend Böckle5, ferner exemplarisch Witte, Wanke, Heckl und die (aktuell) noch nicht im Druck be-findliche Habilitationsschrift von Háner.6

Wenn in der Betrachtung der in Ijob 38,31 -33 und 9,9 genannten Stern-konstellationen und hierbei im Besonderen mit Blick auf den Begriff *מִשְׁטָר ögliche zentrale Bezeugung der Himmelsschrift) desgleichen das altvorderori-entalische Weltverstehen im Vergleich (zumindest am Rande) zu erwáhnen sein wird, dann gilt es, das Folgende zu beachten: In der Bibel begegnen nicht systematisch angelegte Listen und Kataloge von Gestirnen und Gestirnkonstellationen und deren Namen, bestehen nicht systematisch ausformulierte Astrometrien, wie das sehr wohl mit den (zwei, oder gar drei) MUL.APIN Tafeln als babylonisches Kompendium der Astronomie7 und insgesamt mit den antiken babylonisch griechischen astrometrischen Systemen8 abgebildet ist.

Diese seltene und nicht-systematische Nennung von Gestirnen und Ge-stirnkonstellationen in alttestamentlichen Schriften mag auf theologischer Ebene darin begründet sein, dass in Israel einem Wiederaufflammen ,,der im Alten Orient tief verwurzelten Gestirnverehrung" entgegengewirkt werden soll (vgl. Dtn 4,19; 11,2-3; 2 Kön 23,4-20; Jes 41,13b; Jer 8,2).9 Tatsachlich heiBt es etwa von König Manasse, dass er sich ,,vor dem ganzen Heer des Himmels" (לְׁכָל־צְׁבָאהַשָמַיִם) im Vorbild der ,,Abscheulichkeiten der Nationen" (כְׁתֹועֲבֹתֹ הַגֹּויִם) nieder-wirft (שחה Histafel) und den Heerscharen dient (עבד), wie sie (namlich die ab-scheulichen Handlungen) JHWH vor den Söhnen Israel ausgetrieben hatte" (ורִיש ]...[ מִפְׁנֵי בְׁנֵי יִשְׁרָאֵ ל ).10 (2 Kön 21,2-3)

Umgekehrt aber bedeutet im Alten Testament die Nennung von Gestirnen und Sternkonstellationen und insgesamt der (kosmisch irdischen und nicht-irdi-schen) Himmel die konzeptuelle Wahrnehmbarmachung des Wesens Gottes, der Schöpfer-, Herrscher- und Richtersouveránitát und -herrlichkeit Gottes.11 Die kosmisch himmlische Schöpfung ist Schrift, die Gott zum Inhalt hat, die in ihrer Herrlichkeit, Schönheit und Faszination Gott in seiner Herrlichkeit, Schönheit und Faszination bezeugt. (als Beispiele für viele Stellen Pss 8; 19; 104)

In religionsgeschichtlicher Perspektive wird vermutet, dass in Israel be-reits einfache Formen landwirtschaftlicher Himmelskunde im 8. oder 7. Jahrhun-dert vor Christus existieren, das heitët lange vor dem starken mesopotamischen Einfluss" in neuassyrischer Zeit," wodurch die mesopotamischen Monats-sternbilder" (vgl. die Aufstellung der 36 Monatssternbilder, je 3 für jeden Monat, in enuma elisch 5,3-5) in Israel adaptiert worden und es so zu einer Verschmel-zung von mesopotamischen und kanaanáischen Vorstellungen" gekommen sein dürfe. Dies würden desgleichen die Benennungen der Sternbilder in Ijob 38,31- 33 erweisen, die (mit Ausnahmen von מַזָרותֹ) nicht babylonischer Herkunft" sind.12

Umgekehrt besteht für den im weiteren Sinn astronomisch kosmischen und im Abschnitt (und für den vorliegenden Artikel) zentralen Begriff *מִשְׁטָר allerdings sehr wohl eine entsprechende sprachliche Verknüpfung von Babylonisch (bzw. Akkadisch) und Hebráisch. (siehe im Folgenden) Gleicherweise eröffnet in (so weit wie möglich) wörtlich wahrnehmender und durchweg wertnehmender Lesart der alt- und neutestamentlichen Schriften und damit von Ijob 38,31-33 und seines Kontextes ein offenbarungstheologischer und damit ein al-ternativer religionsgeschichtlicher Ansatz die Perspektive einer zeitlich (wesent-lich) früheren Offenbarung dieser Kenntnisse an Ijob durch Gott selbst. Diese Denk- und Interpretationsvoraussetzung liegt dem Artikel zugrunde.

 

B HIMMELSSCHRIFT (*מִשְׁטָ ר, IJOB 38,33B)

Der Begriff *מִשְׁטָר, erschlossen aus מִשְׁטָר ו (seine Himmelsschrift," Ijob 38,33b), ist Hapaxlegomenon, wie auch die masora parva bezeugt. So kann der Begriff in seiner Bedeutung zunáchst lediglich erschlossen werden. Dennoch lässt sich mindestens etymologisch festmachen, dass *מִשְׁטָר etwa mit Von Soden (Akkadisches Handwörterbuch) als Lehn- oder Fremdwort aus dem Akkadischen zu verstehen ist, wo mastaru von Inschrift, Aufschrift" spricht. Demgemäβ meint sitir same oder sitir samãní Himmelsschrift, Sterne; (regelmätëiges Aufund Untergehen der) Sternkonstellationen."13

Ferner begegnet der (im akkadischen status constructus sitir erkennbare) Stamm im Alten Testament lediglich als Partizip שֹ] ו[טֵר (Plural שֹטְׁרִים). In seiner Grundform, entlehnt aus dem Akkadischen (satãru), meint das Verb schreiben." Darum spricht das Partizip (im Gegensatz zum áhnlich klingenden סֹ] ו[פֵר) wörtlich nicht allein vom Schreiber" im Allgemeinen, sondern von ei-nem Amtstrager, Aufseher (über die israelitischen Fronarbeiter in ägypten)," für den die Schreibfáhigkeit Voraussetzung ist.14 - Entsprechend meint *מִשְׁטָ ר in der Bedeutung von משטר שמים gleich akkadisch sitir same und sitir samãní (Himmels)schrift, sternenbesáter Himmel, Sternenhimmel,"15 was eine weltan-schauliche Náhe von alttestamentlichem und mesopotamischem Weltverstehen voraussetzt.

מִשְׁטָר ו meint wörtlich seine [Singular] Himmelsschrift, sein Himmelsge-setz." Allerdings ist die pronominale Enklise -- wohl als kollektiver Singular zu verstehen und bezieht sich damit auf die plurale Constructus-Verbindung חֻקֹּותֹ מָיִם , weswegen aus dem Kontext sinnvoll mit ihre [Plural] Himmelsschrift" zu übersetzen ist.16 Darum schlágt etwa Gordis17 die Interpretation eines verkürz-ten Plural von (eigentlich) מָיִם , vor, wie das für mittelhebráische Handschriften üblich ist.

So lieβe sich bereits hier ableiten, dass mit *מִשְׁטָר nicht allein die Gestirne im Allgemeinen gemeint sind, die (in altvorderorientalischer, nicht in alttesta-mentlicher Perspektive) lediglich als bildliche Umschreibung" einer Form der himmlischen Gesetzgebung für die Geschicke auf der Erde" zu verstehen sind.18Vielmehr können entsprechend der oben erfolgten Darlegung sehr wohl die Sternbilder im Besonderen angesprochen sein, die im engeren Sinn als Himmelsschrift, als Zeichen und Schrift Gottes, als himmlische Zeichenschrift, zu verste-hen sind. Entsprechend vermögen die Sternbilder im Einzelnen und im Gesam-ten von Gott Zeugnis zu geben, Lehre Gottes über ihn selbst zu sein, mit denen gar Gott als Autor des in die Himmel Geschriebenen dem Menschen über seine praesentia universalis, seine absolute Wahrnehmungs- und Verfügungsmacht, lehrt und Zeugnis gibt. Und konkret mit Blick auf die Gesamtaussage von Ijob 38,33 und in gleichzeitiger Beachtung des Kontextes spricht *מִשְׁטָר davon, dass die mittels der Sternbilder in den (astronomisch kosmischen) Himmel gesetzte Schrift mindestens eine (etwa für den Bauern orientierende) Bedeutung, wenn nicht eine (konkrete) Wirkung auf das (Wetter-)Geschehen auf Erden hat und damit zur terrestrischen Performanz wird.

Dies könnte desgleichen ein nicht-mythologisches Welt- und Kosmosver-stehen voraussetzen. Die Gestirne sind gleich Genesis 1,14-18 nicht (mehr) Göt-ter,19 nicht kosmische Máchte und Wesenheiten, sondern Schöpfungselemente als Gegenstánde, die der Spende von Licht und als Bezeichnung von Tag und Nacht (und die dahingehend über Tag und Nacht und insgesamt kalendarisch" herrschen) und die in Ijob 38,31-33 als Schrift (und damit als Lehre) Gottes in terrestrischer Wirkung dienen.20 Dennoch spricht Gott rhetorisch ironisch - und darin Ijob herausfordernd - vom zeitlich bestimmten (בְׁעִתֹּ ו, zu seiner Zeit, zur rechten Zeit") Hervortretenlassen beziehungsweise Herausführen (יא ,, du lässt hervortreten, führst heraus") und Leiten (נְׁחֵם ,, du leitest sie") bestimmter

Sternkonstellationen (námlich je von מַזָרותֹ und עַיִש עַל־בָנֶי ה) (hierzu siehe unten Abschnitt F). Dies mag zunáchst dem Herausführen und Leiten von lebendigen Wesenheiten anklingen. Aber doch scheint die Formulierung dem rhetorischen Stilmittel einer ironisch humoresken Verdichtung zu entsprechen, im Sinne von: Vermagst du, Ijob, die genannten Sternkonstellationen gleich astronomisch kos-mischen Wesenheiten am Nachthimmel hervortreten zu lassen und wie ein Hirte zu leiten (wie das allein Gott obliegt)?

So ist auf intradiegetischer Ebene zunáchst auf den gesamten Vers (Ijob 38,32) und auf den Mikroabschnitt (Ijob 38,31-33) insgesamt zu achten. Die Be-stimmung des Mikroabschnitts ist inhaltlich etwa darin bedingt, dass nur in den genannten Versen berechenbar vorhersagbare Erscheinungen des astronomisch kosmischen Himmels," davor (Ijob 38,22.25-30) und danach (Ijob 38,34-38) aber nicht in jeder Weise" absehbare Erscheinungen des Himmels, die als Ge-schehen des Wetters unmittelbar auf die Erde (etwa auf die Landwirtschaft) ein-wirken,"21 angesprochen sind.22 - Ferner ist Ijobs Àutëerung in der Parallelstelle Ijob 9,9 einzubeziehen.

Auf extradiegetischer Ebene sind - für den vorliegenden Artikel aller-dings nur exemplarisch - Abschnitte zu beachten, die zentrale Begrifflichkeiten von Ijob 38,31-33 enthalten.

