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Old Testament Essays

On-line version ISSN 2312-3621
Print version ISSN 1010-9919

Old testam. essays vol.26 n.2 Pretoria Jan. 2013

 

"Dennoch..." - Zur Bedeutung von für den Aufbau von Psalm 62

 

 

Gunnar Begerau

Biblisch-Theologische Akademie Wiedenest; University of Pretoria

Correspondence

 

 


ABSTRACT

The structure of Ps 62 is highly disputed. Although there is virtually a literal similarity between vv. 2-3 and vv. 6-7 commentators on Ps 62 have not yet reached a consensus on how this arrangement should be understood in view of the overall structure of this psalm. This article argues that the word  plays a significant role in the formation of Ps 62: highlights the frame (vv. 2-3 and vv. 6-7) and the centre (vv. 4-5) of the unit vv. 2-7 chiastically. This literary feature displays the pressure of those who trust. Accordingly, there is a balanced order of vv. 9-11 which has in the centre and the trust motive at the beginning and the end (v. 9 and v. 11). Furthermore, v. 8 binds together these two main parts of the psalm (vv. 2-7 and vv. 9-11). Finally, the message of Ps 62 culminates in vv. 12-13 as a confession of trust in God almighty. Read in this way, the function of in Ps 62 may contribute to recognize the unfolding of its structure and message.


 

 

A EINLEITUNG

In Ps 62 verdichten sich die Vertrauensaussagen des Beters und zeichnen ein Bild dieses Glaubens trotz widriger Umstände.1 Gleich zweimal wird im ersten Teil des Psalms ausführlich und intensiv die vertrauensvolle Nähe des Beters zu Gott zum Ausdruck gebracht wird (vv. 2-3 und vv. 6-8). Dies geschieht teilweise sogar wortwörtlich:2

 

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Durch diese lexikal-inhaltlichen Bezüge scheint ein "Vertrauens-Rahmen" des ersten Teils markiert worden zu sein. Anschließend möchte der Beter das Volk zum Vertrauen auf diesen Gott hin ermutigen und einladen (v. 9) und warnt davor, auf falsche Dinge zu vertrauen (v. 11). Grund und zugleich Spitze dieses Vertrauens ist die Macht und Gnade Gottes (vv. 12-13). Demnach scheinen der Fortgang und damit auch die Gliederung von Ps 62 klar zu sein. So formulierte Kraus noch eindeutig:3

Im 1. Teil (2-8) äußert der Beter sein festes Vertrauen zu Jahwe, im 2. Teil (9-13) wendet er sich belehrend und ermahnend an die Volksgemeinde (9), um sie im Vertrauen zu Jahwe zu festigen.

 

B BISHERIGE VORSCHLÄGE ZUR STRUKTUR VON PSALM 62

Trotz dieses offensichtlichen Vertrauensmotivs, das sich durch den ganzen Psalm zieht, und der zum Teil wörtlichen Wiederholungen (s.o.) ist die Gliederung und damit auch die inhaltlich-strukturelle Entfaltung dieses Psalms durchaus umstritten. Hossfeld/Zenger4 plädierten in jüngster Zeit ausdrücklich - gerade in Abgrenzung zu anderen Vorschlägen - für eine Zweiteilung des Psalms. Es geht demnach, wie schon bei Kraus, in vv. 2-8 um die Selbst-vergewisserung und in vv. 9-13 um die Unterweisung. Mit anderen Worten: von der persönlichen Lebenserfahrung geht es über in die allgemeine Lebensweisheit.5 Dabei wendet sich Zenger ausdrücklich gegen die neuerliche Dreiteilung des Psalms durch Mays und Tate.6 Tate argumentiert für eine Glie- derung in drei Stanzen (vv. 2-5, vv. 6-9, vv. 10-13) in Übereinstimmung mit dem am Ende der Stanzen. als "striking literary feature" kommt dann dreimal in der ersten Stanze, zweimal in der zweiten und einmal in der letzten Stanze vor.7 Mays unterteilt in vv. 2-5, vv. 6-11 und vv. 12-13. Stanze eins und zwei beginnen, wie bei Tate, mit einem sehr ähnlichen Vertrauensbekenntnis entsprechend dem Vorkommen von in vv. 2-3 und vv. 6-7. Unklar ist offensichtlich, wie der Vertrauensausspruch in vv. 2-3 und vv. 6-7 strukturell gedeutet werden soll.8 Auch Vesco ordnet vv. 2-3 und vv. 6-7 als Beginn einer Stanze ein, ohne aber insgesamt von drei Stanzen zu sprechen. Denn er dehnt die zweite Stanze bis zum Ende von v. 13 aus. Er sieht diese fast identischen Verse (vv. 2-3; vv. 6-8) als Anfänge eines Diptychons (vv. 2-5; vv. 6-13).9 Lugt & Labuschagne hingegen nehmen vv. 2-7 als eigene Stanze war, in der vv. 2-3 mit vv. 6-7 korrespondiert. Die zweite Stanze bilden somit die Verse 813, die sich in vv. 8-10 und vv. 11-13 aufteilen lassen.10

Diese Gliederungsvorschläge zeigen, wie unterschiedlich die Abgrenzung der Stanzen (Strophen) und deren Inhalt wahrgenommen werden kann, selbst wenn betreffende Kommentatoren von der gleichen Anzahl an Stanzen ausgehen. Wilson erkennt diese unterschiedlichen Deutungen. Auf der einen Seite spricht er, ähnlich wie Zenger, im ersten Teil von dem individualen Erleben gegenüber dem zweiten Teil mit seinem gemeinschaftlichen Anliegen. Er erkennt mit vv. 2-7 und vv. 10-13 zwei Hauptteile, die durch vv. 8-9 miteinander verknüpft sind. Alternativ nennt er auch eine Dreiteilung, die dem Vorschlag von Tate entspricht.11

Die folgende Übersicht verdeutlicht auf der einen Seite die Übereinstimmungen mancher Kommentatoren, aber gleichzeitig auch die Differenzen bei der Wahrnehmung der Struktur von Ps 62. Ferner lässt sich auch beobachten, dass mancherorts nur die erste oder die zweite Psalmen-Hälfte strukturell deckungsgleich betrachtet wird (besonders vv. 2-5 oder vv. 2-7):

 

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Noch "anschaulicher" wird die "Unklarheit" bei der Strukturierung von Ps 62 wenn ein und derselbe Ausleger dieses Psalms in unterschiedlichen Zeiten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt. In seinem Beitrag aus dem Jahr 1992 gliederte Weber den Psalm noch in drei Stanzen (vv. 2-5, vv. 6-9, vv. 10-13).12 In seinem Werkbuch 2001 revidiert er seine Ansicht und geht nun von zwei Stanzen aus (vv. 2-8, vv. 9-13).13

 

C DIE FUNKTION VON FÜR DIE STRUKTUR VON PSALM 62

1 Erster Teil: Psalm 62,2-8

Maßgebend für die erste Einteilung bei Weber war, wie bei obigen Kommentatoren auch, die jeweilige Eröffnung der Stanze durch (vv. 2.6.10) und der Abschluss der ersten und zweiten Stanze durch Ende von v. 5 und v. 9.14 Webers Gründe für die veränderte strukturelle Sicht des Psalms (s.o. Weber II) sind die gleiche Größe der beiden Stanzen mit 17 Zeilen und die Aufteilung in einen Individualpsalm (vv. 2-8) und die "weisheitliche Generalisierung bzw. Applizierung" in vv. 9-13.15 wird in diesem Fall aber nicht, wie bei Mays und Tate, die Funktion als Einleitung einer Stanze zugewiesen. hat nun in vv. 3.5.7 eine andere Bedeutung für die Gestaltung der ersten Stanze. Demnach schlägt Weber eine chiastische Struktur für vv. 2-8 vor. Den Rahmen bilden vv. 2-3 und vv. 6-7 mit dem nahezu identischen Wortlaut und dem Bekenntnis des Vertrauens. Unterstrichen wird die inhaltliche Korrespondenz durch den zweifachen Gebrauch von jeweils zu Beginn der Verse. Hinzukommt die Stellung von in v. 5 genau in der Versmitte und demnach auch "exakt in der betonten Stanzenmitte."16 Dies lässt sich für die Stellung und Funktion von folgendermaßen am hebräischen Text veranschaulichen:

Offensichtlich markiert sowohl den Rahmen auch als das Zentrum der Stanze. Inhaltlich werden damit die beiden entscheidenden Themen aufeinander bezogen: Das Vertrauen des Beters seinem Gott gegenüber im Angesicht der Feinde.17 Snaith hat für den Gebrauch von im Alten Testament gezeigt,

that in all cases where is found, there is an idea of contrariness, exception, restriction, and even contradiction. Such elements are not found to the same degree of emphasis in each case, but we maintain that this restrictive element is always present to some degree.18

drückt die Spannung aus, in der der Beter sich hier befindet:

  •  "Dennoch" vertraut er auf Gott.
  • "Was aber trotzdem gilt" ist sein Vertrauen zu Gott hin.
  •  "Ja, (die Feinde wollen ihn zwar zu Fall bringen), aber im Gegenteil dazu" bleibt das Vertrauen auf Gott hin ausgerichtet.

in der Stanzenmitte verleiht der zwei mal zwei Verteilung von im Rahmen die intensivierte Polarisierung. Die Feinde wollen ihn "sogar" von seiner Höhe stoßen.