 

C HIMMELSORDNUNGEN (חֻקֹּותֹ שָמָיִם, IJOB 38,33A)

Mit der rhetorisch ironischen Erfragung von Ijobs Erkenntnis- und damit Verfü-gungsmacht (הֲיָדַעְׁ תֹּ, erkennst du") über die חֻקֹּותֹ שָמָיִם, die Ordnungen" oder Gesetze des Himmels" (erkennst du die Himmelsordnungen?," Ijob 38,33 a) als conclusio des vorher Gesagten (Ijob 38,31-32) geschieht desgleichen die Erstsetzung, die Vorformulierung dessen, was in paralleler Folgebestimmung mit dem auf die Erde anzulegenden *מִשְׁטָר im zweiten Kolon des Verses gemeint sein kann. Und: Spricht der gesamte Vers von den Ordnungen des Himmels, also den astronomisch kosmischen Ordnungen, die überdies auf die Erde angelegt sind und (etwa durch des Menschen landwirtschaftliches Handeln aufgrund be-stimmter astronomisch konstellativer Erscheinungen) zur terrestrischen Perfor-manz werden, dann fasst dies Jer 33,25 mit der Formulierung חֻקֹּותֹ שָמַיִם וָאָרֶץ (Ordnungen des Himmels und der Erde") in eins zusammen. Entsprechend spie-geln in religionsgeschichtlicher Perspektive die Begriffe חֻקֹּותֹ שָמָיִם und *מִשְׁטָר mesopotamisches Weltverstehen von der auBersten Verfügungsmacht des höchsten Gottes über Schöpfung, Schöpfungselemente und Schöpfungsordnung, konkret über die Gestirnkonstellationen und deren bleibend wiederkehrenden Zyklen. Und entsprechend wird im Horizont dieser göttlichen Verfügungsallmacht Ijob in menschlicher Verfügungsohnmacht herausgefordert - damit er in nach wie vor bestehendem unwagbarem (die Wahrnehmung von Gott, Welt und seiner selbst verzerrendem) Leid wahrnehmen und erkennen kann, was er bisher nicht wahrnahm und erkannte.

Der Singular von חֻקֹּותֹ ist חֻקָֹּה, Feminin des verwandten Begriffs חֹק. Beide Begriffe leiten sich von חקק ab, das von (aus)meiβeln, aushauen; einritzen, (ein)schreiben; (schriftlich) befehlen, bestimmen" spricht. Davon abgeleitet bezeichnen חֹק und חֻקָֹּה ähnlich etwas Festgelegtes, [auch zeitlich] Bestimmtes; Maβ, Satzung, Gesetz [Gottes], Regel; Ziel, Ordnung [von Natur und Kosmos]; Brauch."23 In den Reden Gottes begegnet חֹק nur in Ijob 38,10, ansonsten 6 weitere Male im Buch Ijob. חֻקָֹּהbegegnet im Buch Ijob nur in 38,33a und scheint damit gesonderte Relevanz für Stelle und Abschnitt zu zeitigen. Der Stamm חקק begegnet nur in Ijob 19,23, einer desgleichen nicht unbedeutenden Stelle des Buches. Entsprechend transportieren חקק, חֹק und חֻ קֹּה (zumindest auch) den Aspekt des (in die Schöpfung) Geschriebenen, des regelmaβig wiederkehrenden Festgelegten.

Des Weiteren könnte mit Blick auf die ursprüngliche Bedeutung von חקק(aushauen, einritzen, eingraben"), mit Blick auf das sich nominal verselbstandigte Partizip Poel pphp (einer, der einritzt" oder etwas, das einritzt")24 und auf eine sumerische (semantische) Entsprechung (ges-hur, Holzritzung," viel-leicht auch im Sinne eines kosmischen Bauplans)25 interpretiert werden, dass etwa das Knüpfen und Lösen, Herausführen und Leiten der Gestirnkonstellatio-nen und damit insgesamt die kosmische Ordnung áhnlich einer Ritzung und Gra-vur in Positionierung und Lauf als feinabgestimmter Wirkungshorizont festge-zeichnet und festgraviert und dem folgend angeleitet und ausgeführt ist. Der in Schöpfung und Schöpfungselemente eingezeichnet eingeschriebene Bauplan (Ijob 38,33ab) ist zugleich dessen Ausführung und Geschehen, ist dessen (auch terrestrische) Performanz (Ijob 38,33b).

In extradiegetischer Perspektive gilt allerdings, dass die Constructus-Ver-bindung שָמָיִם im Alten Testament lediglich an einer weiteren Stelle begeg-net und zwar in Jer 33,25, dort allerdings, wie oben angemerkt, universal erwei-ternd als חֻקֹּותֹ שָמַיִם וָאָרֶ ץ. Dabei beschreibt Gott mittels einer konditionalen Satz-struktur (wenn ... dann") die Ordnungen der Himmel und der Erde als durch seine Hand festgesetzt (שים - ebenso, wie bei Ijob in Ijob 38,33b erfragt), gleich seinem Bund mit Tag und Nacht (בְׁרִיתִֹי יומָם וָלָיְׁלָה)26 als unverbrüchliche Schöp-fungsordnung. Denn würden die genannten Ordnungen nicht mehr bestehen, dann würde auch Gott die Reihe der herrschenden Nachfolger Abrahams, Jakobs und Davids verwerfen, was im Letzten undenkbar ist. Denn ich werde ihr Geschick wenden und mich über sie erbarmen" (Jer 33,25-26; ferner Jer 33,17-22).

So sind die (geschriebenen) Gesetze und Ordnungen von Kosmos-Him-mel und Erde (חֻקֹּותֹ שָמַיִם וָאָרֶ) als unverbrüchlich unauflösbare Schöpfungs-ordnung universaler Zeuge und Lehrer, universales Zeichen und Bild der (Bun-des-)Treue Gottes zu seinem Volk Israel.27

 

D KNÜPFEN - LÖSEN," BANDEK - FESSELN" (IJOB 38,31)

Wenn mit *מִשְׁטָר und חֻקֹּותֹ שָמַיִם ]וָאָרֶ ץ[die in den Kosmos-Himmel gesetzte und auf Erden wirksame Schrift Gottes gemeint ist, dann sind wohl damit im náheren und weiteren Zusammenhang (intra- und extradiegetisch) gedacht die in Ijob 38,31-32 und 9,9 genannten Gestirnkonstellationen gemeint. Es handelt sich also nicht allein um die Gestirne Sonne, Mond und Sterne im Allgemeinen, die über Tag und Nacht herrschen" (מש ל, Gen 1,16.18; Ps 136,8-9),28 das heifit, die bestimmen - und darin sichtbares, weil leuchtendes (Gen 1,14-18) Zeichen (אותֹ, Gen 1,14) sind -, wann der Tag endet, die Nacht beginnt, verlauft, endet, der Tag beginnt, verlauft, endet u.s.w.29 Vielmehr sind in der Betrachtung der Sternbilder (die allein am Nachthimmel wahrnehmbar sind) die Verben der rhe-torisch ironischen Fragestellung und die zusatzlich genannten Begriffe einzube-ziehen.

Ijob 38,31 spricht mit Blick auf die Verben in Form eines (zumindest vordergründigen) semantischen Gegensatzpaares (und gleich Ijob 38,32 in rahmender Anordnung bei gleicher Aktionsart) von knüpfst du?" (הַתְֹׁקַשֵרPiel) und löst du?" (תְֹּׁפַתֵֹּ ח Piel). Das initial proklitische he interrogativum ( ַ)30 in הַתְֹׁקַשֵר wirkt im zweiten Kolon in תְֹּׁפַתֵֹּ ח - verstarkend durch die initiale Kon-junktion (־ mit Maqqef, oder") - nach, daher löst du?"

Im Qal bedeutet קשר als transitives Verb (an)binden" (Ijob 39,10; 40,29), im Piel, wie hier, umbinden; knüpfen, schnüren."31 Hingegen könnte mit פתֹח das ins Spiel kommen, was oben mit Blick auf die ursprüngliche Bedeutung des Stammes von חֻקָֹּה (חקק) in Ijob 38,33a und die festgravierte (und in terrestrischer Performanz ausgeführte) Bauanweisung beziehungsweise Him-melsschrift angedeutet ist. Denn zum einen spricht פתֹח I Piel im aktuellen Zu-sammenhang von lösen, losbinden."32 Zum anderen begegnet (je nach Interpretation)33 an 9 Stellen des Alten Testaments das mögliche Homonym פתֹח II, das - ebenso im Piel und mit Blick auf begriffliche Entsprechungen im Mittelhebraischen und Akkadischen und als mögliches semitisches Lehnwort im Àgypti-schen - im kunsthandwerklichen Sinn (ein)gravieren; in Holz schnitzen" meint (Exod 28,9.11.36).34

Sollte diese Bedeutung für Ijob 38,31b im Sinne von gravierst du die Seile des Orion [als dessen festgezeichnete konstellative Ordnung] ein" mitklin-gen, dann wäre das allerdings die einzige alttestamentliche Stelle, in der פתֹח II Piel in übertragener Bedeutung zu verstehen ist. So gesehen ist für Ijob 38,31 (eher) eindeutig mit der parallelistisch gegensatzpaarlichen Bedeutung binden -lösen zu rechnen, wenn auch mit חֻקָֹּה (חקק) von Ijob 38,33 das resümierende Anspiel von der konstellativen Himmelsgravur herüberklingen mag.

Was nun kann mit den Bàndern (מַעֲדַנֹּותֹ, Ijob 38,31a) der Plejaden (כִימָה, Ijob 38,31a; 9,9b) und den Fesseln (מֹשְׁכותֹ, Ijob 38,31b) des Orion (כְׁסִיל, Ijob 38,31b; 9,9a) gemeint sein? Denn beide Begriffe (מַעֲדַנֹּותֹ und מֹשְׁכ ותֹ - für כִימָה und כְׁסִיל siehe unten Abschnitt F) sind schwer zu bestimmen. Dabei soll im Fol-genden der Fokus auf ersteren Begriff מַעֲדַנֹּותֹ (Bander") gerichtet sein, weil da-mit gleicherweise der parallel gesetzte und ebenso pluralische Begriff מֹשְׁכותֹ (Fesseln") erschlossen sein kann. Darum sei zu מֹשְׁכותֹ konkret nur so viel ge-sagt, dass es Hapaxlegomenon ist und sich von dem Stamm משך (greifen, zie-hen; sich hinziehen") ableitet (zu מֶשֶךְ vgl. Ijob 28,18b).35

מַעֲ דנֹּותֹ ist vermutlich status constructus von מַעַדַנִֹּים (Leckerbissen, Wonne"),36 das sich allerdings von dem (nicht belegten) Stamm 'dn* (oder *עדן II) ableiten könnte und das möglicherweise eine Metathesis zu ענד (binden, umwinden," Ijob 31,36) erfuhr.37 Des Weiteren spricht mittelhebráisch מַעֲדָן von Knoten."38 Zudem bestátigen LXX (δεσμός, Fessel") und Targume (שֵירֵי = σειρά, Seil, Kette") die Bedeutung Band, Gebinde."39 Damit wird die Über-setzung von קשר מַעֲדַנֹּו mit Bander knüpfen" nachvollziehbar.40

Keel41 fragt mit Blick auf spáte arabische Vorstellungen und ein babylo-nisches Relief aus dem 9. vorchristlichen Jahrhundert, ob mit der Formulierung nicht einfach an ein System von Stricken und Seilen gedacht" sei, mit deren Hilfe die Sterne am Himmel bewegt werden." Nach babylonischem Weltverste-hen (vgl. den Marduk-Hymnus) lenkt Marduk die in den Sternen reprásentierten Götter mit Zügeln (serrëtu)."42 Darin wird ferner das Bild Marduks als Hirte der Götter-Gestirne als dessen Sterneschafe evoziert, wie mit enuma elisch (7,130- 131) zum Ausdruck kommt.43 Umgekehrt legt Marduk als Retter der kosmischen Ordnung die feindlichen Götter - und so eventuell die kriegerischen Sebettu-Plejaden - in Banden,44 wie er das desgleichen mit Orion und dessen Vater Anu getan haben könnte.45 (siehe unten Abschnitt F)

Und diese Konzeptualisierung vom die Sternkonstellationen bindenden und lösenden, herausführenden und leitenden und damit vom grenzsetzenden und grenzlösenden Gott46 und solcherart von Gott als Herr und Hirte der (hier wohl allein gegenstándlichen) Gestirne geschieht in Ijob 38,31-32 (und 33) im Zuge von Gottes rhetorisch ironisch erfragender Herausforderung Ijobs.47 So ist Ijob durch Gottes rhetorisch ironisch erfragende und darlegende Herausforde-rung ein Erkenntnis- und Besinnungsraum geschaffen für die rückjustiert wie-derhergestellte und zugleich erneuerte Gotteswahrnehmung und Selbstwahrneh-mung, einschlieBlich des Verháltnisses zu seinem unwágbaren Leid.48 Gott sagt mit Ijob 38,31-33 ja nicht, ich bin so, ich mache das alles so," sondern er fragt Ijob rhetorisch ironisch, vermagst du so zu sein und das alles entsprechend aus-zuführen?" Und eben dieser rhetorische Kunstgriff malt Ijob Gottes Wesen in einzigartiger Weise vor Augen.

Des Weiteren mag die Unbestimmtheit der Begriffe מַעֲדַנֹּותֹ und מֹשְׁכותֹ und die Unbestimmtheit der Formulierung von deren Knüpfen und Lösen, modern (und sehr vorsichtig) gedacht, einerseits die bis heute nicht messbar wahr-nehmbare Verknüpfung zwischen den Gestirnen vorzuschatten, was aktuell mit dem Begriff der Dunklen Materie gefasst ist; andererseits und zugleich deren nicht messbar wahrnehmbare Entfesselung (trotz offensichtlichen Erhalts der Konstellationen) in Form immer mehr beschleunigter Expansion des kosmischen Raumes (und damit jedes Gestirnes einer Konstellation von jedem anderen Ge-stirn derselben Konstellation, einschlieBlich jeder Konstellation insgesamt, jedes Konstellationenclusters u.s.w. von jedem anderen), gefasst mit dem Begriff der Dunklen Energie.49 - Für eine mögliche Kritik dieses Ansatzes siehe aber im Folgenden.

 

E KNÜPFEN, LÖSEN, HERAUSFÜHREN, LEITEN" (IJOB 38,3132)

Wahrend in Ijob 38,31 die Verben (קשר Piel - פתֹח Piel, knüpfen - lösen") streng genommen sich nicht auf die genannten Gestirnkonstellationen selbst beziehen, sondern auf diejenigen Gegebenheiten, die die konstellative Gestalt der Sternbilder gewahrleisten (Bander und Fesseln), fokussieren in Ijob 38,32 die Verben (יצא Hifil - נחה Hifil, herausführen - leiten") tatsachlich die Sternkons-tellationen selbst. Darum seien hier zunachst in Kürze letztere beide Verben be-trachtet (für die ersten beiden Verben siehe oben Abschnitt D). Dem anknüpfend sei mit Blick auf alle vier Verben ein entscheidender Schluss gezogen. Schlieβ-lich werden (im folgenden Abschnitt F) die in Ijob 38,31-32 und 9,9 genannten Sternkonstellationen ausführlicher besprochen, weil sie eine erschlieBende Na-herbestimmung der Bedeutung Himmelsschrift ermöglichen können.

Das im Alten Testament sehr haufig begegnende Verb יצא (insgesamt über 1060 Mal, davon im Hifil über 210 Mal)50 meint - in Ableitung von Qal hinaus- oder herausgehen" - im Hifil wörtlich hinaus- oder herausgehen lassen," also hinaus- oder herausführen oder -bringen; hervorgehen lassen; hervor-bringen" u.s.w.51

נחה begegnet im Alten Testament beinah doppelt so häufig im Hifil (26 Mal) wie im Qal (14 Mal einschlieBlich Jes 7,2), wáhrend es im Buch Ijob (in seinem 3-maligen Vorkommen) nur im Hifil erscheint.52 Aber es meint in beiden Aktionsarten leiten, führen."53 Das pluralisch enklitische Personalpronomen ם- Personalform תֹּנְׁחֵם (du leitest sie [d.h. den GroBen Báren und seine Jungen]") bleibt vielfach in den Kommentaren und Bibeln unübersetzt. Wörtlich könnte in leichter Verdichtung des rhetorisch ironischen Tones gemeint sein, und den Groβen Baren über seinen Jungen, du leitest sie?!," dem aber die gangigen und flüssiger lesbaren Übersetzungen durch Weglassung der pronominalen Enklise nahekommen. Entsprechend bedarf es nicht einer Emendation in der Vokalisation zu תְֹּׁנַחֵם (von נחם, das in vielfáltiger Schattierung von trosten" spráche; vgl. Ijob 42,6a) und damit zu der etwas seltsam anklingenden und für Ijob 38,32a einen anderen Parallelismus erwartenden rhetorisch ironischen Frage, und den Groβen Baren über seinen Jungen tröstest du?"54

In der Betrachtung der Verben von Ijob 38,31-32 in ihrer semantischen Reihung (knüpfen, lösen, hinausführen, leiten) erweist sich das zweite Glied des Gegensatzpaares knüpfen - lösen als Vorbereitung für das folgende hinausführen - leiten. Denn was losgebunden ist, kann hinausgeführt und geleitet werden. Dies erweist desgleichen, dass es in der Frage nach den zu knüpfenden Bãndern und zu lösenden Fesseln bestimmter Sternkonstellationen eigentlich nicht um die Bãnder und Fesseln geht, die zwischen den einzelnen Gestirnen der betreffenden Konstellation zu denken sind (also wie oben modern gesprochen, die zwischen den Gestirnen, Konstellationen, Konstellationen-Clustern u.s.w. im gesamten Universum in welcher Weise immer als Dunkle Materie und Dunkle Energie bestehen und wirken). Sondern es geht um solche Gebinde, mit denen eine gesamte Konstellation festgebunden oder losgebunden werden kann, und wenn sie losge-bunden ist, hinausgeführt und geleitet wird.

Und da die Ijob insgesamt sechsfach unmittelbar ansprechenden Fragen55gemáB einer Tendenz des Gesamtcharakters der Reden Gottes rhetorisch ironisch formuliert sind, ist wohl nicht in jeder Weise die Vermittlung einer wörtlichen Bedeutung intendiert. Also nicht: knüpfst, löst, führst du hinaus, leitest du bestimmte Sternbilder als Wesenheiten, sondern: vermagst du dies zu tun mit den Sternbildern als gegenstándliche Gegebenheiten gleich Wesenheiten; nicht: bist du in alledem Herr und Hirte der betreffenden Wesenheiten, sondern: vermagst du die betreffenden Konstellationen verfügungsmáchtig zu dirigieren, als wãren sie Wesenheiten und als wãrest du deren Herr und Hirte; um sie wie an Seilen geknüpft am Nachthimmel in berechenbaren zyklischen Abfolgen hervorkommen und entschwinden, auf- und untergehen und je ihre Bahn über den Himmel entlangführen zu lassen. Kurz: Vermagst du (mit den Gestirnkonstellationen) das zu tun, was Gott zu tun vermag, wie immer er es tut?

Vor diesem Hintergrund scheint es primár nicht um den Erhalt, sondern um den gesetzmáBigen Lauf der Sternkonstellationen zu gehen, der zur terrestrischen Performanz wird, etwa durch entsprechendes Wettergeschehen auf Erden - worauf der Mensch durch Lesen der Himmelsschrift (das heiBt, durch regelmá-Big wiederkehrende stellare konstellative Ereignisse des Kommens, Verlaufes und Gehens) rechtzeitig reagieren kann.

Entsprechend werden im folgenden Abschnitt die in Ijob 38,31-32 und 9,9 genannten Gestirnkonstellationen ausführlicher betrachtet, weil damit deutlich wird, welche Aspekte der in die (astronomisch kosmischen) Himmel geschriebenen und gleicherweise auf Erden wirksamen Schrift für den Menschen im Allgemeinen und für Ijob im Besonderen lesbar sein könnten.

 

F HIMMELSSCHRIFT DURCH DIE STERNBILDER (IJOB 38,3132 UND 9,9)

Wenn für die in Ijob 38,31-32 und 9,9 begegnenden astronomisch kosmischen Begriffe eine exakte Zuordnung der Sternbilder, die im Text ursprünglich ge-meint sind, wohl nur schwer möglich ist, so können doch forschungsgeschicht-liche und aktuelle, theologische und astronomische Verortungen vorgenommen werden, die im Rahmen des vorliegenden Artikels mit den folgenden fünf Un-terabschnitten (1. bis 5.) mindestens eine vorschlagende Náherbestimmung er-lauben.56Ferner gilt es zu beachten, dass zuerst Ijob Gestirnkonstellationen nennt. Eher entgegen dem tendenziellen Charakter der Reden Gottes nimmt Gott auf drei von vier durch Ijob genannte Konstellationen Bezug (auf 4. erweiternd, auf 5. nicht), versetzt sie aber zusammen mit einer weiteren umfassenden konstella-tiven Gegebenheit (3.) in einen anderen konzeptuellen Kontext (námlich dem des absolut verfügungsmáchtigen Herrn und Hirten der Gestirnkonstellationen). Die Darlegungen verdeutlichen des Weiteren, dass die Plejaden (1., 2.) in der viel-fáltigen Welt des Alten Vorderen Orients von herausragender Bedeutung sind. Darum ist manches hier Erwáhnte in den verbleibenden vier Unterabschnitten nicht mehr ausformuliert, doch aber mitzudenken (z.B. Marduk als Herr und Hirte der Plejaden-Gottheiten; und wohl als klarstellende Erwiderung: JHWH als Herr und Hirte der Plejaden-Gestirne).