 

2 Zweiter Teil: Psalm 62,9-11

Stanze II ist laut Weber asymmetrisch strukturiert. Die erste (vv. 9-10) und zweite (vv. 11) Strophe wird jeweils durch den Aufruf zum (Nicht-) Vertrauen eingeleitet . Es folgt einmal eine positive und im anderen Fall eine negative Ausrichtung des Herzens .19 Im jeweils zweiten Teil der beiden Strophen werden die negativen Konsequenzen des falschen Vertrauens erläutert (vv. 10.11cd).20 Die abschließende Rede in vv. 12f bezieht sich dann auf den vorher erläuterten Tun-Ergehen-Zusammenhang mit dem Gericht Gottes. Diese Struktur würde wie folgt aussehen:

 

 

Sowohl Hossfeld/Zenger21 als auch Weber22 erkennen in vv. 12f den Abschluss bzw. Zusammenfassung des Ps 62. Dabei sehen sie vv. 12f aber als Strophe, die Teil der weisheitlichen Unterweisung im Rahmen der Stanze vv. 9-13 ist. Doch m. E. verengt dieses straffe Zwei-Stanzen-Modell den Blick für die literarischen Bezüge ab vv. 9ff zu sehr. Offensichtlich - und damit ist Weber Recht zu geben - überzeugen die Verbindung durch das Vertrauen und das Herz in v. 9 und v. 11. Damit folgt der zweite Teil des Psalms dem Vorbild des ersten Teils, dadurch dass ein Verb des Vertrauens zusammen mit einer anthropologischen Größe eine prägende Terminologie darstellt und somit eine inhaltliche Korrespondenz herstellt. Auf der einen Seite ist es in vv. 2.6 die Seele, die in Stille/Ruhe vertraut und auf der anderen Seite werden in vv. 9.11 das Herz und das Vertrauen miteinander verknüpft.

Vesco hat in seiner Analyse von Ps 62 einen parallelen Aufbau postuliert. Vv. 2f als Einleitung der ersten Stanze entspräche demnach vv. 6f als Einführung der zweiten Stanze.23 Aus den Einsichten von Weber ist jedoch klar geworden, dass sich vv. 2f und vv. 6f schlüssig als Rahmen der ersten Stanze interpretieren lassen (vv. 2-8).24 Nun hat Vesco ähnlich wie Weber die Bezüge von v. 9 und v. 11 erkannt, interpretiert sie aber in einem chiastischen Aufbau. Die Korrespondenzen von v. 9 und v. 11 stellt Vesco in den Kontext der zweiten Stanze als Antwort auf die Einleitung des zweiten Teils des Psalms (v. 6f) und erkennt für vv. 8-13 einen chiastischen Aufbau:25

Dieser Strukturvorschlag unterstützt die Funktion von in v. 10, wo es ganz zu Beginn des Verses platziert ist. In der ersten Stanze (vv. 2-8) markierte dieses Wort genau die Mitte dieses Blocks. Nimmt man nun vv. 9-11 als eigene Stanze, dann steht auch hier im Zentrum. Eingerahmt wird dieser v. 10 eben deutlich durch die korrespondierenden Verse neun und elf mit ihrem Vertrauensmotiv durch die Verben des Vertrauens und das Herz.26 Darauf hatte zwar Weber bereits hingewiesen, jedoch hatte er diese Erkenntnis nicht als symmetrisches Muster ausgewiesen. Die Analogie zum chiastischen Aufbau von vv. 2-8 wird ferner durch das Wort "Lüge" noch weiter unterstrichen. In v. 5 (und damit im Zentrum der ersten Stanze) werden die Feinde des Beters beschrieben, die Gefallen an der Lüge haben. Auch v. 10 in der Klammer von v. 9 und v. 11 redet von der Lüge Zunächst sind es die Feinde, die einen Menschen bestürmen und Gefallen an der Lüge haben. Dann wiederum sind es die Söhne des Menschen die als Hauch und Lüge bezeichnet werden.27 Im ersten Teil des Psalms (vv. 2-8) wird das Verhalten der Feinde in seinem strukturellen Zentrum kritisiert. In dieser Phase ist es für den Beter noch offen, was aus den Plänen der Feinde wird, ihn zu stürzen. Der Rahmen der ersten Stanze (vv. 2-8) spricht vom Vertrauen trotz oder gerade im Angesicht dieser bestehenden Gefahr. In der zweiten Stanze (vv. 9-11) geht der Psalmist nun einen Schritt weiter. Hier tauchen die Feinde wieder in der strukturellen Mitte auf.28 Dieses Mal aber wird das treiben der Feinde nicht nur beschrieben, sondern ihr Anspruch (mit ihrer Lüge) wird als Hauch disqualifiziert (v. 10). Die Deutlichkeit dieser Aussage wird durch das Wort unterstrichen, das v. 10 als zweites bzw. zweitletztes Wort rahmt:

Zudem könnte eine gedankliche Verbindung zwischen den Verben (V.5) und (V.10) vorliegen. Im ersten Fall "fluchen" die Feinde (Pi'el).

Im Nip'al steht die Bedeutung "leicht sein, gering sein," im Hip'il hat die Bedeutung von "etwas leichter machen."29 Das Ergebnis des Fluchens ist in der ersten Stanze noch nicht erkennbar. In der zweiten Stanze aber ist klar, dass der Feind den Beter nicht einfach "leichter machen" konnte. Nun ist er selber der, der viel zu leicht ist .Vers 10 hebt damit hervor, das die Menschen an sich nur ein Hauch sind "im Gegensatz zur" Stellung und Sicherheit, wenn Gott ihre Zuflucht ist (v. 9).

Aus diesen Beobachtungen ergibt sich eine symmetrische Wahrnehmung von vv. 9-11, entsprechend dem strukturellen Muster in vv. 2-8:

 

 

3 Verse 12-13 als Schluss von Psalm 62

Soweit sind die lexikalischen Verbindungen zwischen v. 9 und v. 11 nachvollziehbar. Vesco hatte nun vorgeschlagen auch v. 8 und vv. 12f mit den korrespondierenden Elementen "Dieu, force" in ein chiastisches Muster mit einzu-beziehen (s.o.). Er bezieht sich hier auf die Nennung von (2x) und in v. 8 und v.12.30 Doch diese Bezüge scheinen schwächer auszufallen als die der übrigen Korrespondenzpartner. Denn ob eine Korrespondenz durch die häufige und allgemeine Gottesbezeichnung hergestellt werden kann, ist fraglich. Auch wenn dies durch die recht speziellen Begriffe möglich wäre, so spricht die Funktion von vv. 12f für Ps 62 eher dagegen, denn v. 12 ist in der Gesamtanlage des Psalms nicht getrennt von v. 13 zu sehen. Gemeinsam fassen die beiden letzten Verse "die 'Lebenslehre' des Psalms kunstvoll zusammen und geben ihr in v. 13 sogar noch die literarische Gestalt des Gott anredenden Gebetes."31 Die Botschaft des mächtigen und gütigen Gottes gilt dann sowohl für das Erleben des Beters im ersten Teil bis v. 8 als auch für die "nichtigen und trügerischen Menschen" im zweiten Teil bis v. 11.32 Ganz am Ende des Psalms wird sogar in v. 13b auf beide Hauptteile Bezug genommen. So ist Gott der Richter, der jedem "Menschen" vergelten wird. Mit dem geht die letzte Zeile von Ps 62 damit zurück zu den jeweiligen Mittelstrophen der beiden Hauptteile. In v. 4 ist der der Beter selbst, der von den Feinden angefochten wird, während in v. 10 es um die Vergänglichkeit und Lüge der geht, auf die der Beter und das Volk nicht vertrauen sollen. Verse 12-13 hat also schlussfolgernden Charakter für Ps 62, ohne dabei eine enge Korrespondenz zu v. 8 entstehen zu lassen.