1 כִימָה, Plejaden (Ijob 38,31a; 9,9b)

Strauβ57 übersetzt כִימָה in etymologischer Ableitung mit Haufe," indem etwa arabisch kaum von Kamelherde" und kauma von Erdhaufen" spricht.58 Dem anknüpfend lásst in einer lexikalischen Liste aus Ebla" der Begriff ká-ma-tu eine Entsprechung mit dem sumerischen - und in MUL.APIN und weiteren Keil-schrifttexten begegnenden - Begriff mul.mul gewahren.59 Denn mul.mul meint zwar Sterne" im Allgemeinen, bezeichnet aber die Plejaden im Besonderen, was allein darin (im Kontext des AVO) ihre mögliche universale Bedeutung als pars pro toto der gesamten stellaren Welt dokumentiert.60 LXX und Vulgata ge-ben כִימָה mit Plejade(n)" (Πλειάς, Plëias) wieder. Auch Delitzsch61 und Horst62identifizieren כִימָה mit der gehauften Gruppe," dem Haufengestirn," den Plejaden - die auf Grund der besonderen Konstellation eindrücklich blau weiB leuchtender Sterne (obwohl nur sechs, oder je nachdem gar acht, mit bloBem Auge erkennbar) auch als Siebengestirn (oder die Sieben Schwestern) bezeichnet werden.63 Delitzsch verweist zudem auf den (in der Literatur begegnenden) Ver-gleich der Plejaden mit einem Juwelen-Bouquet," einer Brillanten-Rosette."64

Aus aktueller astronomischer Sicht bilden die Plejaden (auch M 45) den bekanntesten offenen Sternhaufen (im Gegensatz zu den kompakten Kugelstern-haufen) mit vielen Tausend Sternen ab.65 Sie gehören dem Sternbild Stier und damit insgesamt dem Tierkreis an und sind nach den Töchtern des Atlas und der Plejone benannt (so bereits Hesiod, Werke und Tage, 383-387).

Wenn also der (mesopotamische und aktuelle) Beobachter die náchtliche Himmelsschrift liest, so begegnen ihm - je nach Jahreszeit und Verlaufsweg -nach Sonne, Mond, Venus und Jupiter die Plejaden als eindrücklichste Erschei-nung einer blau-weiB leuchtenden Juwelen-Bouquet Formation. Entsprechend spielt der Sternhaufen in beinah allen Kulturen eine zentrale Rolle auf Ebene von Astrologie, Astronomie (etwa mit Blick auf die kalendarische und positionelle Bestimmung), Religion und Mythologie; symbolisch auBerordentlich haufig" in Form von sieben Kugeln dargestellt.66

Von manchen, so in der rabbinischen Debatte (etwa im Babylonischen Talmud, Berakoth 59a), werden mit Blick auf Amos 5,8 die Plejaden (ein-schlieBlich ihres Auf- und Untergangs und konstellativer Veránderungen durch Gottes Hand) mit dem Beginn der Sintflut in Verbindung gebracht, gar dass sie Auslöser derselben sind. Ferner scheint im Mittelteil von Amos 5,8 unheilkün-dend von der Plejaden eigener Verfinsterung die Rede zu sein (vgl. Ijob 9,7.9).67Das heiBt im Allgemeinen, dass die Plejaden in Mesopotamien (etwa bei den Hetitern) als Wettergottheit, als kriegerisch dámonische Sebettu-Gottheit(en) (und Begleiter Marduks) begegnen, mindestens aber als Unwettergestirn, das je nach Auf- und Untergang die Frühjahrsschmelze und die folgende heiBe Früh-jahrs- und Sommerzeit einerseits und die Herbstunwetter-Schwemmwasser und die folgende dunkle Herbst- und Winterzeit andererseits bezeichnet (wenn nicht auslöst).68 Vor diesem Hintergrund gewahrt Albani eine mögliche Identitát der vom Himmel her kãmpfenden und Überflutung wirkenden Sterne in Ri 5,20-21 mit den Plejaden - worin eventuell desgleichen alle Sterne als kampfendes himmlisches Heer erscheinen sollen."69

Dem anknüpfend erschlieBen insgesamt nach mesopotamischem Welt-verstehen (aber entgegen der biblischen Texte) Gestirne und deren Konstellationen die Welt der Götter. Ebenso sind ihnen konstellative Gegebenheiten zugeordnet. So ist in MUL.APIN etwa vom Mondpfad von Enlil, Anu und Ea die Rede.70

Entsprechend könnte für den mesopotamischen Himmelsschriftbeobachter die Gegenwart der Plejaden in eine Art Plejadenkult gemündet sein. Darum wird in religionsgeschichtlicher Perspektive für die vorexilisch kanaanäische Zeit Israels gar JHWH als zu verehrende Gottheit angesehen, der die Plejaden als eine Art Leibgarde seines Heeres bei sich hat.71 Dabei folgt man innerhalb der Forschungsdebatte aber nicht bis ins Äuβerste Hubert Grimmes Ansatz. Darin identifiziert Grimme das Pfingstfest, das Fest der Wochen (חַג שָבֻעותֹ, Lev 23,15-22; Dtn 16,9-12), als Fest der Plejaden für die Plejadengottheit JHWH (wofür er Num 28,26 entsprechend angepasst zitiert und indem für ihn allein der Begriff שָבֻעותֹ eine Fortbildung" von שֶבַע [sieben"] abbilde, damit das Siebenfache" betone und darin die semantische Verknüpfung mit Siebengestirn ver-deutliche).72

Wenn aber mit Ijob 9,9 und 38,31 (einschlieBlich Amos 5,8) in klarstel-lender Erwiderung Gott als der Schöpfer und gleicherweise als verspielt grenz-setzend grenzlösend leitender Herr und Hirte der Plejaden begegnet, so muss das in religionsgeschichtlicher Perspektive nicht bedeuten, dass mit den genannten Stellen JHWH an die Stelle des übermáchtigen babylonischen Hauptgottes, Götterkönigs (und Wahrenden der kosmischen Ordnung) Marduk tritt; der unter anderem Herr (und Hirte) selbst über das gewaltige Wetter- und Göttergestirn der Sebettu-Plejaden im Himmel und über die Unwettergewásser auf Erden ist.73Sondern die Verse können auch verdeutlichen wollen, wer wirklich worüber wirklich in welcher Weise wirklich als (immer gleichbleibender, unvergleichli-cher und einziger) Herr und Hirte agiert, JHWH Gott, der in persönlicher Zuge-wandtheit mit Ijob spricht. Kurz: Nicht Marduk, sondern JHWH Gott ist es und wirkt dies alles.74

2 כְׁסִיל, Orion (Ijob 38,31b; 9,9a), כִימָה und כְׁסִיל, Plejaden und Orion (Ijob 38,31ab; 9,9ba)

כִימָהund כְׁסִי ל begegnen im Alten Testament 3 Mal parallel (Ijob 9,9; 38,31; A-mos 5,8, dort כימָה וּכְׁסִי ל). כִימָה begegnet kein weiteres Mal, כְׁסִי ל ein weiteres Mal allein und im Plural (Jes 13,10, wahrscheinlich Sternbilder"). כְׁסִיל meint in Ableitung des Stammes כסל (töricht sein, frech sein") ursprünglich der Törichte, der Freche." Targume und Peschitta (zu Ijob 38,31) deuten als Riese, Gigant." Der arabische Name für den roten Überriesenstern Beteigeuze, der dem Orion angehört, bedeutet Hand der Riesin."75 LXX deutet in Ijob 38,31 mit Orion (Ὠρίωνος), in Ijob 9,9 mit Abendstern (Ἕσπερον). Vulgata deutet an allen 3 Stellen parallelen Auftretens mit Arcturus, den Schiaparelli76 vermutend mit dem Grofien Bãren identifiziert, andere Autoren erkennen darin den Orion.77 Darum macht es vielleicht mit vielen Sinn, die Bedeutung Orion als ursprünglich und insgesamt כִימָה und כְׁסִי ל als eindeutig mit Plejaden und Orion identifizierbar anzusehen.78

Für den (mesopotamischen und aktuellen) Beobachter, im Lesen der Him-melsschrift, erscheint (je nach Jahreszeit und Verlaufsweg) der Orion als ein-drückliches Sternbild südöstlich des Stieres gelegen und stellt den sagenhaft schönen" Poseidonsohn79 Orion dar. Auf dessen rechter Schulter erstrahlt Beteigeuze (oder Alpha Orionis, international Betelgeuse) als einer der hellsten Sterne des Nachhimmels.80 Orion fasst 31 Sterne, 1 von ihnen sind hell.81 In Mesopo-tamien wird Orion (dessen Vater der Gott Anu sein könnte) mit dem aus dem Sumerischen stammenden Begriff sipa-zi-an-na bezeichnet, was treuer Hirte des Himmels" bedeutet. Schlieβlich aber spricht man, über den (Um-)Weg des semitischen Weltverstehens, in der griechischen Welt von Orion als dem riesi-gen Jager."82 Im antiken Àgypten gilt Orion (Sah) als astrale Erscheinung des Osiris" und ist darin von besonderer Bedeutung für die Königsideologie."83

Entsprechend ist der Orion weltweit sagenumwoben. So gewahren (um wenige Beispiele für viele zu nennen) die Ureinwohner Nordaustraliens [...] die drei Gürtelsterne" des Orion als drei Fischer in einem Kanu" und die Che-mehuevi-Indianer der kalifornischen Wüste" - wohl aufgrund des (aus ihrer Per-spektive) senkrechten Emporstiegs der Gürtelsterne - als drei trittsichere Berg-schafe."84 Andere deuten Orion als mannliche Gestalt, als überaus starker Mann (vgl. Nimrod), afrikanische Kulturen als Schmetterling.85

In Bezug auf das durch himmlische Beobachtungen (d.h. mittels Lesen der Himmelsschrift) absehbare terrestrische Natur- und Wettergeschehen bilden im Alten Vorderen Orient Plejaden und Orion Eckpunkte des jahreszeitlichen Wechsels" ab,86 konkret die Plejaden den Frühlingspunkt81 und der Orion die Wintersonnenwende.88 Entsprechend würde das Binden der Plejaden bedeuten, die durch sie entfesselten Schmelzwasser-Frühlingsfluten einzudammen (siehe 1.), und das Lösen des Oriongürtels würde von der Deaktivierung der Herbstre-gen sprechen.89 Oder aber das Binden der Plejaden bezeichnet deren Nicht-Sicht-barkeit (z.B.) Anfang April90 und damit das Ende der Regenzeit und den Beginn der heiBen Jahreszeit. Hingegen könnte das Lösen des Oriongürtels die Zeit ab dem Julibeginn bezeichnen, in der der Orion die Pfeile der Hitze und Trockenheit über die Erde abfeuert.91 Auch die Seeleute widmen zur Orientierung Orion, Plejaden, Hyaden und Grofiem Wagen gesonderte Aufmerksamkeit.92

3 מַזָרותֹ, Sternbilder (Ijob 38,32a)

Mit Sternbilder" übersetzt neben weiteren Vorschlãgen vermutend Gesenius.93REB, GNB und NIV geben konkreter mit Tierkreisbilder" beziehungsweise constellations" wieder. Der Begriff könnte auch die Gestirne" im Allgemeinen bezeichnen. Peschitta deutet mit Groβer Bar, Vulgata mit luciferum (lucifer, als die eventuell intendierte Grundform, kann als der lateinische Name für Venus als Morgen- und Abendstern verstanden werden). Schiaparelli94 deutet entsprechend mit Venus (was mit der Erscheinung als Morgen- und Abendstern den Plural מַזָרותֹ bei gleichzeitigem Singular des folgenden בְׁעִתֹּו rechtfertigen würde), Hölscher mit Hyaden, Driver und Fohrer mit (südliche) Tierkreisbilder.95

In Bezug auf das Lesen der Himmelsschrift, vornehmlich durch den alt-vorderorientalischen Beobachter, kann vor allem bei Albani96 angeknüpft werden. Er vermutet - in ausführlicher traditions- und religionsgeschichtlicher und textkritischer (auf Wortstudien bezogener) Untersuchung - mit dem Begriff מַזָרותֹ, einschlieβlich der weiteren in Ijob 38,31-32 genannten Sternkonstellationen und der Himmelsschrift in Ijob 38,33a, ein Anspiel auf die babylonischen des Alten Testaments. Eine Einführung (Darmstadt: WBG, [2008] 2014), 153] eher nicht zu erwarten ware).