 

4 Vers 8 als Brücke zwischen dem ersten Teil (v. 2-7) und zweiten Teil (v. 9-11) von Psalm 62

Aus den bisherigen Überlegungen scheint v. 8 am besten einer Brückenfunktion für die beiden ersten Stanzen gerecht zu werden.33 Denn an v. 7 angelehnt greift v. 8 den Begriff Fels wieder auf . Dieser "Fels" steht in v. 8 innerhalb der Begriffs-Reihe Heil-Ehre-Fels-Macht-Zuflucht und führt die Abfolge Hoffnung-Fels-Hilfe-Festung aus v. 7 weiter. Verstärkt wird die Verbindung durch die zahlreichen Suffixe in der ersten Person Singular in beiden Versen. Vers 8 betont damit den Rahmen der ersten Stanze (vv. 2f und vv. 6f), gibt gleichzeitig ein kurzes Zwischenfazit, um schließlich zur zweiten Stanze überzuleiten.34 Bekennt der Beter in v. 8 noch: "Meine Zuflucht ist in Gott" , so spricht er ab v. 9a zu dem Volk, um mit ihnen gemeinsam in v. 9c sagen zu können: "Gott ist unsere Zuflucht" .35

Gemäß der Untersuchungen von Labuschagne stellen die beiden Wörter in v. 8b das arithmetische Zentrum der 110 Wörter dieses Ps 62 dar. Der "Fels meines Schutzes" ist im wahrsten Sinne des Wortes das Zentrum des Glaubens. Unterstrichen wird dieser Aspekt durch die Tatsache, dass "the middle occurence of the 7 instances of is situated exactly within the meaningful centre."36 Auf diesen Gott kann sich der Beter verlassen.

 

D SCHLUSSFOLGERUNG

Psalm 62 ist weder durch zwei noch durch drei Stanzen strikt gegliedert. Hilfreicher ist es von zwei Hauptteilen mit vv. 2-7 und vv. 9-11 auszugehen. Diese beiden Blöcke werden durch die Funktion von in Verbindung mit dem Vertrauensmotiv jeweils chiastisch markiert. Bullock fasst treffend zusammen:37

Structurally, the repetition of the word "only" (Hebrew 'ak) constitutes the pillars that support the thought of this psalm. The psalmist uses this adverb to stress the exclusiveness of the thought.

Verbunden werden vv. 2-7 und vv. 9-11 durch v. 8. Dieser Vers bildet die Brücke von der persönlichen Erfahrung des Vertrauens (vv. 2-7) zur verallgemeinerten Anwendung als Lebensweisheit für alle (vv. 9-11). Die Verse 12 bis 13 als Abschlussstrophe bündeln die Botschaft der beiden Hauptteile und spitzen sie zu: Der Beter vertraut einem Gott, der die Macht hat zu richten.

Die Ergebnisse veranschaulicht am hebräischen Text von Ps 62 sehen folgendermaßen aus:

 

 

BIBLIOGRAPHIE

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Correspondence:
Gunnar Begerau
Biblisch-Theologische Akademie in Wiedenest, Germany
Research Associate of the Department of Old Testament at the University of Pretoria
South Africa
begerau@wiedenest.de

 

 

 