Monatssternbilder der Astrolabe" als eine Art Jahresuhr für die Landwirtschaft und das irdische Leben."97

Vor diesem Hintergrund gewahrt Albani98 eine mögliche Identitát von מַזָרותֹund מַזָלותֹ(2 Kön 23,5), indem beide Begriffe die genannten Standortgestirne meinen, die als Monatssterne in ihren heliakischen Aufgángen [...] die zwölf Monate des Jahres astral kennzeichneten." Dies könnte begründen, warum spáter die betreffenden Sternzeichen mit den Tierkreiszeichen gleichgesetzt werden, durch die hindurch sich die Sonne (von der Erde aus gesehen als ihr Hintergrund) auf der Ekliptik zu bewegen scheint.99 Und so gelangen insgesamt in den Kulturen der Erde entsprechende astronomische Jahreskalender für die terminlich treffsichere landwirtschaftliche Tátigkeit zur Anwendung.100

4 , ש , עַיִש , עַיִש עַל־בָנֶי ה, Hyaden, Grofier Bar, Grofier Bar über seinen Jungen (Ijob 9,9a; 38,32b)

Zunáchst: Der apparatus criticus der BHS schlágt vor, für עָש(Ijob 9,9a) mit Ijob 38,32b עַיִש וּבָנֶי ה (Barin [oder Löwin] und ihre Kinder") zu lesen, dem zahlreiche Kommentatoren und so exemplarisch Horst101 vermutend folgen. Die jüdischen Gelehrten Saadja ben Josef (882-942) und Abraham Ibn Esra (10891164) deuten עָש (עַיִש ) als Bär oder Wagen,102 daher in einigen Kommentaren die Identifikation (von עָש und/oder עַיִש) mit dem Groβen Bären (ursa major).103

Auch der Groie Bàr (auch Groie Bàrin) ist bereits den Àgyptern, Babyloniern und Griechen bekannt. Ptolemaios (rund 100 bis rund 160) nennt ihn als eines der von ihm systematisch verzeichneten 48 Sternbilder.104 Mit dessen Jungen (in Ijob 38,32) könnten die sich unterhalb befindlichen, ihn gleichermafien umrun-denden kleineren Sternbilder Jagdhunde, Kleiner Löwe und Luchs gemeint sein105 - darum vielleicht die Formulierung vom Groβen Bãren über seinen Jungen (עַיִש עַ ל־בָנֶי ה). Andere nehmen an, dass mit עָש(und עַיִש) die Löwin beziehungsweise der Löwe (als Tierkreiszeichen zwischen Krebs und Jungfrau) ge-meint ist. Die Kinder wáren dann durch die kleineren Sterne der Jungfrau abge-bildet.106 Diese werden im Arabischen als die Hunde, die Klãffer, bezeichnet, die hinter dem Löwen her heulen."107

Horst selbst vermutet mit Schiaparelli, Mowinckel und Driver, dass עָש) (und עַיִש) die Hyaden meinen kann. Diese Vermutung ist aus dem folgenden Grund bemerkenswert: Die Hyaden, ein offener Sternhaufen mit mehr als 100 Sternen gröβeren Durchmessers im Sternbild Stier,108 liegen in der Náhe des Orion. In der Anordnung eines Dreiecks bilden die Hyaden zum Teil die hellsten Sterne des Stieres ab.109 Ja, der Orion kann als Hilfe zur Findung des Stiers dienen. Auf der anderen Seite, in etwa gleicher Entfernung, wie der Orion zum Stier, liegen die Plejaden. Man könnte also eine beinah gerade Linie Plejaden - Hyaden - Orion ziehen.110 Wohl auch aus diesem Grund nennt Homer in der Ilias (XVIII,486) die drei in der genannten Reihenfolge.111 Hatte also Homer dieses Wissen der Gestirnkonstellationen, dann kann es allemal Teil des Buches Ijob, dem groBen Fundus astronomischen Wissens, sein. (und vielleicht Formen von Monatssternbildern) vor Augen gehabt haben. Um-gekehrt wird aber Gott in Ijob 38,32 mit עַיִש als das eine konkrete Beispiel der zunáchst allgemein genannten Sternbilder (siehe 3.) eher nicht allein den orange rot leuchtenden Stern Aldebaran, mit dem Sternhaufen (der Hyaden) als seine Söhne im Hintergrund meinen,112 da diese lediglich Teil eines Sternbildes (nám-lich des Stieres) wáren. Vielmehr könnte ein bekanntes Sternbild als Ganzes evoziert sein, eben der oben genannte und in einigen Kommentaren angenommene Grofie Bãr, der eines der gröBten Sternbilder am Nachthimmel abbildet und sich (aus heutiger Perspektive) nahe am Polarstern (alpha ursae minoris) und damit nahe am Polpunkt oder Dreh- und Angelpunkt des Nordhimmels113 befindet. Auch die Sternbilder Jagdhunde, Kleiner Löwe und Luchs, über denen sich der Groie Bãr befindet, wáren damit als seine Jungen greifbarer gemacht.

Entsprechend scheint es im Rahmen des vorliegenden Artikels zunáchst nachvollziehbar, עָש in Ijob 9,9 mit Hyaden zu deuten, Ijob könnte die in der Antike bekannte strukturelle Náhe als Achse von Plejaden - Hyaden - Orion

Im Beobachten oder Lesen der Himmelsschrift ist es nach Homers Ilias (XVIII,487-489) und Odyssee (V,273-275)114 zunáchst der Grofie Bär115 selbst, der stets den Orion belauert" beziehungsweise auf ihn schielt" (Ilias XVIII,488; Odyssee V,274). Denn unter den von Homer genannten Gestirnen und Konstellationen (Ilias XVIII,483-486; Odyssee V,271-272) kennt" nur der Groie Bär kein Bad in der Flut des Okeanos" (Odyssee V,274-275; áhnlich Ilias XVIII,489). Das heiBt, der Groie Bãr geht am Nachthimmel über das ge-samte Jahr hinweg nie unter. Damit dient er nicht der jahreszeitlich lesenden Orientierung für die terrestrisch landwirtschaftliche Performanz. Vielmehr ist er für jeden Menschen - bei (einigermaBen) wolkenfreier Lage - immer anwesend, immer wahrnehmbar, als bleibendes Schriftstück stets für die (lokale) Orientie-rung auf Erden und zur Sternbild- und Gestirnfindung am Himmel lesbar. Dies gilt auch heute (vgl. Drehbare Kosmos-Sternkarte" und Blicke in den Nacht-himmel im Abstand von z.B. einem halben Jahr).

5 חַדְׁרֵי תֵֹמָן, Kammern des Südens (Ijob 9,9b)

Der Begriff scheint offenbar die Kenntnis des Südhimmels vorauszusetzen, min-destens aber den Blick des altvorderorientalischen Beobachters (z.B. um 150 v.Chr. und davor) auf den autëersten südlichen" Horizont, wo ein mit glãnzen-den Sternen besates Südlicht" ein astronomisch kosmisches Schauspiel" er-zeugt.116 Dies dokumentiert einmal mehr die auBergewöhnliche Erweiterung der konzeptuellen Wahrnehmung durch Gottes Wort. Im engeren Sinn wird der Be-griff vielfach als Tierkreisbilder des Südens gedeutet.117 Fohrer118 spricht auch von dunklen Kammern" und damit von Planetenhausern."119 Àhnlich interpre-tiert Fuchs120 עַיִש עַל־בָנֶי ה mit Bezug auf das Mythologem vom Haus von Licht und Finsternis" (wie für sie in Ijob 38,19-20 abgebildet) als Sternenhauser."

Damit könnte, zumindest in Einbeziehung von Ijob 9,9, das Lesen der ge-samten Himmelsschrift, die des Nordhimmels und des Südhimmels, vollstandig gemacht sein.

 

G ERTRAG

Wie dargelegt, vermitteln Ijob 38,31-33 und 9,9 - wie das in mehr systematisch theologisch synchronem Vergleich ahnlich mit Genesis 1,14-18 und weiteren Stellen des Alten Testaments abgebildet ist - aus Gottes Perspektive ein nicht-mythologisches Welt- und Kosmosverstehen. Dennoch besteht mit Ijob 38,33b und den Ijob 38,31-33 saumenden Abschnitten (Ijob 38,22.25-30 und 34-38) das Anspiel auf die terrestrische (vornehmlich meteorologische) Performanz durch die in die Himmel geschriebenen stellar konstellativen Ordnungen.121 So scheint im Allgemeinen das Gesetz zu gelten: Was in den Himmel eingeschrie-ben ist, ist auf die Erde angelegt und vermag dort entsprechend zu wirken. Darin wird Ijob - als weiterer Mosaikstein der gesamten Reden und darum im Folgen-den auf diese im Gesamten bezogen - Gottes absolute Existenz- und Schöpfer-allmacht, Erkenntnis-, Wahrnehmungs- und Verfügungsallmacht über Schöp-fung, Schöpfungselemente und Schöpfungsordnung vor Augen gemalt. Dies vermag Ijob kontrastierend (in Form eines Erkenntnisprozesses mit beschlieBendem Erkenntnissprung) zum Einsehen und Eingestehen der eigenen Existenz- und Schöpferohnmacht, Erkenntnis-, Wahrnehmungs- und Verfügungsohnmacht zu führen.122

Und anders - zum Teil über Ijob 38,31-33, die Reden Gottes und das Buch Ijob hinaus - (an)gewendet: Die Himmelsschrift ist eine für den Menschen lesbare Schrift. Das Geschriebene verándert seine Position im Lauf jeder Nacht und im Lauf von Woche, Monat und Jahr. In rátselhafter Weise nehmen be-stimmte Konstellationen zu bestimmten Zeiten in bestimmten Positionen Ein-fluss auf das Natur- und Wettergeschehen auf Erden. Dies lernt der Mensch -zum Teil notgedrungen für eine gelingende Landwirtschaft und damit für den familiáren Lebenserhalt, zum Teil aus Interesse und Ergriffenheit (vgl. Pss 8; 19; 104) - durch genaue Beobachtung des in die Himmel Geschriebenen und auf die Erde Angelegten. Und er kann, je nachdem, einerseits den Schreiber der Him-melsschrift als Schöpfer, Herrn und Hirten des Geschriebenen, das heifit, der Ge-stirne und deren Konstellationen, erkennen und anbeten, andererseits das Ge-lernte in landwirtschaftlich terrestrischer Performanz zeitlich zielgenau zur An-wendung bringen. So können Plejaden, Orion, Stier und insgesamt je nach Deu-tung der Tierkreis des Nord- und Südhimmels, in ihrer Besonderheit konstellati-ver Anordnung und leuchtender Schönheit - bei Orion zusátzlich mit Blick auf Beteigeuze, beim Stier mit Blick auf Aldebaran und Hyaden - bewundert und der dahinterstehende Autor der eindrücklichen Schrift als solcher erkannt und gepriesen werden. Andererseits zeitigen Gestirne und Konstellationen entscheidende heliakische Grenzmarkierungen für die Verortung terrestrisch performativen Jahreszeit-, Natur- und Wettergeschehens zur zielsicheren Umsetzung terminlich rechtzeitigen landwirtschaftlichen Handelns. Dem wiederum steht der

Groie Bãr in stetiger Prásenz gegenüber, der bildlich bestándig zu Orion hin-überblickt, was wohl im übertragenen Sinn dafür steht, dass von dem übergroBen Sternbild ausgehend andere Sternbilder leicht verortet werden können.

Dem Gegenüber vermögen gesonderte, von den zyklischen stellaren Láu-fen abweichende Ereignisse auf Besonderes zu verweisen, gar auf das Kommen des Königs der Juden durch den Stern von Bethlehem.123

Indem Gott in rhetorisch ironischer Befragung Ijob unmittelbar in seiner Wahrnehmungs-, Erkenntnis- und Verfügungsmacht über die astronomisch kos-mischen Schöpfungselemente (Ijob 38,31-32) und insgesamt über die Schöp-fungsordnung (Ijob 38,33) herausfordert, malt er Ijob konzeptuell vor Augen, wer und wie Gott ist - und dies ebenso als Antwort auf Ijobs dahingehende Àu-Berung (Ijob 9,9). Gott ist nicht allein Schöpfer der genannten (und damit aller) astronomisch kosmischen Schöpfungselemente (Ijob 9,9; Amos 5,8), sondern er ist deren Herr und Hirte, der sie (und ihre Bánder) knüpft, löst, herausführt und leitet (Ijob 38,31 -32). Gott würde gleicherweise so sein und handeln, wenn die astronomisch kosmischen Schöpfungselemente lebendige Wesenheiten, etwa Plejaden und Orion (Un-)Wetter wirkende Götter wáren. Gottes Schöpfer-, Herrscher-, Hirten- und Richtersouveránitát und -herrlichkeit bliebe in Wahrneh-mungs- und Verfügungs(all)macht über ihnen bestehen.

Diese Form der göttlichen Verfügungs(all)macht ist in den Begriffen חֻקֹּותֹ שָמָיִם und מִשְׁטָר* als göttliche Himmelsschrift, als himmlisch festgezeich-neter und festgravierter, terrestrisch angeleiteter und ausgeführter Bauplan (קק , חֹק , חֻקָֹּה) gespiegelt, konkret erschlossen durch die genannten Gestirn-konstellationen und Gottes Handeln an ihnen. Die Himmelsschrift ist die für den Menschen von Gott Geschriebene, über Gott Lehrende, Gott Wahrnehmbarmachende, insgesamt Gott in seiner wahrnehmungs- und verfügungs(all)mächtigen praesentia universalis Bezeugende. So vermag der in einen Besinnungsraum ge-führte, aber immer noch unwágbar leidende Ijob Gott in nicht gekannter Weise wahrzunehmen.

Kurz: Die Himmelsschrift ist als Ganze und im Detail für den Menschen über das gesamte Jahr hinweg im Jahreskreis lesbar und für die konkrete rechtzeitige Anwendung verfügbar. Dadurch wird sie zur menschlichen terrestrischen Performanz. Und in alledem (und so desgleichen in Glanz und Gestalt der Gestirnkonstellationen) gewahrt der Mensch (und vermag Ijob trotz bestehenden unwágbaren Leids ganz neu zu gewahren) Gott und sein Wesen - damals wie heute gleicherweise - in immerwáhrender, bleibender Weisheit, Faszination und Schönheit (Ijob 42,5).

 

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Submitted: 08/02/2022
Peer-reviewed: 15/05/2022
Accepted: 03/10/2022

 

 