1 Klaus Seybold, Die Psalmen: Eine Einführung (2., durchgesehene Aufl.; (Stuttgart/Berlin/Köln: Kohlhammer, 1991), 119-124.
2 C. Hassell Bullock, Encountering the Book of Psalms: A Literary and Theological Introduction (EBS; Grand Rapids, Mich.: Baker Academic, 2001), 166ff.
3 Hans-Joachim Kraus, Psalmen 60-150 (2. Teilband Psalmen; BKAT 15/2; 5., überarb. Aufl.; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1978), 596.
4 Frank-Lothar Hossfeld & Erich Zenger, Psalm 51-100 (HTKAT; 3. Aufl.; Freiburg/Basel/Wien: Herder, 2000), 181f.
5 Ähnlich spricht Weiser von den Motiven des Vertrauens im ersten Teil gegenüber der Paränese und Weisheitsdichtung im zweiten Teil: Artur Weiser, Psalm 61-150 (2. Teilband Die Psalmen; ATD; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987), 304.
6 Vgl. auch Pieter van der Lugt, Psalms 42-89 (2. Teilband Cantos and Strophes in Biblical Hebrew Poetry; OTS 57; Leiden/Boston: Brill, 2010), 188. Samuel Terrien, The Psalms: Strophic Structure and Theological Commentary (Grand Rapids, Michigan: Eerdmans, 2003), 457 spricht sich auf der Gegenseite deutlich gegen die postulierte Zweiteilung anderer Kommentatoren mit vv. 2-8 und vv. 9-13 aus. Er folgt der Dreiteilung vv. 2-5, vv. 6-9, vv. 10-13.
7 Marvin E. Tate, Psalms 51-100 (WBC 20; Dallas, Tex.: Word Books, 1999), 119.
8 James L. Mays, Psalms (IBC; Louisville, Ky.: Westminster John Knox Press, 1994), 215.
9 Jean-Luc Vesco, Le psautier de David: Traduit et commenté (1. Teilband; Paris: Cerf, 2006), 548.
10 Casper J. Labuschagne, "Psalm 62 - Logotechnical Analysis," 1-4; [zitiert 13. Juni 2013]. Online: http://www. labuschagne.nl/ps062.pdf; Van der Lugt, Psalms 4289, 184. Eine ähnliche Aufteilung in zwei Stanzen (vv. 2-7 u. vv. 8-13) sehen auch Jacques Trublet und Jean-Noël Aletti, Approche poetique et theologique des Psaumes (Paris: Cerf, 1983), 54f.
11 Gerald H. Wilson, Psalms (1. Teilband; NIVAC; Grand Rapids, Mich.: Zondervan, 2002), 877.
12 Beat Weber, "Ps 62,12-13: Kolometrie, Zahlenspruch und Gotteswort," BN 65 (1992): 44-46.
13 Beat Weber, Die Psalmen 1 bis 72 (1. Teilband Werkbuch Psalmen; Stuttgart/Berlin/Köln: Kohlhammer, 2001), 277.
14 Weber, "Ps 62, 12-13," 44. So auch Terrien, The Psalms, 457.
15 Weber, Die Psalmen 1 bis 72, 277.
16 Weber, Die Psalmen 1 bis 72, 277.
17 Vgl. Auch Pierre Auffret, Voyez de vos Yeux: Étude structurelle de vingt psaumes dont le psaume 119 (VTSup 48; Leiden/New York/Köln: Brill, 1993), 120.
18 Norman H. Snaith, "The Meaning of the Hebrew TN," VT14 (1964): 225.
19 Weber, Die Psalmen 1 bis 72, 277.
20 Hendrik G. L. Peels, "Het Vertrouwensmotief in de Psalmen," in Onthullende Woorden: Opstellen Aangeboden aan prof dr J. de Vyst (Hg. Johannes W. Maris und Hendrik G. L. Peels; Leiden: Groen, 1997), 123.
21 Hossfeld und Zenger, Psalm 51-100, 186f.
22 Weber, Die Psalmen 1 bis 72, 277.
23 Vesco, Le psautier de David, 548.
24 Weber, Die Psalmen 1 bis 72, 277.
25 Vesco, Le psautier de David, 548. Ähnlich auch Trublet und Aletti, Approche poétique, 54f.
26 Auffret, Voyez de vos Yeux, 123.
27 Vgl. auch Trublet und Aletti, Approche poétique, 54f.
28 Gegen Labuschagne "Psalm 62," 3, der aufgrund eines numerischen Vergleichs zwischen vv. 2-4, 5-6, 7-9 und 12-13 annimmt, dass vv. 10.11 "were added secondarily into the original numerical composition, most probably by the author himself."
29 Wilhelm Gesenius, Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament (Bearb. Frants Buhl; Unveränd. Neudruck; 17. Aufl.; Berlin/Göttingen/ Heidelberg: Springer, 1962), 714f.
30 Vesco, Le psautier de David, 548.
31 Hossfeld und Zenger, Psalmen 51-100, 186f. Walter Beyerlin, Die Rettung der Bedrängten in den Feindpsalmen der Einzelnen auf institutionelle Zusammenhänge untersucht (FRLANT 99; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1970), 28 spricht von einem "stark reflektierten Charakter" dieser Schlussworte (vv. 12b-13).
32 Hossfeld und Zenger, Psalmen 51-100, 187.
33 So auch Van der Lugt, Psalms 42-89, 189.
34 Auffret, Voyez de vos Yeux, 122f geht sogar soweit, dass er v. 8 als Zentrum innerhalb einer symmetrischen Struktur von vv. 4-11 erkennt. Dagegen sprechen aber die oben beschriebenen literarischen Signale für die Kohärenz der Einheiten vv. 2-7 und vv. 9-11. Diese beiden Einheiten sind zwar ohne Zweifel aufeinander bezogen, was sich jedoch nicht in einer chiastischenGesamtstruktur wiederspiegeln muss.
35 Vgl. Peels, "Vertrouwensmotief," 124.
36 Labuschagne, "Psalm 62," 3.
37 Bullock, Encountering the Book of Psalms, 173.

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