Jakob Böckle is a Research Associate of the Department of Old Testament and Hebrew Scriptures, Faculty of Theology and Religion, University of Pretoria, South Africa and is in contact with some scholars of different theological faculties. He also teaches German, Psychology and Philosophy at a Viennese secondary school. Email: jakob.b@gmx.net. ORCID: https://orcid.org/0000-0002-2412-6359.
1 Markus Witte, Das Buch Hiob (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2021), 10, nennt mit Brent Strawn vermutend die Zahl 145. Der vorliegende Artikel gründet auf einem Unterkapitel (6.5.11.) meiner im April 2021 an der University of South Africa (UNISA) angenommenen Doktorthesis Die Reden Gottes an Ijob (Ijob 38,1-42,6) in ästhetisch theologischer Perspektive. Dabei sind einige Abschnitte des Kapitels (zum Teil wörtlich) aufgenommen. Insgesamt will im vorliegenden Artikel das Thema aber in leichter Neugewichtung deutlich vertieft sein. Die Thesis ist auf dem UNISA-Repo-sitorium online veröffentlicht; thesis_bockle_jm.pdf (unisa.ac.za). Eine mögliche Print-veröffentlich in aktualisierter Form in einer Fachreihe wird derzeit geprüft.
2 Für die beiden Erwiderungen Ijobs und die betreffende Forschungsdebatte vgl. Böckle, Die Reden Gottes an Ijob, 285-293, 365-378.
3 Hierzu vgl. exemplarisch Böckle, Die Reden Gottes an Ijob, 379-395
,,Gesamter-trag."
4 Ibid.
5 Ibid, 34-64.
6 Witte, Das Buch Hiob, IX-L (Literaturverzeichnis), 1-74; Roger Marcel Wanke, Praesentia Dei: Die Vorstellungen von der Gegenwart Gottes im Hiobbuch (Berlin: Walter de Gruyter, 2013), 1-78; Raik Heckl, Hiob - vom Gottesfürchtigen zum Reprà-sentanten Israels: Studien zur Buchwerdung des Hiobbuches und zu seinen Quellen (Tübingen: Mohr Siebeck, 2010), 1-30; Tobias Háner, Gottes Fragen: Ironie und Am-biguitàt im Ijobbuch (Wien: Katholisch-Theologische Fakultát, 2021), 1 -34; für die Forschungsdebatte zu Ijob 38,31 -33 siehe im Folgenden und in Sonderheit Abschnitt F.
7 Matthias Albani,
,,Sterne / Sternbilder / Sterndeutung," WiBiLex (2014). Für MUL.APIN vergleiche exemplarisch, Matthias Albani, Astronomie und Schöpfungs-glaube: Untersuchungen zum Astronomischen Henochbuch (Neukirchen-Vluyn: Neu-kirchener, 1994), 113-212; Susanne M. Hoffmann, Hipparchs Himmelsglobus: Ein Bindeglied in der babylonisch-griechischen Astrometrie? (Wiesbaden: Springer Spekt-rum, 2011), 265-361; Wayne Horowitz, Mesopotamian Cosmic Geography (Winona Lake: Eisenbrauns, 1998), 168-114.
8 Hierzu umfassend Hoffmann, Himmelsglobus.
9 Vgl. Albani,
,,Sterne," 6; ferner Matthias Albani, ,,,Kannst du die Sternbilder her-vortreten lassen zur rechten Zeit ...?' (Hi 38,32). Gott und Gestirne im Alten Testament und im Alten Orient," in Das biblische Weltbild und seine altorientalischen Kontexte (Hg. Bernd Janowski und Beate Ego; Tubingen: Mohr Siebeck, [2001] 2004), 202.
10 Stellen- und Sachverhaltshinweis auch von Gottfried GlaBner,
,,Sterne in der Bibel. Der biblische Schöpfungsbericht und die Gestirne," in Astronomie und Gott? Beitrage zum Seminar ,,Astronomie und Gott?" (Hg. Stefan Gugerel und Christian Wagnsonner; Institut für Religion und Frieden, 2010), 16. - In religionsgeschichtlicher Perspektive geht man davon aus, dass es in Israel erst mit dem Sich-Durchsetzen des ,,monotheistischen Schöpfergottglaubens" im 6. oder 5. Jahrhundert vor Christus ,,zu einer grund-sätzlichen Neubestimmung der religiösen Bedeutung der Gestirne" kommt. Dies sei durch die ,,intensive feindliche Konfrontation Israels und der JHWH-Religion in neuassyrischer und vor allem neubabylonischer Zeit mit der mesopotamischen Religion" bedingt. Denn innerhalb dieser sei ,,das astrale Verstãndnis der Götterwelt von eminenter Bedeutung" (Albani, ,,Kannst du die Sternbilder," 203). Und hier weitergedacht ware nun Israels Theologen die Möglichkeit gegeben, rückwirkend die entsprechenden kultischen Verunreinigungen Israels mit folgenden Sauberungen etwa durch König His-kia und Josia, verbunden mit den vorausgehenden und folgenden Warnungen JHWHs, fortzuschreiben. - Der vorliegende Artikel will aber im Sinne einer (nicht immer gern gesehenen) Nacherzáhlung biblischer Geschichte die Möglichkeit einer (alttestament-lich) frühen, in jedem Fall vorexilischen Widerspiegelung astral stellarer Göttervereh-rung einerseits und nicht-mythologisch astronomisch kosmischen Weltverstehens - in-dem (in einem mehr systematisch theologisch synchronen Vergleich) (siehe unten An-merkung 19) Gestirne und Sternkonstellationen vornehmlich (aber nicht nur, vgl. Num 24,17; Ri 5,20-21; Ijob 38,7a; eventuell Jes 40,26; auch Offb 22,16; 2 Petr 1,19b) als gegenstándliche Schöpfungselemente und Gegebenheiten vorgestellt werden (exemplarisch Gen 1,14-18; Pss 8,4; 19,5b-7; 104,19) - andererseits nicht ausschlieβen.
11 In anderer Begrifflichkeit áhnlich Silvia Schroer,
,,Von der Schöpfung bis zur Offenbarung. Die Nachtgestirne in den biblischen Texten" (Welt und Umwelt der Bibel 4 2014), 3.
12 Hierzu Albani,
,,Kannst du die Sternbilder," 206.
13 Wilhelm Gesenius, Hebrãisches und Aramãisches Handwörterbuch über das Alte Testament (Berlin: Springer, 2013), 752; Albani,
,,Kannst du die Sternbilder," 184, 206-207. Zudem meint sitir burümi den ,,Nachthimmel" (Albani, ,,Kannst du die Sternbilder," 206-207).
14 Vgl. die begrifflichen Entsprechungen im [Reichs- und Jüdisch-]Aramáischen, Syrischen, [Altsüd-]Arabischen, Àgyptischen je in der Bedeutung von
,,schreiben; Schrift-stück; Urkunde" (Schunck, K.-D.שטר, satãr" (ThWAT VII 1993), 1256; Kühlewein, J., ,,סֵפֶר së jœr Buch" (THAT II [1971] 2004), 167-168 und insgesamt; Gesenius, Hand-wörterbuch, 1346).
15 Vgl. Schunck,
,,שטר," 1257; Gesenius, Handwörterbuch, 752; Georg Fohrer, Das Buch Hiob (Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, [1963] 1988), 488, 508.
16 Hans Straufi, Hiob 19-42 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 2000), 339.
17 Robert Gordis, The Book of Job (New York: The Jewish Theological Seminary of America, [1978] 2011), 451 mit Beispielen.
18 Referiert von Schunck,
,,שטר," 1257; vgl. Fohrer, Das Buch Hiob, 508.
19 In religionsgeschichtlicher Perspektive wird diese
,,veranderte Sicht der Gestirne in Gen 1" und damit der Gestirnkonstellationen in Ijob 38,31-33 und 9,9 als ,,Ergebnis eines langen theologischen Reflektionsprozesses" interpretiert und auf das ,,neue mo-notheistische Gottesverstándnis und die damit verbundene Schöpfungstheologie seit der Exilszeit zurückgeführt" (Albani, ,,Kannst du die Sternbilder," 181, 182passim). -Der vorliegende Artikel (und so auch dessen Ertrag) gründet im Bewusstsein der enor-men Wirkungsgeschichte des Kapitels nicht auf Gen 1,14-18 und auf einzelnen oben und im Folgenden genannten Psalmenstellen, um etwa damit gleich Albani astronomisch kosmische Implikationen diachron in religionsgeschichtlicher Perspektive zu er-schlieβen. Es sollen lediglich semantische Vergleiche formuliert werden, die mehr auf systematisch theologisch synchroner Ebene liegen und die folglich keinerlei grundle-gende Revisionen im Kontext der gángigen Forschungsdebatte einfordern.
20 In Bezug auf den Begriff herrschen in Gen 1,16 gewahrt Hermann Gunkel, Genesis (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1901), 100, mit Franz Delitzsch die Depotenzierung der Gestirne von einst mythologisch beseelten Wesenheiten zu nunmehr meta-phorisch herrschenden Schöpfungselementen als Gegenstánde. Hierbei verweist Gunkel auf Ijob 38,33.
21 Böckle, Die Reden Gottes an Ijob, 237; ähnlich Matthias Albani,
,,,Der das Siebengestirn und den Orion macht' (Am 5,8). Zur Bedeutung der Plejaden in der israelitischen Religionsgeschichte," in Religionsgeschichte Israels: Formale und materielle Aspekte (Hg. Janowski, Bernd und Köckert, Matthias; Gütersloh: Gütersloher Verlags-haus, 1999), 164-165.
22 Vergleiche exemplarisch enuma elisch 5,1-25 (TUAT3, 587-588).
23 Für die Begriffe Gesenius, Handwörterbuch, 388-390; Ringgren, H.,
,,חָקַק haqaq" (ThWAT III 1982); Liedke, G., ,,חקק hqq einritzen, festsetzen" (THATI [1971] 2004).
24 Liedke,
,,חקק," 621.
25 Hierzu Scott C. Jones, Rumors of Wisdom. Job 28 as Poetry (New York: Walter de Gruyter, 2009), 194-195.
26 Für
יומָם (,,bei Tag, tagsüber"; auch Jer 33,20b) schlagt BHS apparatus criticus vor, יום (,,Tag") zu lesen. Dies ist deshalb nachvollziehbar, weil Vers 20a mit יום, nicht mit יומָם wiedergibt; und weil umgekehrt in Vers 20b יומָם־וָלַיְׁלָה - auch mit Blick auf den Maqqeph - mit ,,Tag und Nacht" und eher nicht mit ,,bei Tag und Nacht" zu übersetzen ist.
27 Man beachte allein die Formulierung vom Bund mit Tag und Nacht.
28 Hierzu Albani,
,,Kannst du die Sternbilder," 181-182.
29 Mit Blick auf den Begriff herrschen in Genesis 1,16 in religionsgeschichtlicher Per-spektive in möglicher Vergleichbarkeit mit Ijob 38,33 siehe oben Anmerkung 20. - Für die hier vorgenommene, lediglich inhaltlich gemeinte Gegenüberstellung von Ijob 38,31 -33 und Genesis 1,14-18 einschlieBlich einiger Psalmenstellen siehe oben An-merkung 19.
30 Hier mit Patach (nicht mit Chatef Patach, -n), weil vor einem Nicht-Guttural mit Schwa stehend.
31 Vgl. Gesenius, Handwörterbuch, 1199-1200. Analoges in syntaktischer Interpretation gilt in Bezug auf Ijob 38,32 mit
,,führst du heraus?" (הֲתֹֹצִיא Hifil) und ,,leitest du sie?" (תֹּנְׁחֵםHifil), dort für das zweite Kolon verstarkend durch das proklitische Prafor-mativ -1 in der Funktion eines waw copulativums.
32 Gesenius, Handwörterbuch, 1091.
33 Hierzu differenziert Bartelmus, Rüdiger,
,,פָתַֹח patah" (ThWAT VII 1993), 833.
39 Franz Delitzsch, Biblischer Commentar über die poetischen Bücher des Alten Testaments. Das Buch Hiob (Leipzig: Dörfling und Franke, 1876), 500.
40 Wie auch Gesenius, Handwörterbuch, 707, vorschlágt.
41 Othmar Keel, Jahwes Entgegnung an Ijob: Eine Deutung von Ijob 38-41 vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Bildkunst (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978), 59.
42 Albani,
,,Kannst du die Sternbilder," 213.
43 Hierzu Albani,
,,Der das Siebengestirn," 200; Albani, ,,Kannst du die Sternbilder," 213; auch Witte, Das Buch Hiob, 623.
44 Albani,
,,Der das Siebengestirn," 177-178.
45 Ibid., 180-183.
46 Wie das nur er und darin weit über Marduk und die übrigen (nichtigen [z.B. Jes 41,21 -29]) Götter hinaus abzubilden vermag.
47 Für das Thema der Konzeptualisierung, der konzeptuellen Wahrnehmbarmachung Gottes neben anderem als Grenzsetzender und Grenzlösender, desgleichen als liebend verspielt fürsorgender Hüter, Hirte und Herr von Schöpfung und Schöpfungselementen vergleiche umfassend Böckle, Die Reden Gottes an Ijob.
48 Hierzu umfassend Ibid.
49 Hierzu vgl. Böckle, Die Reden Gottes an Ijob, 229, 234-235.
50 SESB Konkordanz, in SESB 3.0. Stuttgarter Elektronische Studienbibel (Hg. Hard-meier, Christof u.a.; Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2009, zugleich Oberflache Logos Bible Software 8ff.); Gerhard Lisowsky, Konkordanz zum hebraischen Alten Testament (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 1981), 626-628.
51 Gesenius, Handwörterbuch, 482-483.
52 SESB Konkordanz; Lisowsky, Konkordanz, 914.
53 Gesenius, Handwörterbuch, 800.
54 Für das Problem vergleiche Gordis, Job, 451; David Clines, Job 38-42 (Nashville: Thomas Nelson, 2011), 1064; Witte, Das Buch Hiob, 599.
55 3 Mal als finites verbum imperfectum in der zweiten Person Singular mit initial proklitischem he interrogativum (Ijob 38,31aa.32aa.33aa), dem gegenüber 2 Mal be-schlie
βend (Ijob 38,31bv.32bv) und 1 Mal parallel initial (Ijob 38,33ba) ohne he interrogativum.
56 Für einen optisch übereinandergelegten Vergleich der (auch heute gültigen) griechischen beziehungsweise ptolemáischen Sternbilder des Almagest (hierzu Bartel Van der Waerden, Die Astronomie der Griechen: Eine Einführung (Darmstadt: WBG, 1988), 252-256, zu Ptolemaios' Astronomie insgesamt 252-302) mit möglicherweise Ijob bekannten babylonischen Sternbildern (deren regionale Zuordnung nur schátzbar ist) und deren möglichen Überlappungen vergleiche die Abbildung bei Hoffmann, Him-melsglobus, 461. Für die babylonischen Sternbilder allein nach MUL.APIN vergleiche Hoffmann, Himmelsglobus, 349. Mit der vergleichend übereinandergelegten Abbil-dung wird deutlich, dass etwa die Sternkonstellationen von Orion, Stier und Grofier Bàr (siehe im Folgenden) durch die Babylonier in (etwa) derselben Himmelsregion lo-kalisiert worden sein dürften wie durch Ptolemaios, allerdings durchgehend in (viel) geringerer Fláchenumgrenzung (vgl. auch Hoffmann, Himmelsglobus, 460).
57 Straui, Hiob, 332, 339.
58 Albani,
,,Der das Siebengestirn," 145.
59 Ibid., 145.
60 Ibid., 143; Matthias Albani, Der eine Gott und die himmlischen Heerscharen: Zur Begründung des Monotheismus bei Deuterojesaja im Horizont der Astralisierung des Gottesverstàndnisses im Alten Orient (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2000), 187.
61 Delitzsch, Hiob, 500.
62 Friedrich Horst, Hiob 1-19 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, [1968] 2003), 146.
63 Exemplarisch Jeffrey Bennett u.a., Astronomie. Die kosmische Perspektive (München: Pearson, 2021), 710.
64 Delitzsch, Hiob, 501.
65 Vgl. Bennett, Astronomie, 710-712; Gianluca Ranzini, Atlas des Universums: Son-nensysteme - Galaxien - Sternbilder (Bielefeld: Delius Klasing, 2001), 116-117, 209.
66 Vgl. Albani,
,,Der das Siebengestirn," 143-144.
67 Ibid., 147-149.
68 Hierzu ausführlich ibid., 164-166, 188-197; auch Albani, Der eine Gott, 186-189.
69 Albani, Der eine Gott, 187-189, Zitat 189.
70 Hoffmann, Himmelsglobus, 291.
71 Albani,
,,Der das Siebengestirn," 201-202. Für weitere religionsgeschichtliche Deutungswege, etwa in einer möglichen Identifikation der (sieben) Plejaden-Gestirne mit den sieben Augen JHWHs, vergleiche Albani, ,,Der das Siebengestirn," 202.
72 Hierzu Albani,
,,Der das Siebengestirn," 139-144, 200-202.
73 So aber exemplarisch Albani,
,,Der das Siebengestirn," 197-200 mit Verweisen auf die Quellentexte und mit weiteren Autoren. Denn in religionsgeschichtlicher Perspek-tive habe die ,,Auseinandersetzung mit dem babylonischen Mardukkult [...] wahr-scheinlich wesentlich zur schöpfungstheologischen Profilierung des jüdischen Mono-theismus" und so zur ,,Klarung des Verhaltnisses JHWHs zu den Plejaden" beigetragen (Albani, ,,Der das Siebengestirn," 198-202; umfassend Albani, Der eine Gott).
74 Hierfür in religionsgeschichtlicher Perspektive mit Blick auf Jes 40-55 und der
,,Begründung des Monotheismus bei DtJes im Horizont der ,Marduk-Theologie'" (Kapitelbezeichnung) zunáchst zusammenfassend Albani, Der eine Gott, 253-255. (siehe unten Anmerkung 122)
75 Norbert Lossau,
,,Wird Beteigeuze zum zweiten Mond?" (Welt, 13. Januar 2020), www.welt.de; auch Giovanni Schiaparelli, Die Astronomie im Alten Testament (Gie-Ben: J. Ricker'sche Verlagsbuchhandlung, 1904), 56.
76 Schiaparelli, Astronomie, 56-57.
77 Hierzu ferner Gesenius, Handwörterbuch, 561; Fohrer, Das Buch Hiob, 492; Strau
β, Hiob, 338-339; Horst, Hiob, 146-147.
78 So auch Albani,
,,Kannst du die Sternbilder," 184.
79 Ranzini, Atlas, 203.
80 Hierzu auch Adalbert Pauldrach, Das Dunkle Universum (Berlin: Springer, 2011), 204-211.
81 Hoffmann, Himmelsglobus, 245.
82 Albani,
,,Der das Siebengestirn," 119ff.; Hoffmann, Himmelsglobus, 219, 440pas-sim.
83 Albani,
,,Kannst du die Sternbilder," 185, 193-194.
84 Bennett, Astronomie, 31.
85 Schiaparelli, Astronomie, 56; Hoffmann, Himmelsglobus, 252.
86 Witte, Das Buch Hiob, 623, mit Stellenverweisen auf Hesiod, Homers Ilias, Apol-lonios Rhodios, Kallimachos und Talmud.
81 Man beachte, dass der Frühlingspunkt (nach Hoffmann, Himmelsglobus, 313, vgl. 314) um 2000 v.Chr. (!) bei den Plejaden liegt (was in MUL.APIN der Grund für die Nennung von mul.mul, den Plejaden, am Beginn der Aufzahlung des Mondpfades [I,6] sein könnte [vgl. Hoffmann, Himmelsglobus, 358]), spater nicht mehr (wie das Hoffmann in der Frage nach der Bedeutung der genannten initialen Position der Plejaden anmerkt, indem sie MUL.APIN in ihrer Entstehung zwischen 1350 und 1100 v.Chr. ansiedelt [Hoffmann, Himmelsglobus, 358, 290]). Dies ist dadurch bedingt, dass es auf-grund der Prazession der Erdachse im Lauf der Jahrtausende (ein prazedierender Um-lauf der Erdachse dauert etwa 26000 Jahre) zu einer Verschiebung der Sternbilder kommt, in denen
,,die Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen eintreten" (Bennett, Astronomie, 53-55). Sollte also die Erwahnung der zu knüpfenden Bander der Plejaden in Ijob 38,31a tatsachlich auf den Frühlingspunkt anspielen, dann würde das für ein hohes Alter des Textes sprechen - oder (redaktionsgeschichtlich gedacht) zumindest für ein eher unreflektiertes Abschreiben in der Begegnung mit den babylonischen Astrometrien durch einen nachexilischen Redaktor (was auf Grund der vorausgesetzten ,,hohen Schriftgelehrsamkeit" des Hiobtextes [so Konrad Schmid, Literaturgeschichte
88 Für die Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden vergleiche Bennett, Astronomie, 48-50, 128-131.
89 Clines, Job, 1113.
90 Hierzu siehe oben Anmerkung 81.
91 Clines, Job, 1113.
92 Schiaparelli, Astronomie, 55.
93 Gesenius, Handwörterbuch, 654.
94 Schiaparelli, Astronomie, 69.
95 Vgl. Fohrer, Das Buch Hiob, 492; Gesenius, Handwörterbuch, 654; Albani,
,,Kannst du die Sternbilder," 185, 188-192; Clines, Job, 1112; umfassend Schiaparelli, Astronomie, 68-80.
96 Albani,
,,Kannst du die Sternbilder," 199, 207, 221.
97 Astrolabe sind (in diesem Kontext) Listen, die in Mesopotamien im 2. Jahrtausend ursprünglich in kreisrunder Form angelegt werden. Darin werden
,,die Aufgánge von 36 markanten Sternen bzw. Sternbildern den 12 Monaten des Jahres zugeordnet" (Albani, ,,Kannst du die Sternbilder," 198, insgesamt 196-200; vgl. Horowitz, Geography, 154-166, 174).
98 Albani,
Kannst du die Sternbilder," 199.
99 Hierzu vgl. Bennett, Astronomie, 46.
100 Albani,
Kannst du die Sternbilder," 199-200.
101 Horst, Hiob, 146.
102 Ibid.; Albani,
Kannst du die Sternbilder," 204.
103 Exemplarisch Delitzsch, Hiob, 126-127, 500-501; Dhorme, Job, 131-132, 589590; Gordis, Job, 96, 104, 438, 150-151 für beide Stellen.
104 Vergleiche die Abbildung der Himmelskarte unter anderem mit Blick auf den ptolemáischen Almagest-Katalog bei Hoffmann, Himmelsglobus, 247.
105 Was der Blick auf eine Sternkarte leicht erkennen lásst (vgl. Hermann-Michael Hahn und Gerhard Weiland, Drehbare Kosmos-Sternkarte (Stuttgart: Franckh-Kos-mos, 2001)) (Beobachtungen von J.B.).
106 Horst, Hiob, 146;
Jungfrau (Sternbild)" (Wikipedia, 2021). Online im Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Jungfrau_(Sternbild); Albani, Kannst du die Sternbilder," 204.
107 Horst, Hiob, 146.
108 Vergleiche die Tabelle der
,Oberen Zehn' der Offenen Haufen" bei Ranzini, Atlas, 117.
109 Der hellste Stern, als Auge des Stiers und selbst nicht dem Hyadenhaufen angehö-rend, ist Aldebaran (a Tauri) (hierzu Bennett, Astronomie, 708; Ranzini, Atlas, 209; Hoffmann, Himmelsglobus, 252). Aldebaran ist zusammen mit einigen weiteren sehr hellen Sternen des - seinen Hintergrund abbildenden - Hyadenhaufens mit bloBem Auge zu erkennen.
110 Vergleiche die Abbildung bei Ranzini, Atlas, 209, andere Abbildungen mit den be-treffenden Sternbildern, die
Drehbare Kosmos-Sternkarte."
111 Stellenhinweis von Horst, Hiob, 146 und Dhorme, Job, 131. Auch in der babyloni-schen Menologie der Monatssternbilder (siehe die folgende Anmerkung) wird diese Reihenfolge (Plejaden - Stier - Orion) genannt - der aber Ijob nicht folgt (Ijob 9,9: Hyaden - Orion - Plejaden - Südkammern).
112 Wie das aber Albani,
Kannst du die Sternbilder," 203-205 mit Schiaparelli, Astronomie, annimmt, dem Witte, Das Buch Hiob, 623, folgt. Dabei legt Albani dar, dass mit Blick auf die Menologie des Astrolabs B (TUAT 2, 48-53) Plejaden und Orion den babylonischen Monatssternbildern angehören (siehe 3.), so dass dem abgeleitet כִימָה und כְׁסִיל im Buch Ijob die Monate Ijjar und Tammus und dazwischenliegend עָש und עַיִש den Monat Siwan bezeichnen könnten - und zwar dann, wenn עָש und עַיִש mit Aldebaran und עַל־בָנֶיהָ mit den dahinter liegenden Hyaden identifiziert werden. Dies lieBe sich gut mit Blick auf eine begriffliche Àquivalenz in der Peschitta und darin mit vergleichendem Blick auf die konstellative Anordnung der Hyaden begründen. Wenn die Argumentationslinie auch überzeugt, so ist für den vorliegende Artikel doch das im Folgenden zum Groien Bãren kurz zu Sagende eher vorstellbar.
113 Hierzu Ranzini, Atlas, 172, 211.
114 Stellenangaben (auch) von Dhorme, Job, 131.
115 Bei Homer Bãrin, mit Verweis auf deren gelegentliche Benennung als Wagen.
116 Schiaparelli, Astronomie, 61.
117 So exemplarisch Horst, Hiob, 146-141; Gesenius, Handwörterbuch, 326; Delitz-sch, Hiob, 126; Dhorme, Job, 131-132.
118 Fohrer, Das Buch Hiob, 198.
119 Für weitere Deutungsversuche vergleiche Schiaparelli, Astronomie, 58-62.
120 Gisela Fuchs, Mythos und Hiobdichtung: Aufnahme und Umdeutung altorientalischer Vorstellungen (Stuttgart: W. Kohlhammer, 1993), 201.
121 Böckle, Die Reden Gottes an Ijob, 231; ahnlich, aber zunachst ohne Verweis auf den Kontext von Ijob 38,31-33, Albani,
Kannst du die Sternbilder," 184, 200.
122 In religionsgeschichtlicher Perspektive wird die Herausstellung der absoluten Wahrnehmungs- und Verfügungsallmacht Gottes über Schöpfung, Schöpfungsele-mente und Schöpfungsordnung gegenüber der Wahrnehmungs- und Verfügungsohn-macht des Menschen desgleichen als Polemik auf die systematisch (überm
äβig) ausge-prägten Astronomien und Astrometrien im Alten Vorderen Orient gedeutet. Siehe hierzu die Darlegungen zu Marduk und JHWH mit Blick auf die Plejaden in Abschnitt F. Man beachte ferner die Hervorhebung der absoluten Schöpfer-, Herrscher-, Vorher-sage- und Richtersouveränität und -herrlichkeit Gottes - auch über die Gestirne als himmlische Heerschar (z.B. Jes 45,12passim) und das Kommen des Kyros (besonders Jes 45-48) - in polemisierender Gegenüberstellung zu den nichtigen Götzen- und ast-ralen Götterverehrungen und astrologischen (unzutreffenden) Vorhersagen (z.B. Jes 47,13b; 44,25) in Jes 40-55 (hierzu Albani, Der eine Gott, 75-122, 123-255). Dieser nicht unbedeutende, aber doch speziell religionsgeschichtliche Aspekt, wird aufgrund anderer Gewichtung des vorliegenden Artikels - worin mit begrenzt vergleichendem Blick auf das vielfáltige Umfeld des Alten Vorderen Orients das Verstehen des Begriffs Himmelsschrift anhand detaillierter Betrachtungen der verbalen und (in Sonderheit astronomisch kosmischen) nominalen Begriffe erschlossen wird - nicht gesondert fokus-siert und ausgebreitet.
123 Hierzu exemplarisch GlaBner,
Sterne," 72-75.

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